Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
fünfzehn Zentimeter. Snip vermutete, dass es sich dabei um Jagdtrophäen handelte. Man zeigt halt, was man hat. In Thorges Gürtel steckten zwei lange schartige Entermesser, die wohl auch schon bessere Zeiten gesehen hatten.
„Da habt ihr euch aber ein riskantes Ausflugsziel ausgesucht.“, sagte der Seemann mit einem verschmitzten Grinsen, nachdem die Schattensammler ihm ihr Anliegen vorgetragen hatten. Dabei entblößte er seine braunen, fauligen Zähne. Definitiv kein schöner Anblick! „Da könnte ich nicht nur mein geliebtes Boot verlieren, sondern vielleicht sogar mein kostbares Leben. Nicht auszudenken!“, fuhr er fort und wartete mit ernster Miene auf eine passende Antwort der Fremden. „Wir sind natürlich bereit, euch angemessen für eure Mühen zu bezahlen.“, sprach nun Olof genau die Worte aus, die Thorge ganz offensichtlich hören wollte. Sofort hellte sich sein Gesicht auf. „Nun ja“, sagte er mit langgezogenen Worten, „wenn das so ist, dann stehe ich euch gerne mit meinem Boot zur Verfügung. Wann wollt ihr aufbrechen?“
Kapitel 33
Wut. Blanke Wut. Dieses Gefühl bestimmte alles: Handeln. Denken. Empfinden. Es schob alles andere beiseite, machte jedes weitere Gefühl unwichtig – ja, überflüssig. Die Wut beherrschte ihn. Mit einem rasenden Tempo flog die Landschaft an ihm vorbei. Bäume. Büsche. Felsformationen. Keine Zeit, sich umzuschauen. Keine Zeit. Nur Wut.
Die Spur war nicht frisch. Doch er konnte ihr ohne Probleme folgen. Seinen geschärften Sinnen entging nichts. Er rannte. Er hetzte. Er jagte. Die Fährte würde ihn zu seiner Beute bringen. Das war immer so. Ein Anflug von Vorfreude machte sich in ihm breit. Er liebte es, mit der Beute zu spielen – sie winseln zu sehen – sie immer weiter in die Ecke zu drängen. Und sie dann genüsslich zu erlegen. Ganz langsam und grausam. Sich an ihrem Schmerz und Leid zu weiden. Das linderte die Wut für einen Moment. Nur ein bisschen. Aber das tat so gut.
Wieder spürte er die Wut in seinen Schläfen pochen. Dröhnend hämmerte sie gegen seinen Kopf. Sein allgegenwärtiger Begleiter. Der Weg führte nach Norden. Das war ihm egal. Hauptsache, er näherte sich seiner Beute. Stück für Stück. Unablässig. Denn er machte niemals Pause. Wurde niemals müde. Der Bluthund schlief nicht.
Und niemand sollte versuchen, sich ihm in den Weg zu stellen, wenn er jagte. So wie die beiden erbärmlichen Menschen gerade eben. Jetzt klebte ihr Blut an seinen Zähnen. Zwei kurze Schnapper. Im Vorbeilaufen. Mehr nicht. Keine Zeit. Doch das reichte schon. Er leckte sich mit der langen Zunge über die Zähne. Menschenblut. So schwach. So fade. Kein Geschmack. Keine Würze. Das ärgerte ihn. Und sie kochte wieder hoch – seine Wut. Laut brüllte er seinen Frust heraus. Angsterfüllt flogen die Vögel aus den Kronen der nahe stehenden Bäume auf und machten sich aus dem Staub. Klug – die kleinen Viecher. Klüger als Menschen, die sich ihm in den Weg stellten. Aber Menschen waren niemals klug. Und sie waren ihm nicht gewachsen. Das wusste er aus eigener Erfahrung. Unermüdlich rannte er weiter. Und die Wut begleitete ihn auf jedem einzelnen Meter.
Kapitel 34
Je weiter sie segelten, desto zahlreicher und dicker wurden die Eisschollen, denen sie begegneten. Thorge Asmundsson stand am Bug seines Bootes und schaute skeptisch auf das Meer hinaus. Sein Boot ließ sich wohl eher als Kahn bezeichnen. Ein alter klappriger Kahn. Nicht viel größer als eins der Fischerboote. Der Rumpf hatte schon lange keinen Anstrich mehr gesehen. Dass er früher einmal in leuchtendem Blau gestrichen war, ließ sich bestenfalls noch erahnen. Auf dem rot weiß gestreiften Segel prangte weithin erkennbar ein großes blaues Auge. Offensichtlich eine Anspielung auf das Markenzeichen des Seemanns.
Die ersten Tage der Überfahrt hatten keine Probleme mit sich gebracht. Das Boot nahm gut Fahrt auf, der Wind stand günstig. Doch nun wurde es zunehmend schwerer, die Eisschollen zu umfahren oder ihnen auch nur auszuweichen. Schon mehrmals hatte es Beinahe-Zusammenstöße gegeben. Und jedes Mal drehte Nogg fast völlig durch. Er hasste es wie die Pest, wenn er keinen festen Boden unter den Füßen hatte. Schiffe konnte er nicht ausstehen. „Wasser ist für Fische.“, pflegte er zu sagen. Und es hatte die Schattensammler einiges an Überredungskunst gekostet, den Ork auf das Boot zu bekommen. Hätte er geahnt, dass es solch eine wilde Fahrt werden würde…
„Hart
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