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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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Tisch mit dem Fuß an, weil sie schon ahnt, was gleich passiert, aber Flitzi kann sich nicht mehr zurückhalten. Ihre Tränen tropfen schon auf das Käsebrot.
    »Was ist denn, mein Kleines?«, fragt Mama besorgt. »Tut dir etwas weh?«
    »Ich hab Angst«, weint Flitzi und beißt ins feuchte Käsebrot, so dass sie den Mund voll hat und nicht mehr sprechen kann. Während sie heftig kaut, warten alle, was sie als Nächstes sagen wird, nur Anja sitzt mit heißem Gesicht auf der Stuhlkante.
    »Wovor denn, Liebes?« Mama fährt Flitzi durchs Haar, und auf einmal bricht es aus Flitzi heraus:
    »Wir haben die Schule bunt angemalt, und es sieht ganz toll aus, und morgen fliegen wir sicher raus!« Mama wechselt einen Blick mit Papa, der sich aufrichtet und schon den Mund öffnet, aber sie schüttelt den Kopf. Einen Moment lang schweigen alle.
    »Du auch?«, fragt Mama Anja.
    Anja nickt. Papa murmelt etwas, das niemand versteht, aber es klingt sehr ungehalten. Mama schaut angestrengt auf die Tischplatte, ihre Nasenflügel zittern. Anja hat schon Angst, sie könnte auch anfangen zu weinen, weil ihre Kinder nun von der Schule müssen und vielleicht bestraft werden, vielleicht ruft der Hausmeister sogar die Polizei und zeigt sie an. Auf einmal merkt sie, dass Mama nicht zittert, weil sie weint, sondern weil sie schrecklich lachen muss. Sie schüttelt den Kopf und lacht, bis sie rot im Gesicht ist, und dann fragt sie mit erstickter Stimme: »Und? Welche Farbe? Maisgelb?«

 
    »Und dann mussten wir zur Schulleiterin«, erzählt Anja, während Fränzi die selbst gemachte Limo umrührt und Gläser auf den Tisch stellt. »Die war schon ziemlich ärgerlich, aber als wir sie gefragt haben, ob sie die grauen Wände etwa schöner fand, hat sie zugegeben, dass die Schule etwas Farbe gebrauchen kann, aber wir hätten ja vorher fragen können ...«
    »Das sagen sie immer«, murmelt Fränzi und verzieht das Gesicht, weil die Limo wieder so sauer geworden ist. Flitzi löffelt sich Zucker hinein.
    »Und jetzt wollen andere Kinder auch mitmachen, und zwei Lehrer helfen noch, und sie wollen versuchen, von den Eltern Geld für die Farben zu kriegen, und am Schluss haben wir eine knallbunte Schule.«
    Fränzi nickt zufrieden, aber dann ist sie mit den Gedanken schon wieder woanders.
    »Habt ihr eure Hausaufgaben schon fertig?«, fragt sie.
    »Ja klar, sonst dürfen wir ja nicht rüber. Wieso?«
    »Es gibt was zu tun«, sagt Fränzi geheimnisvoll. Anja mag es nicht, wenn Fränzi sie nicht in ihre Pläne einweiht, aber Flitzi hüpft gespannt hin und her und benimmt sich, als hätte sie Geburtstag.
    »Du kannst uns ruhig sagen, was los ist«, sagt Anja, aber Fränzi winkt sie bloß nach draußen zum Transporter und fährt los. Vielleicht denkt sie, dass die Kinder nicht mitkämen, wenn sie wüssten, was sie vorhat. Aber diesmal sieht alles ganz harmlos aus. Sie fahren über die Landstraße nach Lindenberg, mitten in den Ort hinein. Lindenberg hat einen großen Marktplatz mit einem golden verzierten Rathaus, das viele Leute knipsen. Direkt daneben ein stattliches Fachwerkhaus mit einem teuren Restaurant »Waldesruh«, in dem Anjas und Flitzis Eltern schon einmal ihren Hochzeitstag gefeiert haben. Genau hier parken sie. Als sie die glänzenden großen Autos neben ihnen betrachtet, die aussehen, als hätte sie jemand glatt poliert, fällt Anja auf, wie rostig Fränzis Transporter ist.
    »Gehen wir etwa essen?«, fragt sie.
    »Ich weiß nicht, ob es schon geöffnet ist«, murmelt Fränzi. »Vielleicht machen sie ja auch erst abends auf.«
    Aber da tritt jemand durch die Tür nach draußen, eine Dame mit sehr weiten Hosen und einer silbrig glänzenden Jacke, und zündet sich eine Zigarette an.
    »Aha«, meint Fränzi, »also ist es offen. Dann können wir ja loslegen. Wisst ihr, was in diesem Restaurant die große Attraktion ist? Speisen bei Vogelgezwitscher. Die Leute essen ihren Rehrücken, und um sie herum hocken Hunderte von Vögeln im Halbdunkel in winzigen Käfigen, und vom Tonband kommt das große Frühlingszwitschern, damit sich die Leute verträumt in die Augen schauen können, falls ihnen das Essen nicht schmeckt. Und diese Vögel, die holen wir jetzt raus.«
    Als sie eintreten, sind sie sofort eingehüllt in waldigen Duft, Amseln singen, Lerchen trillern, es ist kaum zu glauben, dass alles nicht echt sein soll.
    »Und wie machen sie den Duft?«, flüstert Flitzi. Da kommt schon eine Kellnerin auf sie zu, die einen Kranz aus Birkenblättern auf

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