Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
würden. »Sind Sie das, Grieve? Wie läuft es bei Ihnen, John?«
»Alec?«, kam die Rückfrage. »Ich habe Ihren Anruf erwartet.« John Grieve besaß zwei Talente: eines davon »verdeckt«, womit man im Fachjargon eine noch nicht voll entwickelte ESP-Begabung bezeichnete, und das andere recht außergewöhnlich, vielleicht sogar einmalig. Das Erstere war die Gabe der Fernsicht: Er war eine menschliche Kristallkugel. Das einzige Problem dabei war, dass er genau wissen musste, wonach er wo suchen sollte. Seine Gabe konnte nicht spontan eingesetzt werden – er musste ein genau definiertes Ziel haben.
Seine zweite besondere Fähigkeit machte ihn doppelt wertvoll. Sie mochte sich durchaus als Teil der ersten Begabung herausstellen, doch bei Gelegenheiten wie dieser war sie wie ein Geschenk des Himmels. Grieve war Telepath, doch er unterschied sich von anderen dieser Art. Wieder musste er seine Fähigkeiten gezielt einsetzen: Er konnte nur dann die Gedanken einer anderen Person lesen, wenn er sich von Angesicht zu Angesicht mit ihr befand oder mit ihr sprach. Wenn er seinen Gesprächspartner kannte, funktionierte das sogar am Telefon! Man konnte John Grieve nicht belügen, und auch mit einem Sprachverzerrer konnte man ihn nicht täuschen. Deshalb hatte Kyle ihn als permanenten Verbindungsmann im Hauptquartier eingesetzt.
»John«, sagte Kyle, »wie steht es zu Hause?« Und in Gedanken fragte er noch: Was ist in Devon mittlerweile geschehen?
»Also …« Grieve klang unentschlossen.
»Können Sie es mir erzählen?« Was ist los? Aber Vorsicht bei der Antwort!
»Es ist dieser junge YB«, bekam Kyle zu hören. »Wie es scheint, ist er klüger, als wir es ihm zutrauten. Er ist verdammt neugierig! Hört und sieht mehr, als gut für ihn ist.«
»Alle Achtung!« Kyle bemühte sich, nebensächlich zu klingen, während er in Gedanken besorgt nachfragte: Hat er etwa irgendeine ESP-Fähigkeit? Telepathie?
»Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Grieve bedeutungsschwanger.
Heiliger Himmel! Ist er uns auf die Schliche gekommen? »Wir hatten aber schon öfter solch schwierige Fälle«, tat es Kyle ab. »Und unsere Verkäufer sind ja wohl voll informiert …« Wie sind sie bewaffnet?
»Na ja, sie haben die übliche Standardausrüstung«, bekundete Grieve. »Aber ich sage Ihnen, es ist schon ein wenig makaber! Er hat seinen Hund auf einen unserer Leute gehetzt! Ist allerdings nichts passiert. Es war zufällig der alte DC, und Sie wissen ja, wie cool der Bursche ist. Dem passiert schon nichts.«
Darcy Clarke? Dem Himmel sei Dank! Kyle atmete auf. Laut sagte er: »Also, John, Sie lesen sich am besten mal die Akte über unseren schweigenden Partner durch. Wissen Sie noch – vor acht Monaten?« Als Keogh zum ersten Mal erschien! »Könnte sein, dass unsere Verkäufer Unterstützung brauchen! Und ich glaube nicht, dass die Standardausrüstung in diesem Fall ausreicht. Ich hätte früher daran denken sollen, aber ich habe natürlich nicht damit gerechnet, dass der junge YB derart clever ist.« Mit Neun-Millimeter-Knarren kann man ihn oder die anderen im Haus vermutlich nicht aufhalten. Doch in dem Ordner mit Harry Keoghs Bericht ist etwas beschrieben, was uns helfen kann, denke ich. Bewaffnen Sie das Kommando mit Armbrüsten!
»Ganz wie Sie meinen, Alec! Ich werde sofort dafür sorgen«, sagte Grieve, ohne seine Überraschung zu zeigen. »Und wie steht es bei Ihnen?«
»Ach, eigentlich nicht schlecht. Wir planen, in die Berge zu fahren – sogar heute Abend schon.« Wir fliegen mit Krakovic nach Rumänien. Er ist in Ordnung, hoffe ich jedenfalls. Sobald ich etwas Definitives weiß, benachrichtige ich Sie. Vielleicht können Sie dann bei Bodescu zugreifen. Aber nicht, bevor wir nicht alles über unsere möglichen Gegenspieler wissen.
»Ich beneide Sie!«, sagte Grieve. »In die Berge, ja? Wunderschön zu dieser Jahreszeit. Ach, was soll’s, ein paar von uns müssen halt arbeiten. Schreiben Sie mir eine Karte? Und passen Sie auf sich auf!«
»Sie auch!« Kyle sprach im Tonfall leichter Konversation, doch seine Gedanken waren sorgenvoll: Sorgen Sie um Himmels willen dafür, dass unsere Jungs in Devon voll am Ball bleiben! Falls irgendetwas passiert, werde ich …
»Ja, klar, wir bemühen uns nach besten Kräften, nicht in Schwierigkeiten zu kommen«, unterbrach ihn Grieve. »Mehr können wir nicht versprechen.«
»Okay, ich melde mich wieder.« Viel Glück! Und dann legte er auf. Anschließend stand er noch eine ganze Weile in
Weitere Kostenlose Bücher