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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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in ihrer Wärme, den raschelnden Röcken und ihrem Duft, der sich seit der Schwangerschaft verändert hatte. Die Frische junger, knackiger grüner Äpfel war verschwunden und an ihrer Stelle ein Geruch nach warmer Milch, Honig und feuchter Muttererde entstanden. Ein Aroma, das von Wärme, Vertrauen, Geborgenheit und Schutz sprach. Ein Aroma, welches der Visconte trotz seiner siebenunddreißig Jahre brauchte wie die Luft zum Atmen, das er genoss wie frisches, ofenwarmes Brot und ein weiches Kissen in der Nacht.
    Aus dem Mädchen Laura war im Verlauf der letzten Monate eine Frau geworden. Eine Frau, in der sich der Reiz der Jugend mit der warmen Mütterlichkeit einer erwachsenen Frau auf das Beste vereinte. Eine Frau kurzum, wie sie sich der Visconte immer gewünscht hatte.
    Eine ganze Weile lag er so in ihrem Schoß und ließ sich das Haar kraulen. Wohlig seufzte er dabei, doch dann begannen seine Knie zu schmerzen, und er rappelte sich hoch.
    »Was hat Circe gesagt?«, fragte Laura.
    Angelo da Matranga setzte sich in einen Stuhl ihr gegenüber. Er zuckte mit den Achseln und sah nachdenklich aus dem Fenster.
    »Sie hat sich verändert«, antwortete er schließlich. »Als ich sie kennen lernte, war sie eine Frau ohne Lebensfreude, ein geschlechtsloses Wesen gar, das sich nichts aus den Genüssen dieser Welt machte. Ein bisschen war sie vielleicht wie Beatrice. Nein, sie war anders, nicht so frömmlerisch, eher verbittert.«
    Laura nickte. »Ganz so hart würde ich es nicht ausdrücken, aber du hast Recht: Fröhlichkeit und Wärme zählten nicht zu ihren herausragenden Tugenden.«
    »Heute aber«, fuhr Angelo da Matranga fort, »habe ich zum ersten Mal die Kurtisane in ihr gesehen, die Verführerin, fähig, einen Mann zu jagen wie ein Raubtier seine Beute, mit ihm zu spielen, bis diese Beute blutleer und am Ende ist.«
    Laura lachte hellauf, doch als sie seine ernste Miene sah, schlug sie sich leicht die Hand vor den Mund.
    »Du träumst, Angelo«, erwiderte sie. »Was du da berichtest, trifft vielleicht auf die Kurtisanen zu, die dir früher begegnet sind. Aber auf Circe? Nein, niemals. Du musst dich getäuscht haben. Als ich sie heute Morgen sah, trug sie ein einfaches, schlichtes Kleid, hatte das Haar zu einem strengen Knoten aufgesteckt und als einzigen Schmuck ein goldenes Kettchen mit einem Kreuzanhänger um den Hals. Sie sah aus wie immer. Die Veränderung besteht nur darin, dass sie noch schweigsamer und verschlossener ist als jemals zuvor.«
    Ganz hinten in Angelos Kopf klingelte ein einsames Glöckchen Alarm. Wie war es möglich, dass sich alle Frauen in seiner Umgebung plötzlich so veränderten? Beatrice, die Freundschaft mit Laura geschlossen hatte, und Circe, die sich aus einer grauen Maus in ein Männer verschlingendes Ungeheuer verwandelt hatte?
    Ob mit seiner Wahrnehmung alles in Ordnung war? Er hatte schon oft gehört, dass der Geist des Weines dem Geist des Weintrinkers so manchen Streich spielte. Angelo überlegte. Nein, heute hatte er noch keinen Tropfen des köstlichen Rebensaftes zu sich genommen.
    »Seit ich dich kenne, hat sich die ganze Welt verwandelt«, sagte er und schien darüber auf das Höchste verwundert.
    »Die Liebe ist es, die deinen Blicken neue Farben, deinen Ohren neue Klänge, deinem Geschmack neue Zungen und deinen Händen eine neue Zärtlichkeit verleiht«, erwiderte Laura. »Mir geht es genauso. Alles ist anders, seit ich dich kenne. Die Welt ist bunter und runder, farbiger und fröhlicher geworden. Und ich hoffe, dass sie so bleibt, wie sie ist.«

Vierzehntes Kapitel
    Angelo da Matranga saß im Wohnzimmer und rang die Hände. Unruhig rutschte er auf der Kante hin und her, sprang schließlich hoch, lief durch das Zimmer, sah blicklos aus dem Fenster, ging zurück, setzte sich wieder, rutschte unruhig auf der Kante herum und sprang erneut auf.
    »Ihr macht mich noch ganz wahnsinnig mit diesem Umhergerenne«, teilte ihm der Bischof mit und goss sich in aller Gemütsruhe einen Becher gewürzten Wein ein. Dann sah er zum Herrscher der Republik Siena, stand auf, holte einen weiteren fein ziselierten Zinnbecher von einem Bord, füllte auch diesen aus der Kristallkaraffe und reichte ihn dem Visconte. »Da, trinkt das. Das wird Euch beruhigen.«
    »Ich will mich aber nicht beruhigen«, erklärte Angelo da Matranga, unterstrich den Satz mit einer energischen Handbewegung, lief weiter im Zimmer auf und ab und trank dabei den Würzwein in einem Zug, als wäre er reines, klares

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