Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
darum, dem Himmel am nächsten zu kommen. Gargylen und dämonische Gestalten waren in den hellen Stein gemeißelt und gaben dem Gemäuer einen düsteren Charakter. Rings um die Burg zog sich ein breiter Graben. Womit er gefüllt war, das ließ sich von hier aus nicht feststellen. Der einzige Zugang zur Burg führte durch ein gewaltiges Tor, das – ganz klassisch – in Form eines riesigen Dämonenmauls gehalten war. Warum waren die Baumeister des Bösen eigentlich immer so einfallslos? Eine schwere Zugbrücke führte vom Tor aus über den Graben hinweg. Ununterbrochen bewegten sich Dämonen der verschiedensten Arten in die Burg rein und raus. Um die Burg herum standen zahlreiche Zelte und Hütten, in denen Dämonen campierten. Ein großes Heerlager und ein wuseliges Treiben. Dementsprechend laut ging es überall zu. Eine bunte Mischung der unterschiedlichsten Dürfte erfüllte die Luft – und nicht alle davon rochen besonders angenehm.
Nogg und seine Truppe fielen in dem ganzen Durcheinander überhaupt nicht auf. Niemand schenkte ihnen die geringste Beachtung, als sie sich langsam den Weg durch das Heerlager bahnten. Dabei lauschten sie intensiv auf das, was die Dämonen so miteinander sprachen. Jeder Hinweis konnte von Bedeutung sein. Immer wieder war die Rede von einem Dämonenfürsten, der einen schier unaussprechlichen Namen trug. Die meisten sprachen von ihm folgerichtig auch nur als „Herr“ oder „Meister“. All diese Dämonen im Lager waren seinem Ruf gefolgt und hatten sich hier um seine Burg versammelt. Ungeduldig warteten sie auf den Befehl zum Aufbruch. Wohin es gehen sollte, wusste keiner so genau, aber man munkelte, dass eine andere Welt erobert werden sollte, um dort eine neues Reich für Dämonen zu errichten. Die Vorfreude stand den höllischen Kreaturen unübersehbar ins Gesicht geschrieben.
Allmählich näherten sich die Schattensammler der Zugbrücke. Snip überlegte intensiv, was sie nun tun sollten. Machte es Sinn, in die Höhle des Löwen einzudringen? Ja, was nützte es ihnen letztlich, wenn sie in die Nähe des Dämonenfürsten kamen? Ausschalten würden sie ihn kaum können. Und seine Pläne lagen auf der Hand. So simpel – und zugleich so gefährlich. Ihre einzige Chance bestand darin, die Errichtung des Portals zu verhindern. Und dafür brauchten sie eine voll funktionsfähige Axt. Dennoch gingen sie weiter. Da fielen ihre Blicke plötzlich auf einen Trupp Dämonen, der mehrere Wagen mit sich führte, die von plumpen dämonischen Bestien gezogen wurden. Jeder der Wagen ächzte unter seiner schweren Last. Dicke Planen blockierten die Sicht auf die Ladung. Natürlich konnte sich auf diesen Wagen alles Mögliche befinden – aber Snips Instinkt sagte ihm, dass sie hier goldrichtig waren. Unauffällig näherten sie sich den Dämonen und versuchten im Vorbeigehen ein wenig mehr herauszubekommen.
„Hoffentlich verpassen wir nicht den Aufbruch, während wir unterwegs sind.“, sagte gerade einer der Dämonensoldaten zu einem anderen. „Ich will mit dabei sein, wenn es losgeht.“ Mit einem grunzenden Geräusch signalisierte der andere seine Zustimmung. „Es ist so öde, immer nur den gleichen Weg zu laufen. Futter transportieren...“ Dabei machte er eine abfällige Bewegung mit der klauenbewehrten Hand. Der Goblin frohlockte innerlich. Das klang gut. Sein Gefühl schien ihn nicht getrogen zu haben. Aber ganz sicher konnte er sich noch nicht sein. Denn „Futter“ brauchten auch andere. Er musste noch mehr erfahren. Da kam ihm der Anführer des Trupps unbeabsichtigt zur Hilfe. „Ruhe, ihr Pfeifen!“, herrschte er die beiden Soldaten an. „Wir erfüllen eine sehr wichtige Aufgabe. Ohne das Futter kann uns die Brutmutter keine neuen Soldaten schenken. Sie benötigt viel Kraft dafür. Einige von euch stammen doch selbst von ihr ab. Also reißt euch zusammen.“ Ertappt und reumütig schauten die beiden Angesprochenen auf den Boden. Vorsichtshalber erwiderten sie lieber nichts. Auf den Zorn ihres Hauptmanns konnten sie gut verzichten.
Rumpelnd rollten die vier Wagen über den befestigten Weg. Entgegenkommende Dämonen gingen artig aus dem Weg. Keiner wollte den Transport behindern. Snip und seine Leute verfolgten sie mit gebührendem Abstand. Endlich hatten sie ihren Anhaltspunkt, den sie so dringend brauchten. Vor allem in Olofs Fingern kribbelte es besonders. Diese Dämonen würden sie direkt zu einer Brutmutter führen. Die Axt würde wieder zu voller Kraft und Macht hergestellt.
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