Brennende Sehnsucht
wäre. Ja, er hatte ihr nicht einmal einen fragenden Blick zugeworfen.
Das ließ für die Zukunft nichts Gutes erwarten.
Dann läutete eine verspätete Alarmglocke in ihrem Innern. Es gab mehr zu bedenken. Einerseits würde sie Marbrook häufig sehen, wenn sie nach Brook House zogen. Andererseits würde sie... Marbrook häufig sehen, wenn sie nach Brook House zogen. Wie auch immer, sie wäre dazu verdammt, mehr Zeit in seiner Gegenwart zu verbringen, als ihr recht war.
Lord Brookhaven wandte sich an den Vikar. »Sir, ich kann Euch sogleich nach Brook House bringen lassen. Mein Kammerdiener wird sich Eurer mit Vergnügen annehmen.« Der Vikar blinzelte amüsiert bei dem Gedanken, dass ein fremder Mann seine Hosen zuknöpfen könnte,
doch Brookhaven hatte sich großzügig bereits wieder an die Damen gewandt. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Damen zunächst noch Lementeur einen kurzen Besuch abstatten wollen. Ich habe gehört, er soll der Beste seines Faches sein.«
So wie Tessa der Atem stockte und selbst Deirdres Augen funkelten, musste dieser Lementeur sowohl heiß begehrt als auch sehr exklusiv sein. Phoebe hatte Tessa nicht mehr so erregt gesehen, seit Deirdre einen zweiten Walzer mit dem greisen Herzog erwirkt hatte.
»Schließlich«, fuhr Brookhaven fort, »wird Miss Millbury eine Brautausstattung brauchen, die einer Marquise würdig ist.«
Jetzt fühlte sich Phoebe wie eine Tontaube beim Tontaubenschießen. Purer Neid funkelte ihr aus den Augen von Tessa und Deirdre entgegen. Wenn Blicke töten könnten, hätte Phoebe auf der Stelle umfallen müssen.
»Wer ist Lementeur?«, fragte Sophie.
Phoebe war froh darüber, dass es Sophie nichts ausmachte, als die Dumme dazustehen, denn sie selbst brannte darauf, genau das zu erfahren.
Tessa neigte den Kopf und schaute Sophie mitleidig an. »Liebes Kind, es ist wirklich langsam höchste Zeit, dass du aus deinem Butterfass herauskommst. Lementeur ist der exklusivste Damenschneider Londons. Es ist schier unmöglich, auch nur einen Stundentermin bei ihm zu bekommen, geschweige denn dass er sich bereit erklärt, eine ganze Aussteuer zu fertigen!«
Phoebe blinzelte. »Das ist sehr großzügig von Euch, Mylord, aber ich...«
Er tätschelte ihr salbungsvoll die Hand. »Schon gut, meine Liebe. Schließlich kann man doch nicht zulassen, dass die eigene Frau schäbig aussieht, nicht wahr?«
Schäbig. Phoebe bezweifelte, dass ihm aufgefallen war, wie beleidigend diese Äußerung gerade gewesen war.
Der Vikar räusperte sich. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Mylord, aber Lady Tessa hielt es für angebracht, mich darauf hinzuweisen, und nun, fürchte ich, muss ich Euch darauf ansprechen. Was ist mit Eurem Bruder?«
Brookhaven erstarrte. »Was soll mit ihm sein?«
Phoebe war genauso starr. Was war mit Marbrook? Warum klang der Vikar so zögerlich? Es war, als wünschte er über etwas zu sprechen, über das man im Beisein von Damen nicht sprach, aber das war doch lächerlich, denn Marbrook war ein absolut ehrenhafter...
»Euer... äh... Bruder wird mit den jungen Damen in Brook House residieren, Mylord?«
Brookhaven zuckte nicht mit der Wimper. »Ja. So wie Ihr und Lady Tessa. Ich hoffe sehr, Ihr wollt damit nicht andeuten, dass dies in irgendeiner Weise unschicklich wäre, Sir.«
Tessa neigte den Kopf und flüsterte Deirdre aufgeregt ins Ohr. Phoebe fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, die beiden zu belauschen, und der wachsenden Anspannung zwischen dem Vikar und dem Marquis. Der Vikar, der wegen der Verlobung schier aus dem Häuschen war, wäre niemals so beleidigend, wenn nicht irgendetwas mit Marbrook ganz und gar nicht stimmen würde.
»Lebemann.« « Phoebe hörte das Wort sehr deutlich, das Tessa Deirdre gerade in jenem Tonfall zuzischte, den sie für schlimmsten und anzüglichsten Klatsch benutzte. »Abschaum. «
Nein. Und doch...
Er hatte es nicht bestritten, als sie ihn gefragt hatte, ob er ein Lebemann sei. Er hatte nur gelächelt.
Hatte sie selbst nicht irgendwie gespürt, dass er kein
Mann von Ehre war? Schließlich hatte er sie einfach so auf die Terrasse gebracht, ohne ihr vorgestellt worden zu sein.
Er hatte sie gerettet. Sie war ihm dafür immer noch dankbar.
»Der Skandal verfolgt Marbrook wie ein treuer Hund« , war Tessas abschließender triumphierender Kommentar zu dem Ganzen.
Skandal.
Neuntes Kapitel
P hoebe saß neben dem Mann, der ihren Vater so glücklich gemacht hatte, und hatte das erstickende Gefühl,
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