Brennendes Schicksal (German Edition)
in ihr ein unbekanntes Kribbeln auslöste, das in Wellen durch ihren Körper floss und Verstand und Willen ausschaltete.
Ganz und gar Frau wurde sie unter diesen Blicken, wurde Eva im Paradies, als sie nackt im Mondlicht vor ihm stand. Sie fühlte nichts als ihre Weiblichkeit, als die Glut ihres Verlangens, die Hitze ihres Schoßes. Schön war sie, schön, stolz und so sehr sie selbst wie niemals zuvor. Seine Blicke waren es, die Laura ihr geheimes Wesen zeigten und ihr offenbarten, dass sie für die Liebe geboren war. Und in diesem Moment, unter seinem liebenden Blick, fiel alle Scham, die sie seit Angelinos Geburt in Hinblick auf ihren Körper genährt hatte, von ihr ab, als wäre sie nie da gewesen. Stolz und im Wissen um das ewige Geheimnis der Weiblichkeit, zeigte sie sich dem Mann, den sie liebte, zeigte sich ihm so, wie sie war: verletzlich und stolz zugleich, zart und doch von ungeahnter Stärke. Schön, begehrenswert und so voller Sinnlichkeit wie keine andere.
Ihr Anblick war es, der Angelo da Matranga die Sinne gänzlich raubte. Er spürte das Verlangen wie Blut in seinen Adern kochen. Sein Begehren kannte keine Grenzen mehr. Er kniete vor ihr, war geblendet nicht nur von ihrer Schönheit, sondern mehr noch von ihrer Hingabe an den Augenblick. Staunend betrachtete er Lauras Verwandlung, sah zu, wie aus dem jungen Mädchen eine Frau wurde, geweckt nicht von der Hand oder dem Mund eines Mannes, sondern von der eigenen Körperlichkeit.
Ein leiser Wind, der durch das offene Fenster in das Gemach drang, fuhr wie ein Streicheln über ihren nackten Körper und brachte sie zum Erschauern. Leicht bog sich Laura diesem Wind entgegen, badete ihren Leib im Mondlicht und in der Bewunderung, die aus den Augen ihres Liebsten sprach.
Angelo streckte beide Hände nach ihr aus. »Komm zu mir, meine Liebste, meine Schönste.«
Doch sie schüttelte leicht den Kopf, breitete die Arme aus, schloss die Augen, warf den Kopf nach hinten und drehte sich im Schein des Mondlichts. Zuerst waren ihre Bewegungen langsam, von einer sinnlichen Trägheit. Ihr Leib bog sich zum Klang einer ungehörten Musik, und auf ihrem Gesicht erschien ein selbstvergessenes Lächeln. Dann wurden ihre Bewegungen schneller und immer schneller. Wie flüssiges Gold floss ihr Haar den Bewegungen hinterher, umgab ihre selbstvergessen tanzende Gestalt wie einen lodernden Heiligenschein. Schweigend beobachtete Angelo da Matranga diesen seltsamen Tanz. Wortlos im Angesicht ihrer Schönheit und ihrer Hingabe an den Augenblick, sprachlos über ihre Weiblichkeit. Nah, so nah wie keine Frau zuvor, kam sie ihm, tanzte sich direkt in seine Seele. Und gleichzeitig entfernte sie sich von ihm, war allein und vollkommen unabhängig in ihrem Tanz, war sich selbst genug, war sich selbst eine Freude. Angelo da Matranga, Bürgermeister und Herrscher über die Republik Siena, begriff mit aller Klarheit, dass Laura keine Frau war, die ein Mann jemals besitzen würde. Sie war ein von Gott geschaffenes Weib, das nicht geboren war, um beherrscht zu werden, sondern um zu herrschen. Eine Frau, geboren um der Liebe willen. Lieben und geliebt werden, das war es, was sie ausmachte, was sie für den Visconte so anziehend, so unentbehrlich machte. Nur bei ihr durfte er der sein, der er wirklich war. Und sie war bei ihm die, die sie wirklich war. Es gab keine Scham, keine Falschheit, kein Lügen und Verschweigen zwischen ihnen. Laura herrschte über sein Herz und seinen Verstand, über seinen Leib und seine Seele, und da Matranga wusste, sie würde sich niemals etwas unterwerfen, das nicht die Liebe war. Nein, Laura war keine Kurtisane, sie würde sich niemals verkaufen. Laura war dazu geboren, sich an den Mann zu verschenken, den sie liebte. Sie trug ein Übermaß an Sinnlichkeit, Schönheit und Liebe in sich, das verschwendet werden wollte an den Moment des Einklangs zwischen zwei Herzen. Diese schlichte Tatsache berührte Angelo in tiefster Seele, denn er erkannte, dass Lauras Liebe zu ihm größer war als alles andere auf dieser Welt.
Diese Erkenntnis aber entfachte seine Liebe aufs Neue zu ihr, machte sie zur kostbarsten aller Frauen, die er kannte, machte sie unvergleichlich und unverzichtbar. Ja, eines hatte Angelo da Matranga in den letzten Tagen bitter erfahren müssen: Ohne Laura konnte er nicht leben. Und jetzt hatte er Laura erkannt, hatte bis zum tiefsten Grund ihrer Seele geschaut und darin auch die Verletzlichkeit erblickt. Es waren ihre Offenheit und ihre Hingabe, die
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