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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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völlig hilflos. Noch immer hielt er den Kopf in die Hände gestützt. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Dachte er an ihre Hände, so fühlte er eine Welle der Wärme in sich aufsteigen. Dachte er daran, wie sie gegangen war, so fror er bis in die Knochen.
    »Ich muss zu ihr«, murmelte er. Er stand auf, griff nach seinem Umhang, doch die Hand verharrte unschlüssig in der Luft.
    »Nein, ich kann nicht zu ihr. Ich mache mich lächerlich.«
    Er setzte sich wieder, sprang plötzlich auf, ging im Umhang bis zur Tür – und erstarrte auf der Schwelle, unfähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Die trübe Wintersonne kroch dem Horizont entgegen, die Dämmerung legte ihre weichen Schleier über die Stadt, doch Angelo da Matranga lief noch immer wie ein gefangener Tiger im Käfig durch den Sitzungssaal des Rathauses. Seit dem Morgen hatte er nichts mehr gegessen. Der Hunger rumorte in seinen Eingeweiden, doch er bemerkte es nicht. Beatrice erwartete ihn schon seit einer Stunde; der Schatzmeister hatte seinen Besuch angekündigt, doch Angelo da Matranga dachte nicht daran.
    »Wenn ich jetzt nicht gehe«, murmelte er vor sich hin, »dann gehe ich nie mehr. Es ist gleichgültig, ob ich mich lächerlich mache oder nicht. Ich muss tun, was mein Herz mir sagt, sonst höre ich niemals auf zu leiden. Schlimmer als jetzt kann es nicht mehr kommen.«
    Er stand auf und ging entschlossenen Schrittes zur Tür. Weil er sich selbst nicht recht traute, griff er zu einer List. Er läutete nach Mimmo und sagte zu ihm: »Ich werde Laura besuchen. Jetzt gleich. Zu gern hätte ich sie im Chor. Morgen ist die nächste Probe. Weißt du, ob ich sie antreffe?«
    »Oh, ich denke schon, Visconte«, erwiderte Mimmo. »Um diese Zeit ist sie stets zu Hause.«
    Der Visconte nickte, glücklich, sich selbst den Rückzug abgeschnitten zu haben. Er lief über die Piazza del Campo, schlüpfte in eine der Seitengassen. Vor einer Bäckerei machte er halt, kaufte ein paar kleine Kuchen für Mimmos Kinder, ein Törtchen für Gianna, doch sein Blick blieb an dem Kuchenherz hängen, das mit einer rosa Zuckerglasur überzogen war.
    »Nun, Visconte, das Herz ist aus bestem Butterkuchen. Eure Gemahlin wird sich bestimmt freuen, wenn Ihr es ihr mitbringt.« Die Bäckerin hatte den Kopf zur Seite geneigt und zeigte auf das Herz. Ja, sie schnalzte sogar mit der Zunge, um dem Bürgermeister noch ein wenig mehr Appetit zu machen.
    »Vielleicht ist ein Herz nicht ganz das Richtige«, erwiderte er unschlüssig, doch dann kaufte er es doch. Ja, er nahm gleich zwei Stück davon. Mochte die Bäckerin denken, was sie wollte. Glücklich “wie ein Kind und mit klopfendem Herzen stieg er die Gasse weiter hinauf bis zu Mimmos Haus.
    Er klopfte an die Tür und war enttäuscht und erleichtert zugleich, als Gianna ihm öffnete.
    »Visconte!«, rief sie aus und schlug sich vor Überraschung mit den Händen leicht auf die Wangen. »Welche Ehre für unser Haus. Tretet ein, kommt doch herein.«
    Sie ging vornweg, knüllte aufgeregt den Stoff ihres Kleides zwischen den Fingern und führte ihn in den Wohnraum, in dem die Kinder spielten.
    »Husch, husch, geht zu Laura«, forderte sie die Kleinen auf und wedelte mit den Armen, als wollte sie Hühner in den Stall scheuchen.
    Während sie die Kinder vor sich hertrieb, sprudelten die Worte weiter aus ihr heraus wie Wasser aus einer unterirdischen Quelle. »Kann ich Euch etwas anbieten? Wir haben Landwein aus dem Chianti da. Auch frisch gebackenes Brot ist im Haus. Setzt Euch doch, bitte setzt Euch, Visconte. Wollt Ihr ein Fell ins Kreuz? Wartet, gleich hole ich ein Kissen.«
    »Danke, Gianna, bemühe dich nicht. Ich möchte auch nicht lange stören. Eigentlich wollte ich nur fragen, ob Laura morgen Abend zur Chorprobe kommt.«
    Die Kinder waren glücklich verschwunden, und Gianna kam ins Zimmer zurück. »Ich weiß es nicht«, sagte sie achselzuckend. »Habt Ihr sie nicht gefragt, als sie Euch heute den Rücken eingerenkt hat? Ich habe sie seit ihrer Heimkehr nicht mehr gesehen. Sie hat sich in ihrer Kammer verkrochen. Sogar die Kinder hat sie weggeschickt, obwohl sie an ihnen hängt. Weiß der Himmel, was in sie gefahren ist.«
    Der Visconte sah sich um. Er war überrascht von der Behaglichkeit des Wohnraumes, obwohl die wenigen Möbel abgenutzt und von schlechter Qualität waren. Doch die Sauberkeit, die liebevoll arrangierten Strohblumen, die selbst genähten, bunten Kissen und die zahlreichen schlichten Schaffelle

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