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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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war ihm klar: Er vermisste sie. Sie war kaum eine Minute von ihm getrennt, und schon empfand er ihre Abwesenheit als qualvoll. Was hatte dieses Weib nur mit ihm gemacht?
    Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub den Kopf in den Händen. »Ich glaube, ich weiß überhaupt nichts mehr«, murmelte er leise vor sich hin.
    Der Bischof betrachtete ihn ein wenig misstrauisch, dann sah er auf die Sanduhr, die auf einem Bord an der Wand stand, und verkündete: »Es ist Mittagszeit. Ich werde ins Gasthaus gehen und meinen Hunger stillen. Was ist, Visconte, habt Ihr nicht Lust, mitzukommen? Ein gutes Essen und ein köstlicher Tropfen Chianti tun Leib und Seele gut. Ihr werdet sehen, nach dem Mahl seid Ihr ein neuer Mensch.«
    Angelo da Matranga schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Hunger, keinen Durst. Er verspürte nichts als Sehnsucht nach Laura und die Angst, er könne sie verloren haben.
    »Nein, Bischof, ich habe noch zu tun. Geht Ihr allein und trinkt einen Becher Wein auf mein Wohl. Ich glaube, ich gehe nach Hause und lege mich ins Bett. Es geht mir nicht gut. Weiß der Himmel, was mir fehlt.«
    Der Bischof hätte ihm wohl sagen können, was ihm fehlte, doch er schwieg. Ihn selbst brachte das Weib ebenso aus der Fassung. Sogar wenn er die Witwe Baldini beschlief, musste er an diese Laura und ihren herrlichen Leib denken. Doch er war nicht mehr der Jüngste, ging schon auf die Fünfzig zu. Er hatte gelernt, dass man Schönheit nicht besitzen, sondern nur bewundern konnte. Zumal in seinem Alter. Der Bürgermeister dagegen war in mancher Hinsicht noch wenig erfahren. Soviel der Bischof wusste, hatte auch er schon reichlich Frauen in seinem Bett gehabt. Aber von der Liebe wusste er wohl nichts. Der Bischof dagegen wusste darüber so viel, dass ihm klar war, hier nicht helfen zu können. Er zuckte also mit den Achseln, wickelte sich einen Schal, den ihm die Witwe Baldini gestrickt hatte, um den Hals und verabschiedete sich: »Arrivederci, Visconte. Ich wünsche Euch gute Besserung.«
    Der Bürgermeister antwortete nicht. Er nickte lediglich mit dem Kopf, aber auf dermaßen trübselige Art, dass der Bischof die Flucht ergriff und ihn allein ließ.

Fünftes Kapitel
    Der Visconte da Matranga wusste später nicht mehr zu sagen, wie lange er so dagesessen hatte. Die Gedanken in seinem Kopf jagten einander wie junge Hunde.
    Er war weiß Gott kein unerfahrener Mann. Mehr als zwei Dutzend Frauen hatten bisher mit ihm das Lager geteilt, und der Visconte hatte deswegen nicht die Spur eines schlechten Gewissens. Er war ein Mann in den besten Jahren, voller Saft und Kraft. Wo sollte er denn hin mit seiner Leidenschaft, mit seinen Bedürfnissen? Beatrice hatte nach Orazios Geburt das gemeinsame Schlafzimmer verlassen. Herrgott noch eins, er konnte sich seine Lust doch nicht durch die Rippen schwitzen!
    Doch bei Laura war alles anders. Er begehrte sie, natürlich tat er das. Ihr Körper war so verlockend wie die reine Sünde. Selbst dem Bischof floss der Sabber aus dem Mund, wenn er sie sah. Aber Angelo da Matranga war sich selbst gegenüber ehrlich genug, um zu wissen, dass das nicht alles war.
    Laura hatte ihn verzaubert, hatte eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, hatte in den Wunden seines Lebens gestochert, ihm den Spiegel seiner Bedürftigkeit und Armseligkeit vorgehalten. Auch wenn der Visconte noch immer nicht genau sagen konnte, was Laura mit ihm gemacht hatte, so ahnte er doch, dass die Liebe, dieses große, allumfassende Gefühl, dem nichts sonst auf der Welt glich, ihn mit heißem Atem gestreift hatte.
    Liebe! Bisher hatte er geglaubt, sehr gut ohne sie auszukommen. Wozu war sie nütze? Was brachte es ihm, zu lieben und geliebt zu werden?
    Er hatte nie versucht, eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Doch heute hatte Laura mit ihren Fingern diese Antwort in seine Haut geschrieben: Liebe war die Essenz des Lebens. Jeder Tag, der verging, ohne einen anderen zu lieben oder von ihm geliebt zu werden, war ein verlorener Tag.
    Der Visconte war völlig unwissend auf diesem Gebiet. Er kannte die Sprache der Liebe nicht und nicht die Gesänge, musste die Gesten lernen, die Blicke, die vielen Möglichkeiten, sich dem anderen mitzuteilen. Er fühlte sich schutzlos wie ein entlaubter Baum. Der Saft des Frühlings, die neuen Triebe stießen von innen gegen seine Haut, wollten sich Bahn brechen und zur Blüte gelangen, doch gleichzeitig ergriff ihn die Angst vor Zurückweisung, vor dem Schmerz der unerwiderten Liebe. Er war

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