Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
ein bisschen Angst?‘, spottete sie in Gedanken und grinste dabei unverschämt.
Bald darauf erreichte sie das Wirtshaus, in dem Olof Sigvaldsson untergekommen war. Er freute sich aufrichtig, die attraktive Frau wiederzusehen und zeigte das in seiner leicht naiven Art auch deutlich. Roten Ohren passten einfach nicht zu hellblonden Haaren. „Seid ihr gestern noch weitergekommen mit euren Überlegungen?“, platzte er gleich voller Neugier heraus. Mia nickte und versuchte dabei ernst zu bleiben. Wie gern würde sie den blonden Hünen ein wenig an der Nase herumführen und Spielchen mit ihm spielen! Aber dafür war jetzt nicht die richtige Zeit. Also sammelte sie sich kurz und berichtete ihm dann von ihrem Gespräch und dem Entschluss, den sie gemeinsam getroffen hatten. Als sie das Grab erwähnte, wurde es dem Nordmann in der Tat etwas mulmig in der Magengegend. Doch er versuchte tapfer, sich nichts anmerken zu lassen. Ein Nordmann kannte keine Furcht. So hieß es. Und so musste es auch sein. Innerlich stampfte er mit dem Fuß auf und zeigte sich demonstrativ zuversichtlich. „Wunderbar!“, stieß er etwas zu laut hervor, „Das sind gute Neuigkeiten. Gemeinsam werden wir dem Geheimnis der Axt schon auf die Spur kommen. Wann brechen wir auf?“ „Schon sehr bald.“, gab Mia zurück und bestellte sich erst einmal einen Tee.
Nachdem sie ihren Tee getrunken und Olof seine Sachen zusammengepackt hatte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Stadttor. Dort warteten bereits die anderen drei Schattensammler auf sie. Snip und Bardinius saßen auf schlanken Reitpferden, während Noggs Pferd eher als Schlachtross zu bezeichnen war: breit und muskulös genug, um sein stattliches Kampfgewicht tragen zu können. Auch für Mia und Olof standen passende Pferde bereit. Die Ausrüstung, die Vorräte und das nötige Gepäck hatten sie auf zwei Packpferde geschnürt. Alles war bereit. Das Abenteuer konnte nun losgehen.
Kapitel 12
Er musste absolut wahnsinnig sein. Vorsichtig schob sich Einar noch ein Stück weiter voran, seinen Körper fest an den harten, verschneiten Boden gepresst, damit er ja nicht entdeckt würde. Die Katastrophe lag nun schon eine Woche zurück. Und noch immer steckte sie ihm hartnäckig in den Knochen. Dennoch konnte er von Glück sagen, dass er seine Verfolger abgeschüttelt und eine sichere Höhle gefunden hatte, in der er zunächst einmal bleiben konnte. Doch sah er darin keine Dauerlösung. Immer wieder kreisten seine Gedanken um jene Nacht und um die Menschen im Dorf, die noch bis vor kurzem seine Freunde und Verwandte gewesen waren. Aber jetzt? Sie mussten ihn hassen, sahen einen heimtückischen Mörder in ihm, eine reißende Bestie, die man besser sofort tötete, wenn man auf sie traf.
Und dennoch – es trieb ihn zurück an den Ort des Geschehens. Er musste einfach noch einmal einen Blick auf sein Heimatdorf werfen. Den Ort, an dem er geboren und aufgewachsen war – wo er sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Abschied nehmen. Diese Nacht eignete sich hervorragend für sein Vorhaben. Dunkle Wolken verdeckten den Mond. Nur hier und da funkelte vereinzelt ein Stern durch die spärlichen Lücken in der Wolkendecke. So würde ihn wohl keiner entdecken – zumal niemand mit ihm rechnete.
Noch einen tiefen Atemzug, dann spannte er die Muskeln an und robbte ein weiteres Stück nach vorn. Er befand sich auf eine kleine Anhöhe in der Nähe des Eingangs. Von dort aus, konnte er das Dorf bestens überblicken, ohne selbst entdeckt zu werden. Seine zittrigen Hände schoben die Zweige des Busches beiseite. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er hindurch. Das Dorf lag ruhig vor ihm. Keine Bewegung. Kein Geräusch. Nicht einmal ein Feuer, das irgendwo brannte – obwohl es ein wenig verbrannt roch. ‚Da stimmt was nicht.‘ Der Gedanke hämmerte in Einars Kopf. Es war einfach zu ruhig. Und zu dunkel. Da riss die Wolkendecke für einen kurzen Moment auf. Der Mond tauchte das Dorf in sein fahles Licht. Ein Schauder ging durch den Schmied. Das Dorf – sein Dorf – lag in Trümmern. Die Palisadenwand eingerissen. Wachtürme einfach umgeworfen. Die Häuser zum Teil völlig niedergebrannt. Selbst vom großen Haus des Häuptlings standen nur noch wenige Reste. Eine dünne Schneedecke verdeckte die meisten Gebäude. Dazwischen lagen überall Leichen herum. Einar drehte es fast den Magen um. ‚Was ist hier nur geschehen? Wer hat das angerichtet?‘ Eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und auch
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