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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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langen Haar schienen Flammen aufzulodern.
    »Man kann nicht alles für Geld kaufen«, erwiderte sie schnippisch und über die Maßen hoheitsvoll. »Wollte ich an Euch verdienen, so stellte ich es anders an.«
    Sie sah ihm in die Augen, hielt seinen Blick umklammert, dann spuckte sie auf den Golddukaten, drehte sich um und rauschte hinaus.
    Der Bischof lachte. »Hahaha!«, schrie er und schlug sich auf die Schenkel. »Sie hat alle Gaben eines sizilianischen Fischweibs! Herrlich! Ein köstliches Mädchen!« Er brüllte und prustete, verschluckte sich, Tränen traten ihm in die Augen. Er presste die Hände auf den Bauch und krümmte sich unter seinem hässlichen Gelächter. »Hahaha«, schrie er und ließ die Tränen laufen. »Hohoho«, kreischte er und schlug sich noch einmal auf die Schenkel. »Ein Prachtweib mit der Figur einer Venus und dem Maul einer Straßendirne! Ein Misthaufen, auf dem zufällig eine Rose gelandet ist! Haha! Hahaha!«
    Angelo da Matranga aber stand da, die Miene versteinert, die Augen plötzlich leer. Eine ungeheure Wut auf diesen feisten Bischof befiel ihn. Am liebsten hätte er ihm das Lachen aus dem Gesicht geschlagen. Der Unmut brannte in ihm, besetzte alle Gedanken.
    »Haltet doch endlich das Maul«, schnauzte er schließlich, und das Lachen des Bischofs erstarb.
    »Was?«, fragte der Kirchenmann verdutzt. »Was habt Ihr eben gesagt?«
    Der klirrende Ton der Bischofsstimme ließ den Bürgermeister wieder zu sich kommen.
    »Verzeiht«, brummte er. »Der Umgang mit solchen Menschen verdirbt wohl den besten Charakter.«
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schämte er sich. Ihre Hände hatten ihm das Schönste angetan, das ihm je widerfahren war. Und nur wenige Minuten später verriet er sie. Ach, was war er doch für ein unsäglicher Kerl!! Er war der Misthaufen und sie die Rose darauf. Er stank zum Himmel, während sie lieblich duftete! Aber was waren das für Gedanken? Wie kam er, der Bürgermeister von Siena, dazu, sich selbst einen Misthaufen zu schimpfen? Was hatte diese junge Frau nur mit ihm angestellt? Die ganze Welt stand auf dem Kopf. Gestern hatte er noch genau gewusst, wer er war, was er zu tun und zu lassen hatte. Und heute wusste er nichts mehr. Gar nichts. Ja, er bekam beinahe Angst vor sich selbst. Die Welt erschien ihm plötzlich so schwierig und unübersichtlich, so ungeheuer groß und verwirrend, dass er sich am liebsten im Bett versteckt hätte. Der Visconte Angelo da Matranga schwankte gefährlich zwischen den beiden Seelen in seiner Brust. Ja, er war zerrissen. Dieses Weib hatte ihn aus der alten Welt geholt und ihm das Paradies gezeigt. Doch dann war sie gegangen, hatte ihn vor dem Tor zum Garten Eden allein gelassen. Nein, sie war nicht die Eva aus dem Paradies. Eine Schlange war sie, ja, und er saß vor ihr wie das Kaninchen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Angelo da Matranga blickte auf seine Hände, die ihm merkwürdig fremd vorkamen. Wie Vögel mit gebrochenen Schwingen irrten, sie über den Tisch, auf der Suche nach etwas, woran sie sich festhalten konnten. Doch da war nichts. Schließlich hakte der Visconte die Daumen in seinen Gürtel, um die Hände irgendwo unterzubringen, und wippte von den Fußspitzen auf die Fersen und wieder zurück.
    Der Bischof war im Grunde ein gutmütiger Mann. Er hasste Streit. Mit erhobenen Augenbrauen beobachtete er das seltsame Verhalten des Bürgermeisters.
    »Ja, so ein Frauenzimmer kann einem Mann schon gehörig zu schaffen machen«, sagte er und verzieh dem Visconte die rohen Worte. »Aber ihretwegen bin ich eigentlich da. Ich habe sie zu Hause nicht angetroffen«, fuhr er fort. »Auch in der Kirche war sie nicht. Gianna, ihre Schwester, sagte mir, dass ich Laura im Rathaus finde. Also kam ich hierher und wollte ihr das Angebot machen, genau, wie wir es heute Morgen in der Sitzung beschlossen hatten.«
    Der Visconte schüttelte sich ein wenig. Er war vom Paradies direkt hinab in die Hölle des Alltags gefallen und fand sich nicht mehr zurecht.
    »Was haben wir beschlossen?«, fragte er töricht.
    Jetzt schüttelte der Bischof den Kopf. »Ihr selbst schicktet mich zu ihr, um sie zu überreden, bei den Passionsspielen zu singen. Ihr sagtet, sie sei für Geld zu haben.« Er brach ab, wies auf den Dukaten, den Laura bespuckt hatte, und fuhr fort: »Allerdings weiß ich nicht, ob Eure Einschätzung treffend ist. Mir scheint, sie macht sich nichts aus Geld und Gold.«
    Der Visconte wusste gar nichts mehr. Nur eines

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