Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Dunkelheit auf sie zugesprungen kam. Eine vielleicht menschengroße Gestalt in gebückter halten sprang mit einem weiten Satz auf einen der Wagen zu. Lange scharfe Krallen schnitten mühelos durch die Plane. Gierig stürzte sich das Wesen auf das, was sich darunter befand. Ohne zu zögern stürzten sich zwei der Soldaten auf die katzenartige Kreatur. Wütend wirbelte sie herum und wich den Schwerthieben aus. Laut fauchte sie die Angreifer an. Die verstärkten ihre Anstrengungen und hieben in raschen Folgen auf ihren Gegner ein. Immer wieder gelang es der Bestie auszuweichen. Dann tauchte sie auf einmal unter den Hieben hindurch und ging zum Gegenangriff über. Mit einem gezielten Hieb schlug sie ihre Klaue in die Schulter eines der Dämonen. Voller Schmerz stöhnte er auf und konnte seine Waffe nur mit Mühe festhalten. Der andere Dämon reagierte sofort. Eine kurze Drehung, dann stieß er mit seinem Schwert zu und durchtrennte der Bestie die Kehle. Geräuschlos sackte sie in sich zusammen.
Der verletzte Soldat stand mit weit aufgerissenem Mund da und betastete seine Schulter. In seinen Augen spiegelte sich die nackte Angst. Er wollte etwas sagen. Doch kein Wort kam über seine Lippen. Ganz langsam, fast wie in Zeitlupe, hob sein Kollege erneut das Schwert. Dann stieß er zu und durchbohrte dem anderen das dunkle Herz. Der Dämon war auf der Stelle tot. Aus seinem Gesicht sprach die Erleichterung. Ohne seinen toten Kollegen noch eines Blickes zu würdigen, trat der Soldat wieder an seinen Platz. Der Trupp setzte sich erneut in Bewegung. Die Anspannung ließ sich mit Händen greifen. Dann endlich, nach schier endlosen Minuten hatten sie das andere Ende der Höhle erreicht. Der Ausgang lag nun unmittelbar vor ihnen.
Kapitel 54
Das Plateau erstreckte sich viele hundert Meter in alle Richtungen. Nebelschwaden hingen tief darüber. Ein kühler Wind blies von den Bergen hinab. Den größten Teil des Plateaus nahm ein waberndes schleimiges Gewebe ein: die Brutmutter. Es fiel schwer, dieses Wesen auch nur annähernd zu beschreiben. Ein wirrer Wust aus Fleisch, Gliedmaßen, Tentakeln, Augen, Ohren und Mündern bedeckte den Boden. Alle nur erdenklichen Farben und Schattierungen mischten sich ohne erkennbares Muster durch- und ineinander. Und alles bewegte sich stetig, wogte wie Wellen auf dem Meer.
Die Dämonen ließen ihre Wagen in einigem Abstand zur Brutmutter anhalten. Dann schlugen sie die Planen zurück und griffen sich jeweils ein paar der Päckchen, die darunter verborgen waren. Um was es sich genau handelte, ließ sich nicht erkennen. Irgendetwas war mit dünnen Bändern zu Bündeln zusammengebunden worden. Jedes so groß wie eine Melone. So beladen näherten sich die Soldaten der Brutmutter von verschiedenen Seiten und warfen die Brocken einfach in die wogende Masse hinein. Gierig schnappten die zahllosen Mäuler danach. Und wo die Brocken daneben fielen, bewegten sich die Tentakel schlängelnd zu ihnen und schoben sie einfach ins nächste Maul hinein. Ein Wagen nach dem anderen wurde so entleert, bis jeder Brocken an die Brutmutter verfüttert worden war. Ein tiefes, grunzendes Geräusch ertönte nun aus dem fleischlichen Gewirr. Irgendwie klang es auf perfide Weise zufrieden. Dann beruhigte sich die wogende Masse zusehends, die Tentakel erschlafften, die Mäuler und die Augen schlossen sich.
„Wir können gehen!“, flüsterte der Hauptmann der Dämonentruppe. Die Soldaten nickten wortlos. Ganz sachte wendeten sie ihre Wagen und nahmen Kurs auf den Höhleneingang. Wenig später waren sie darin verschwunden. Auf der Ebene herrschte nun nahezu himmlische Ruhe.
Weiter fünf Minuten später kamen die Schattensammler hinter den Felsbrocken hervor, die ihnen als Versteck gedient hatten. Während der Fütterung waren sie heimlich aus der Höhle geschlüpft und hatten sich hier verborgen. In einer Mischung aus Neugier und Ehrfurcht blickten sie zu der Brutmutter herüber. Trotz ihrer abgrundtiefen Hässlichkeit wirkte sie so harmlos und sanft wie ein schlafendes Baby. Und in der Tat, die dämonische Wesenheit schien tatsächlich zu schlafen, während sie ihre Mahlzeit verdaute. Langsam und bedacht darauf, möglichst keine lauten Geräusche zu machen, schlichen die sieben um die Brutmutter herum. Sie mussten ihren Schoß finden, um den Dorn der Axt dort hinein zu tauchen. Aber wie sah der aus? Das hatte ihnen bislang keiner sagen können. „Schaut mal dort!“, flüsterte Bardinius den anderen zu und deutete mit
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