Brennende Sehnsucht nach dir
‚beschränkt'. Ein gutaussehender Playboy, nicht klug, unfähig zur Treue, aber im Grunde ein anständiger Kerl. Seine Frau saß still in der Ecke des Besucherraums im Internat, und ich sah ihr an, dass ihr bei dem Gedanken schlecht wurde, den unehelichen Sohn ihres Mannes aufzunehmen! Jaime bemerkte es nicht. Da Barb aus dem Weg war, glaubte er, ich würde von nun an zur Familie gehören. Er vertraute auf die ,Blutsbande'. Ich sagte ihm, er solle sich zum Teufel scheren."
Chrissys Augen waren feucht geworden vor Mitleid.
"Aber er war hartnäckig und schrieb. Ich warf alle Briefe ungelesen in den Abfall. Irgendwann kamen keine mehr. Die Ironie des Ganzen ist..." Boyd lachte zynisch, "Wenn er sich zuerst an meinen Großvater gewandt hätte, wäre ich mit dem nächsten Flugzeug zu Jaime nach Spanien geschickt worden."
"Du meinst, dein Großvater wollte dich nicht behalten?"
"Ich wollte dir nur meine Einstellung verdeutlichen. Selbst als Erwachsener war ich zu stolz, um Kontakt zu meinem Vater zu suchen. Ich habe es dann doch bitter bereut, ihn nie näher kennen gelernt zu haben. Vielleicht hätten wir wenigstens Freunde werden können. Es war ein Schock für mich, als Jaime mit seiner Familie bei dem Flugzeugabsturz ums Leben kam."
"Ja, natürlich", flüsterte Chrissy niedergeschlagen.
"Für den Wunsch, einige Zeit mit ihm und meinen Halbgeschwistern zu verbringen, war es nun zu spät", sagte Boyd rau. "Meistens bekommt man im Leben keine zweite Chance. Das Schlimmste war, sein Geld zu erben ... Mein Vater hatte nie vergessen, dass ich sein Erstgeborener war. Selbst wenn meine Halbgeschwister überlebt hätten, wäre der größte Teil an mich gegangen. Er war Multimillionär, und ich bekam alles. Es schien mir völlig falsch zu sein, das Erbe anzunehmen.
Ich hatte ihn abgelehnt, solange er lebte, und profitierte von seinem Tod."
"Wenn er es doch so wollte ..."
"Ja, zu dem Schluss bin ich auch gekommen. Trotzdem fühle ich mich schuldig, und dass ich weiter für die
Wohltätigkeitsorganisationen spende, die er unterstützte, ändert nichts daran. Rosie soll eine schöne Kindheit haben, deswegen möchte ich für sie da sein. Am wichtigsten ist Geborgenheit."
"Ich stimme dir zu, aber..."
"Kein Aber"', unterbrach Boyd sie leise. "Ich wollte niemals Kinder. Was meine Eltern mir angetan haben, sollte sich nicht wiederholen. Aus dem Grund habe ich immer jedes Risiko ausgeschlossen, eine Frau zu schwängern. Und jetzt erfahre ich, dass ich ein
einziges Mal nicht aufgepasst habe, und alles ändert sich."
Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Wie würde es weitergehen, wenn er sich nicht mehr auf Rosie konzentrierte? Chrissy ahnte, dass er sich wieder seiner Rache an Elaine widmen würde. Und wenn sie, Chrissy, ihm erzählte, dass die Schwangerschaft ihrer Schwester der Anlass für die Lüge gewesen war, würde er es ihr nicht glauben, weil Elaine bestimmt nicht zugab, ein Kind von Steve zu erwarten. Deprimiert wurde Chrissy klar, wie hoffnungslos ihre Lage war. Solange ihre Schwester nicht zu Steve zurückkehrte, konnte das ungeborene Baby nur durch Schweigen geschützt werden.
"Du bist so still", tadelte Boyd. "Denkst du, all das hat nichts mit dir zu tun?"
Sie hatte längst die Kontrolle verloren, stand hilflos am Abgrund und wartete auf den tödlichen Stoss.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", gab Chrissy mit zitternder Stimme zu.
"Rosie ist glücklich hier. Du kannst mit ihr jedoch nicht länger als meine Haushälterin bei mir wohnen."
Das wollte er also! Er würde vorschlagen, dass Rosie und sie auszogen. Dieses egoistische Ekel! Er erhob Anspruch auf das Kind, es ständig in seiner Nähe zu haben, war ihm aber zu unbequem.
"Die Massenblätter werden mich niemals in Ruhe lassen.
Mich stört das nicht, doch ich will nicht, dass die
Sensationsreporter dich und Rosie zerfleischen ..."
"Gestern w ...war dir das noch egal! "
"Du hast meine Meinung auf wundersame Weise geändert" , höhnte Boyd. "Gestern liegt plötzlich ein Jahrhundert zurück. "
Chrissy wünschte, er würde endlich zur Sache kommen.
Vermutlich wollte er sie nur so schnell wie möglich aus dem Haus haben, bevor sie ihm noch weitere Unannehmlichkeiten bereitete. Und es war ihr sogar recht, wenn er sich als der gemeine Kerl erwies, für den sie ihn hielt.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde ..."
Boyd blickte sie grimmig an. "Aber Not bricht Eisen. Wir müssen heiraten und zwar schnell."
8. KAPITEL
Chrissy saß
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