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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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entsetzt zurück, und Laura war es, als könne sie sehen, wie ein Schauer der Angst durch seinen Körper lief.
    »Schuld bist du, weil du dein dir angetrautes Weib verraten hast. Dein Verrat war es, der zu Orazios Tod geführt hat. Hättest du der Dirne Laura widerstanden, so wäre er noch am Leben.«
    Angelos Atem war in schweres Keuchen übergegangen. »Ich liebe Laura«, stieß er hervor. »Meine Liebe zu ihr hat nichts mit Orazio zu tun.«
    »Gibst du zu, dass dein Sohn noch leben würde, gäbe es dieses Weib in deinem Leben nicht?«
    »Ja«, jammerte Angelo. »Ja, das stimmt. Gäbe es Laura nicht, so wäre Orazio möglicherweise noch am Leben. Doch sie ist nicht schuld an seinem Tod. Sie ist rein und ohne jede Arglist. Beatrice hat ihn umgebracht. Sie hat die Milch vergiftet, die für Laura bestimmt war und die Orazio aus Versehen getrunken hat.«
    »Siehst du«, sprach der Geist. »Ohne Laura hätte es keine vergiftete Milch gegeben, die deinem Sohn den Tod brachte.«
    Als Laura das hörte, schwanden ihr die Sinne. Für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen, dann flimmerten bunte Kreise, und ihr war, als presse sich eine große schwere Faust in ihren Magen. Bittere Galle stieg in ihr hoch. Sie brauchte alle Kraft, um nicht zu schreien, sich nicht zu erbrechen, nicht vor Entsetzen zu fliehen. Sie zitterte am ganzen Körper und musste sich auf die Faust beißen, damit das Klappern ihrer Zähne nicht gehört wurde.
    »Was willst du von mir?«, hörte sie Angelo da Matranga fragen.
    »Trenn dich von ihr! Verstoß Laura! Sie wird sonst noch mehr Unheil über dich bringen.«
    »Nein, nein, alles, nur das nicht. Laura ist alles, was ich noch habe. Ich brauche sie so nötig wie die Luft zum Atmen.«
    »Verstoße sie und das Kind. Sie ist die Göttin der Dunkelheit.«
    »Nein!«
    »Einmal hast du einen Schritt in die richtige Richtung getan. Gestern, als du dich mit Circe einließest. Jage Laura dorthin, wo sie hergekommen ist. Jage sie zum Teufel. Wenn du unbedingt eine Frau brauchst, so nimm Circe. Sie ist die Einzige, die dir helfen kann.«
    »Nein, nein, nein, nein!«, flehte Angelo da Matranga.
    Der Geist stellte sich groß, schwarz und drohend neben dem Bett des Visconte auf und sagte: »Überlege dir gut, was du tust, Angelo da Matranga. Ich werde wieder kommen.«
    Dann beugte er sich noch einmal über den am ganzen Leib Zitternden und sagte: »Sprich mit niemandem über das, was in dieser Nacht geschehen ist. Die Mächte der Dunkelheit mögen es nicht, wenn bei Licht über sie gesprochen wird. Hüte deine Zunge und befolge meinen Rat. Alles andere führt ins Verderben.«
    Als Laura merkte, dass der Geist Orazios sich zum Gehen wandte, kroch sie rasch hinter eine riesige Truhe, die im Gang stand und in der die Fackeln aufbewahrt wurden. Keinen Augenblick zu früh, denn schon verließ der Geist das Gemach und eilte den Gang entlang. Als seine Schritte auf der Freitreppe verklungen waren, atmete Laura zwei Mal tief durch.
    »Madonna«, betete sie leise. »Mutter des Lichts und der Liebe, Madonna steh mir bei. Schenke mir Kraft und Vernunft, um die Mächte des Bösen zu besiegen.«
    Dann stand sie auf, eilte mit zitternden Knien und klopfendem Herzen dem Geist Orazios hinterher. An der großen Freitreppe wartete sie einen Augenblick und lauschte in die Stille. Bis hierher konnte sie das verzweifelte Schluchzen des Visconte hören. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu diesem Mann, der jetzt sicher nichts mehr brauchte als Trost, und ihrem Willen, hinter das Geheimnis des Geistes zu kommen, lief sie schließlich eilig die Treppe hinunter, vergaß sogar, in ihre Stiefelchen zu schlüpfen und huschte mit bloßen Füßen über den dunklen Platz der friedlich und still im Herzen von Siena lag.

Zwanzigstes Kapitel
    Laura brauchte sich nicht zu beeilen, denn der Geist Orazios schien plötzlich alle Zeit der Welt zu haben. Ja, man hätte meinen können, er spaziere zu seinem Vergnügen durch die nächtliche Stadt.
    Sie wunderte sich nicht, dass er den Weg zu ihrem Haus einschlug. Schließlich war er auch von dort gekommen.
    Trotzdem war sie auf der Hut und folgte ihm so unauffällig, wie sie nur konnte.
    Er kannte sich aus, das sah Laura, als er unter den Kübel aus gebranntem Ton griff, in dem ein Oleanderbusch wuchs, und von dort den Schlüssel zum Dienstboteneingang herausnahm. Von diesem Versteck wussten nur die Bewohner des Hauses, also Circe da Volterra, die beiden Mägde, die Köchin, die Amme und sie

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