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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seinem Zimmer, blickte versonnen das Telefon an und kaute auf seiner Unterlippe. Die Lage spitzte sich zu, das war ihm wohlbewusst. Und als Quint aus dem Nebenzimmer herüberkam, wo er ein Nickerchen gemacht hatte … Ein Blick auf seine Miene genügte Kyle, um sich bestätigt zu fühlen. Quint sah mit einem Mal ziemlich mitgenommen aus.
    Er tippte sich an die Schläfe. »Es geht los«, sagte er. »Da drinnen.«
    Kyle nickte. »Ich weiß«, bestätigte er. »Ich habe das Gefühl, es geht an allen Ecken und Enden gleichzeitig los …«
    In seinem winzigen Zimmerchen in Harry Keoghs einstiger Wohnung in Hartlepool, dessen Fenster zum Friedhof hinaus zeigte, schlief Harry Junior sanft ein. Seine Mutter Brenda Keogh summte ihm leise ein Schlaflied.
    Er war zwar erst fünf Wochen alt, aber bereits äußerst clever. Es geschah so viel in der großen weiten Welt, und er wollte ein Teil davon sein. Das Aufwachsen nahm er jetzt schon mit Macht in Angriff! Sie konnte das in ihm spüren: Sein Verstand war wie ein Schwamm, saugte neue Gefühle auf, neue Eindrücke, war wissensdurstig, und so schaute er aus seinen Augen, deren Farbe er vom Vater geerbt hatte, und bemühte sich, die ganze Welt zu erfassen.
    Das konnte einfach nur das Kind Harry Keoghs sein, und Brenda war so froh, dass sie es hatte.
    Wenn nur auch Harry noch da wäre! Auf gewisse Weise war er das ja auch – in dem kleinen Harry. Und das in viel höherem Maße, als sie das je geahnt hatte!
    Brenda wusste nicht, welche Arbeit der Vater ihres Kindes eigentlich beim britischen Geheimdienst (wie sie vermutete) ausgeübt hatte. Sie wusste nur, dass er dafür mit seinem Leben bezahlt hatte. Und er hatte für sein Opfer keinerlei Anerkennung erhalten, jedenfalls nicht offiziell. Doch jeden Monat kam ein Scheck in einem Umschlag ohne Absender an, und die knappe Begleitnotiz bezeichnete die Summe als »Witwenrente«. Brenda war immer wieder überrascht deshalb: Sie mussten Harry schon sehr geschätzt haben! Die Beträge waren recht groß; doppelt so viel, wie sie in einem normalen Beruf verdient hätte. Und das war wunderbar, denn so konnte sie dem kleinen Harry ihre ganze Zeit widmen.
    »Poor little Harry«, sang sie ihm ein uraltes Schlaflied, das sie einst von ihrer Mutter gelernt hatte, und die wahrscheinlich wiederum von ihrer, »got no Mammy, got no Daddy, born in a coal hole …«
    Na ja, ganz so schlimm war es nicht – eine Mutter hatte der Kleine jedenfalls –, aber Harry fehlte doch sehr. Und doch empfand Brenda von Zeit zu Zeit Schuldgefühle. Es war weniger als neun Monate her, dass sie ihn zum letzten Mal lebendig gesehen hatte, und sie war bereits einigermaßen darüber hinweg. Das erschien ihr irgendwie so – gemein! Es war falsch, dass sie nicht mehr weinte, dass sie überhaupt nie viel geweint hatte, und noch falscher, dass er sich nun jener großen Mehrheit angeschlossen hatte, die ihn so liebte: den Toten, die schon lange vergangen und verfallen waren.
    Moralisch war das ja in Ordnung, aber es passte einfach in kein Konzept der Welt. Sie hatte nicht das Gefühl, dass Harry tot war! Hätte sie seine Leiche gesehen, wäre es möglicherweise anders. Und doch war sie froh, dass ihr dies erspart geblieben war. Das wäre für sie nicht mehr Harry selbst gewesen.
    Genug der düsteren Gedanken! Sie berührte die winzige Knopfnase des Babys mit dem Knöchel ihres Zeigefingers. »Klopf, klopf«, sagte sie, aber leise, ganz leise. Denn der kleine Harry war eingeschlafen.
    Harry spürte, wie der Mahlstrom der kindlichen Gefühle nachließ, der ihn in den Geist seines Babys hineinzusaugen drohte, wie sich das kleine Gehirn entspannte und ihn losließ, und sofort driftete er hin zu einem transdimensionalen Tor, ging hindurch und befand sich in der vertrauten ultimativen Dunkelheit des Möbius-Kontinuums. Als reiner Geist trieb er auf dem Strom des Metaphysischen, jenseits der störenden Einflüsse von Masse und Gravitation, von Hitze und Kälte. Wie ein Schwimmer genoss er dieses Gleiten über den großen schwarzen Ozean, der sich von Niemals bis Ewig erstreckte, von Nirgendwo bis Überall, wo er sich genauso schnell in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft begeben konnte.
    Von hier aus konnte sich Harry nach überallhin und in jede beliebige Zeit bewegen. Er musste ganz einfach nur wissen, in welche Richtung er wollte, und dann das richtige »Tor« benutzen. Er öffnete ein Zeittor und sah, wie sich das blaue Licht aller auf Erden lebenden Milliarden in

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