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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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dreißig Johr no net bassierd, dass ebbr meine Treible zopft! On noo hot se no a domme Gosch ghet, der Treiblesbusch däd zom Garda vo ihrer Dote ghere, on net zu meim …« 4
    Leider konnte ich nicht mehr hören, wie das Schrebergartendrama ausgegangen war, weil die beiden Frauen noch vor Ende der Bahn abdrehten und an mir vorbei zurückschwammen. Ich hängte mich gemütlich an den Beckenrand. Plötzlich sprach mich eine Frau an.
    »Tschuldigong.«
    »Ja?«, erwiderte ich erstaunt.
    »Ziaged Se amol Ihrn Badazug nuff. Ihr oine Bruschd hängt naus.« Ihr Ton war sehr sachlich.
    O Gott. Ich sah nach unten. Tatsächlich hatte sich meine rechte Brust selbstständig gemacht und war aus dem ausgelommelten Badeanzug gerutscht. Auch wenn da nicht viel Brust war – wie lange schwamm ich schon so? Wie viel Peinlichkeit passte eigentlich in ein Leben? Rasch zog ich den Träger hoch. Das Thema Schwimmen war zumindest für diesen Badbesuch erledigt.
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Gell, des merkt mr net«, sagte die Frau.
    »Nein«, sagte ich und seufzte. »Erstaunlicherweise merkt man das nicht.«
    Leon absolvierte noch immer sein Trainingsprogramm. Meine Güte, was für ein Ehrgeiz! Konnte der Kerl nicht mal ein bisschen lockerer werden? Als er das nächste Mal vorbeischwamm, tippte ich ihn an der Schulter an. »Leon, ich warte da drüben im warmen Becken auf dich.«
    »In welchem?«
    »Na, in dem mit den Sprudlern! Gibt’s sonst noch eines?«
    »Ja, das direkt nebendran ist wärmer als dies hier.«
    »Warum schwimmen wir dann im Eiswasser?«, fragte ich empört.
    »Weil Sommer ist. Mir fehlen noch acht Bahnen, dann komme ich nach. Anschließend können wir noch ein bisschen in die Sauna.«
    »Sauna? Bei der Hitze?«
    »Im Winter ist es hier viel zu voll, da kannst du die Sauna vergessen. Außerdem ist es eine super Vorbereitung auf die Erkältungssaison.«
    »Ich hab aber kein Handtuch hier. Nur im Schrank.«
    »Macht nichts. Ich habe immer ein Extrahandtuch dabei, das kannst du gerne haben.«
    Wie praktisch, so einen umsichtigen Freund mit einer riesigen Sporttasche zu haben! Mein Leben würde ab jetzt viel einfacher werden.
    Ich schwamm zur Leiter, kletterte aus dem Becken und lief die paar Schritte hinüber zum warmen Außenbecken, wobei ich den rechten Träger des Badeanzugs scheinbar beiläufig festhielt, um nicht wieder halb nackt dazustehen. Das Wasser war wunderbar warm und ich absolvierte gewissenhaft die verschiedenen Stationen an Sprudlern und Massagedüsen. Ganz eindeutig war ich mehr der Wellness- und weniger der Fitnesstyp. Nach einiger Zeit tauchte Leon auf. Wir streckten uns am Beckenrand auf einem blubbernden Sprudler aus und Leon legte den Arm um mich. Ich hielt fleißig Ausschau nach jemand Bekanntem, dem ich mein glückliches Paarleben vorführen konnte.
    »Na, fertig mit dem Sportprogramm?«
    »Zwölfhundert Meter. Mehr geht nicht, das Mineralwasser ist ganz schön anstrengend für den Kreislauf. Und du?«
    »Fünfzig Meter? Man muss es ja nicht gleich übertreiben.«
    Leon lachte. »Das stimmt. Keine Sorge, wenn du erst einmal ein paar Jährchen mit mir zusammen bist, kannst du dir ein Leben ohne Sport nicht mehr vorstellen.«
    O je. Das klang irgendwie beunruhigend.
    »Leon, aus mir wird nie eine Sportskanone.«
    »Ich weiß. Aber vielleicht fängt es irgendwann an, dir Spaß zu machen? Komm, lass uns in die Sauna gehen.«
    Ausgerechnet jetzt, dabei hatten wir es uns gerade so gemütlich gemacht, und es war noch niemand aufgetaucht, den ich kannte.
    Leon schwamm voraus in die Schwimmhalle, wo eine Gruppe älterer Frauen gerade gut gelaunt Gymnastik mit der Wassernudel machte, wobei die gute Laune auch daran liegen konnte, dass die Übungen am Beckenrand von einem ausgesprochen schnuckligen, jungen Bademeistergehilfen vorgeturnt wurden. Es war nicht so einfach, nur mit einer Hand zu schwimmen, und ich hoffte nur, dass Leon sich nicht umdrehte und sich über meinen Schwimmstil wunderte. In der Sauna konnte ich dann zum Glück den maroden Badeanzug ausziehen.
    Leon reichte mir ein Handtuch. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch in die Blockhaussauna zum Aufguss«, sagte er.
    Blockhaus – toll, das klang nach der Weite Kanadas, nach stillen Seen, Einsamkeit und Lagerfeuer! Wir gingen an einem Tauchbecken vorbei hinaus ins Freie. Vor dem Blockhaus standen ungefähr 250 Paar Badelatschen. Innen sah es zwar aus wie in einer Blockhütte. Allerdings war nahezu jeder Sitzplatz besetzt. Leon zeigte auf

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