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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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mit dem Handtrockner. Das funktionierte zwar, dauerte aber viel zu lange. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Geldbeutel in ein Papierhandtuch zu wickeln und wieder in die enge Gesäßtasche zu quetschen.
    »Is alles in Ordnung?«, fragte Hilde und sah mich prüfend an. »Hat so lang gedauert.«
    »Keine Sorge, alles okay«, sagte ich hastig.
    Hilde führte mich auf einen belebten Boulevard mit vielen Läden und schien nicht zu bemerken, dass mein Blick sehnsüchtig an einer Buchhandlung klebte. Wir überquerten die Straße. Eine Kneipentür öffnete sich, und Günther und Leon traten heraus. Das war ja perfektes Timing! Leon hielt die Tür für eine dritte Person auf. Es war Yvette. Yvette in sehr engen Jeans, einem sehr engen Top, sehr hochhackigen Pumps und mit Ohrringen von beunruhigender Größe. Ich schnappte hörbar nach Luft.
    »Is was?«, fragte Hilde.
    »Nein, nein«, stammelte ich.
    »Keine Sorge«, sagte Hilde unbekümmert. »Das is nur ne alde Freundin. Die zwei kenn’n sich, seit sie Hosenscheißer waren. Yvette is früher bei uns ein- un ausgegangen. Sie hatten auch mal zusammen ’ne Dauerkarde für den HSV.«
    Sie hatten auch mal was anderes zusammen, dachte ich, und kochte innerlich. Das war doch ein abgekartetes Spiel!
    Yvette schien es nicht im Mindesten peinlich zu sein, mich zu treffen. Sie gab mir die Hand mit einer so affektierten Bewegung, als ob ich sie küssen sollte. Einen Moment überlegte ich, hineinzubeißen. Leon drückte mir einen hastigen Kuss auf die Wange. Eine leichte Röte überzog seine Wangen.
    »Moin, moin«, sagte Hilde, was ich seltsam fand, so mitten am Tag. »Und?«
    »Wir ham gewonnen«, antwortete Günther. »Obwohl Paolo Guerrero ausgefalln is. Drei zu eins. Tut mir leid für euch Schwaben, Line.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Erstens bin ich nur halbe Schwäbin, und zweitens kein Fußballfan. Mir ist eigentlich egal, wer gewinnt.«
    »Das Tor von Petric war ein Traum«, seufzte Yvette. »Schade, dass wir nicht in der Arena waren, da war der Teufel los.«
    »Yvette kennt sich aus mit Fußball«, sagte Günther stolz.
    Was war das denn hier? Hamburg gegen Stuttgart, Yvette gegen Line, drei zu eins?
    »Wir gehn dann mal«, sagte Leon hastig. »Dann können wir vor dem Dämmertörn noch etwas ausruhen.«
    »Güntha und ich kaufn noch ein«, sagte Hilde. »Seid ihr zum Abendessen da?«
    Während Leon mit seinen Eltern verhandelte, beugte sich Yvette plötzlich zu mir herüber. »Ich geb dir einen guten Tipp«, flüsterte sie und lächelte dabei so gleichmäßig weiter, als hätte sie Botox verschluckt. »Für eine glückliche Beziehung sind gemeinsame Interessen wichtig. Wenn du Leon auf Dauer halten willst, solltest du langsam anfangen, dich für Fußball zu interessieren. Und zwar nicht für den VfB.«
    Ich sah mich um, ob es irgendetwas gab, womit ich Yvette eine auf den Fischkopp geben konnte. Diese Schleimkröte! Das war doch wohl das Allerletzte! Leider lagen keine Ruder herum und eine schlagfertige Antwort fiel mir auch nicht ein. Grrrrr! Leon schien nichts zu bemerken oder er tat zumindest erfolgreich so.
    »Na dann, viel Spaß noch in Hamburg«, sagte Yvette laut und zuckersüß. »Ich hoffe, dir gefällt unser kosmopolitisches Flair. Ist ja vielleicht ein bisschen ungewohnt, wenn man aus Stuttgart kommt.«
    Leon nahm mich an der Hand und führte mich sehr bestimmt weg. »Du zitterst ja«, sagte er.
    »Weil ich stinkesauer bin«, sagte ich.
    Leon schwieg. Ich ließ seine Hand los.
    »Leon, wusste Yvette, dass wir beide an diesem Wochenende in Hamburg sind?«
    »Na ja, ich bin nicht sicher. Könnte schon sein, dass ich’s zufällig mal in der Kantine erwähnt habe.«
    »Und dann fährt sie
zufällig
am gleichen Wochenende hierher?«
    »Line, du übertreibst! Yvette ist sehr häufig in Hamburg bei ihren Eltern. Ihr ganzer Freundeskreis ist hier.«
    »Und dann taucht sie
zufällig
in der Kneipe auf?«
    »Sie wohnt um die Ecke, und wir waren früher immer in dieser Kneipe«, rief Leon genervt. »Natürlich wusste sie, dass sie mich dort finden würde. Was ist so schlimm daran? Gehört es heutzutage zum guten Ton, mit seinen Exfreundinnen verfeindet zu sein? Was soll denn da passieren, in einer Kneipe? Und dann noch vor meinem Vater? Ich hätte nie gedacht, dass du so eifersüchtig bist!«
    »Leon, merkst du denn nicht, dass sie versucht, unsere Beziehung kaputtzumachen?«
    »Und wie wenig Vertrauen hast du in mich und unsere Beziehung, dass die so einfach

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