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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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ausweichen, geriet auf ein Kohlblatt – und plötzlich waren seine Fußspitzen auf gleicher Höhe mit den Augen. Er schlug auf den Boden, und der Schmerz durchfuhr ihn mit scharfen Messern.
    Sogleich kam der Rathausdiener – es war niemand anderes als Mimmo – herbeigeeilt, um dem Bürgermeister auf die Füße zu helfen. Doch Angelo da Matranga konnte sich kaum bewegen.
    »Mein Rückgrat«, stöhnte er. »Ich glaube, es ist gebrochen.«
    Ein Krämer kam hinzu, und gemeinsam gelang es den beiden Männern, das Stadtoberhaupt auf die Beine zu stellen. Doch aufrichten konnte sich der Visconte nicht. Er stand gekrümmt wie ein altes Weib, presste beide Hände auf seinen Rücken und stöhnte leise. Sein Gesicht war ganz blass, das Barett auf dem Kopf verrutscht und der Umhang über und über mit Dreck besudelt.
    Mühsam versuchte er einige kleine Schritte, doch bei jeder Bewegung stöhnte er zum Gotterbarmen.
    »Visconte da Matranga, ist es nicht besser, wir geleiten Euch nach Hause zurück?«, fragte Mimmo besorgt. Angelo schüttelte den Kopf. Er dachte an seine Frau, die sich nach ihrem Kirchgang mit biestigem Gesicht daran machen würde, ihm schrecklich bitter schmeckende Absude zu brauen und seinen Rücken mit Brennnesseln zu traktieren.
    »Alles, nur das nicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin der Bürgermeister der Stadt und werde dringend im Rathaus gebraucht. Außerdem ist es dorthin näher als zu meinem Haus.«
    Mimmo schüttelte den Kopf. »Wie Ihr wünscht, Visconte.«
    Dann packte er ihn fest am Arm, der Krämer griff nach der anderen Seite, und gemeinsam hievten sie den Bürgermeister in seine Residenz.
    Dort angekommen, ließ sich Angelo da Matranga in seinen gepolsterten Lehnstuhl sinken, ganz langsam und ganz vorsichtig, und gab Mimmo den Auftrag, ihm einen kräftigen Grappa zu bringen, denn der helfe bei jeder Gelegenheit.
    Wenig später trafen die zwölf Ratsmitglieder ein, mit ihnen der Bischof Filieri und Damiani Sticci.
    Auch sie genehmigten sich sogleich einen Zinnbecher voll Grappa.
    »Bei diesem Wetter ist es das Einzige, was hilft«, bemerkte Filieri und leerte seinen Becher in einem Zug.
    »Fragt sich nur, wofür oder wogegen«, versetzte Sticci und trank ebenfalls.
    Dann besprachen sie die Angelegenheiten der Stadt. Der erste Tagesordnungspunkt betraf natürlich die Passionsspiele.
    »Und? Habt Ihr die Sängerin gehört? Ist sie gut? Können wir sie als Ersatz nehmen?«
    Sticci war es, der so fragte. Der Bischof strich sich genüsslich über den Bart und meinte: »Wenn sie so singt wie sie aussieht, liebe Freunde, dann, glaube ich, ist das Paradies angebrochen.«
    Angelo da Matranga schüttelte den Kopf. »Sie wird nicht singen.«
    Sticci schlug auf den Tisch und lachte: »Habe ich es mir doch gleich gedacht, dass Mimmo, der alte Schlawiner, nur versucht hat, uns an den Kosten für seine Schwägerin zu beteiligen.«
    »Sie hat abgelehnt.«
    »Wie?«
    »Was?«
    »Sie hat abgelehnt? Warum das denn?«
    Der Bischof zog vor Ungläubigkeit ein Schafsgesicht, während Sticcis Grinsen noch einen Hauch breiter wurde. Die anderen Ratsmitglieder, die Laura nicht gesehen hatten und nur durch Hörensagen von dem drohenden Unheil “wussten, schwiegen.
    Angelo da Matranga verlagerte sein Gewicht im Lehnstuhl und stöhnte dabei erbärmlich. Dann berichtete er: »Sie singt wie ein Engel, doch sie ist ungebildet, vollkommen frei von Manieren, dazu über die Maßen hochmütig und nur auf ihren Vorteil bedacht. Es reichte ihr nicht, das Singen und Notenlesen bei uns erlernen zu dürfen, nein, sie wollte Geld. Da habe ich sie rausgeworfen.«
    »Aber wir haben noch niemals jemanden aus dem Chor bezahlt. Die Musiker schon, denn die haben Ausgaben für ihre Instrumente. Wo kämen wir denn da hin, wenn jede kleine Choristin für das bisschen Geplärre das Stadtsäckel schröpfen wollte!« Damiani Sticci schüttelte den Kopf.
    Einer der Ratsherren, es war der Schatzmeister, hob den Zeigefinger in die Luft und schwenkte ihn verneinend nach rechts und links.
    »Das weiß ich auch«, erwiderte Angelo. »Dennoch brauchen wir sie nun einmal. Es gibt weit und breit keine bessere Sängerin.«
    »Warum habt Ihr sie dann rausgeworfen?«
    Angelos Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck, den man nicht anders als wölfisch bezeichnen konnte. Er breitete die Arme aus und zuckte mit den Schultern. »Was hätte ich sonst tun sollen, um sie zu halten?«
    Sticci grinste breit. »Ihr seid ein Fuchs,

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