Brennende Sehnsucht
ist?«
Phoebe nickte. Ihr Mund war noch immer trocken. Siebenundzwanzigtausend Pfund? Das war nicht nur viel, das war geradezu unanständig viel.
Mr Stickley betrachtete sie mit einem matten Lächeln. »Nun, es sieht so aus, als hättet Ihr das Rennen gemacht. Aus zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass der Gesundheitszustand des derzeitigen Herzogs von Brookmoor sich weiter verschlechtert hat.«
Ein alter Mann lag im Sterben. Bei dem Gedanken, dass das eine gute Nachricht war, drehte sich Phoebe schier der Magen um, und doch war es das. Sein Tod und ihre Heirat würden sie für immer befreien. Sie wollte diese Sicherheit mehr als sonst irgendetwas in ihrem Leben. Außer Marbrook.
Sie stieß ein beiläufiges Geräusch aus, und Mr Stickley nickte.
»Nun, sollte Miss Millbury erben, dann wird es geringe Unterhaltszahlungen an die anderen beiden Damen geben – ich meine, im Testament ist festgehalten, dass jede von ihnen fünfzehn Pfund pro Jahr erhalten soll.« Er verstummte, denn selbst er musste bemerkt haben, was für eine lächerliche Summe das war.
Eine ordentliche Gouvernante verdiente mehr als das und bekam dazu noch freie Kost und Logis. Er räusperte sich. »Es ist sehr bedauerlich, dass Sir Hamish die steigenden Unterhaltskosten nicht bedacht hat, aber es gibt keine Verfügung über eine Anpassung der Summe.«
Phoebe wollte ihren Cousinen nicht in die Augen schauen, aber sie zwang sich dazu. Sie musste das Pickering-Erbe gewinnen. Der Traum ihres Vaters... der letzte Wunsch ihrer Mutter auf dem Sterbebett... es lag nicht in ihrer Macht, ihre Zukunft zu verändern.
Deirdre war schön und verfügte über gute Beziehungen. Sie würde eines Tages eine gute Partie machen.
Sophie... Sophie schaute nachdenklich in die Ferne. Phoebe kam zum ersten Mal der Gedanke, dass Sophie niemals erwartet hatte, auch nur einen Farthing des Pickering-Vermögens zu erben.
Warum war sie dennoch in London?
Mr Stickley räusperte sich noch einmal. »Nun, Ihr müsst verstehen, Miss Millbury, dass Stickley & Wolfe das Erbe nicht an Euch auszahlen kann, bevor Ihr nicht geheiratet habt und Euer zukünftiger Mann offiziell zum Herzog ausgerufen wurde. Auch darf kein Wort über diese Angelegenheit an die Öffentlichkeit dringen, oder das gesamte Arrangement wird hinfällig.«
Deirdre runzelte die Stirn. »Diesen Teil habe ich nie verstanden. Wir könnten uns alle einen Herzog angeln, wenn wir ihm siebenundzwanzigtausend Pfund vor die Nase halten dürften.«
Oh nein. Deirdre war nicht neidisch. Nein, nicht im Geringsten.
Mr Stickley nickte betrübt. »Richtig. Euer Urgroßvater war sich dieser Tatsache bewusst. Er wünschte, dass Ihr Euch das Erbe mit Euren eigenen Talenten verdientet.«
Selbstverständlich verstand Phoebe Deirdres Zorn. Wenn goldblondes Haar und saphirblaue Augen nicht als die besten Talente galten, nun, was war dann aus der Welt geworden?
»Was passiert eigentlich mit dem Geld, wenn jemand außerhalb der Familie davon erfährt?«
Alle drehten sich um. Die Frage stammte von Sophie, die zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Zusammenkunft gesprochen hatte. Aller Augen richteten sich wieder auf Mr Stickley, der puterrot wurde und mit dem Zeigefinger an seinem Kragen herumzog.
»Für den unwahrscheinlichen Fall, dass keine der Damen sich mit einem Herzog vermählt oder der Inhalt des Testaments an die Öffentlichkeit gerät...«
Die Möbel knarrten, als alle vier Frauen sich vorbeugten. Die Intensität ihrer Aufmerksamkeit reichte offenbar aus, selbst einen so kalten Fisch wie Mr Stickley in Verlegenheit zu bringen. Er hustete und räusperte sich zum wiederholten Male. »In diesem Fall geht die gesamte Summe... nun, äh, Sir Hamish hatte eine dezidierte Meinung über die Steuern...« Er schaute sich um, blickte in ihre erwartungsvollen Gesichter und zuckte hilflos mit den Schultern. »Er hat alles den Schmugglern vermacht.«
»Schmugglern.« Sophie senkte den Blick und lächelte. »Whisky-Schmugglern, nehme ich an.«
Mr Stickley sah aus, als würde er sich allein bei dem Gedanken daran, dass das ganze schöne Geld an einen Haufen ungewaschener Krimineller gehen könnte, am liebsten übergeben. »Ja. Das gesamte Vermögen soll darauf verwendet werden, die Strafen und Gebühren von Männern zu zahlen, die Whisky hergestellt und transportiert haben, ohne die gesetzlich festgelegte Steuer darauf zu zahlen.«
Phoebe dachte an das Porträt von Sir Hamish, das in Thornhold hing. Das sandfarbene Haar und
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