Brennendes Schicksal (German Edition)
schufen eine Atmosphäre, die in seinem eigenen Haus fehlte. Am liebsten hätte er sich tief in den bequemen Stuhl geschmiegt und so lange darin geschlafen, bis Laura kam, um ihn zu wecken.
Stattdessen erinnerte er sich an die Leckereien, die er gekauft hatte. Er überreichte Gianna die Süßigkeiten für die Kinder und das Törtchen, die beiden Herzen aber behielt er bei sich.
»Ich werde Laura holen«, verkündete Gianna, als sie sich bedankt hatte. Angelo da Matranga zögerte. Sollte er aufstehen und gehen? Lauras Abwesenheit als ein Zeichen des Schicksals nehmen? Oder sollte er noch einmal seinen ganzen Mut zusammenfassen und darum bitten, sie in ihrer Kammer aufsuchen zu dürfen?
Plötzlich hörte er Lärm aus der Küche. Töpfe fielen krachend zu Boden, ein Kind schrie, das andere brach in lautes Geheul aus. Gianna stürzte mit einem Aufschrei aus dem Zimmer, gleichzeitig hörte man im ersten Stock eine Tür schlagen und schnelle Schritte die Treppe hinuntereilen. Auch der Visconte war von seinem Platz aufgesprungen und hinter Gianna hergeeilt.
Die Küche bot ein Durcheinander größten Ausmaßes. Ein Kessel mit heißem Wasser war vom Herdfeuer und dem größeren der beiden Kinder auf den beschuhten Fuß gefallen. Nun, es war kein Unglück geschehen, doch der Schreck ließ den Jungen laut aufheulen. Das kleinere Kind schrie ebenfalls wie am Spieß. Gianna drückte es an die Brust, und Laura – denn sie war es gewesen, die die Treppe herabgeeilt war – nahm den Großen auf den Schoß, während für den Visconte einzig die Aufgabe blieb, den Kessel zurück aufs Feuer zu stellen und nach einem Lappen Ausschau zu halten, um das Wasser aufzuwischen.
Er tat es, auch wenn er sich ungeschickt dabei anstellte, denn er hatte bei Gott noch nie einen Putzlappen in den Händen gehalten. Allmählich beruhigten sich die Kinder, und Laura, die erst jetzt sah, was Angelo da Matranga in der Küche ihrer Tante trieb, brach in helles Gelächter aus. Dann aber schlug sie sich erschrocken auf den Mund und sah ihn mit großen Augen an.
»Nein, du hast Recht. Lach nur, lach mich nur aus. Ich habe es verdient, und niemand weiß das besser als du«, sagte er. Gianna, eine feinfühlige Frau, griff bei diesen Worten nach ihren beiden Kindern, zog sie aus der Küche und ließ den Visconte mit Laura allein.
Laura wich noch immer seinem Blick aus, doch sie stand auf, ging zu ihm und nahm ihm den Lappen aus der Hand. »Lasst mich das machen«, sagte sie. Sie stand so dicht vor ihm, dass er ihren Geruch atmen konnte. Er sog ihn ein, als wäre er der Odem des Lebens, hielt sich an dem Lappen fest. Aus Angst, Lauras Nähe zu verlieren, ließ er ihn los und griff mit der anderen Hand unter ihr Kinn. Er hob ihren Kopf so weit, dass sie ihm in die Augen sehen musste.
»Ich liebe dich«, sagte er. »Ich liebe dich mehr, als ich jemals einen anderen Menschen geliebt habe. Aber ich brauche deine Hilfe. Ich weiß nicht, wie man richtig liebt. Zu viel habe ich schon falsch gemacht. Zeig mir, wie es geht. Sag mir, wie ich dich glücklich machen kann.«
Sie sah ihn an, las in seinem Blick, dass er die Wahrheit sprach. Da stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie schluckte, doch schon rollten sie über ihre Wangen.
Behutsam küsste der Visconte sie weg. Seine Lippen strichen über ihr heißes Gesicht. Ihr Mund öffnete sich leicht, suchte den seinen. Millionen Küsse hatte es auf dieser Welt schon gegeben. Doch der Kuss dieser beiden war ein neuer. Er fand in ihrem Kuss die Antwort auf alle Fragen, und für sie bekam die Welt Gestalt, die Liebe eine Form, ihr Körper, ihr Dasein einen neuen Sinn.
»Ich liebe dich auch«, sagte sie, und in ihren Augen las er Freude und Traurigkeit in einem.
Er strich ihr mit dem Finger eine lose Haarsträhne von der Wange, fuhr die Linien ihrer Lippen nach. Er betastete sie, als wäre er blind, als reichten seine Augen nicht, um ihre Schönheit ganz zu erfassen. Dann presste er sie an sich, hielt ihren Kopf an seiner Brust und strich ihr ein um das andere Mal übers Haar. Der Visconte – Angelo da Matranga stand in einer ärmlichen Küche -und fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben zu Hause. Ja, hier wollte er bleiben bis an das Ende seiner Tage.
Was waren ihm schon Geld und Gold? Welche Bedeutung hatten Macht, Einfluss und Ruhm? Keine. Nicht die Geringste. Mit Freuden hätte er alles, was er besaß – seine ausgedehnten Landgüter und Weinberge, seine vollen Handelskontore, sein prächtiges Haus auf dem
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