Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Straße eigentlich?«
»Nirgendwohin«, antwortete Krakovic. »Sie sollte durch die Berge zur Bahnstation in Chust führen. Vor einem Jahr hat man beschlossen, nicht weiterzubauen wegen der Erdrutsche und Rissen im Felsboden. Es wäre zu aufwendig gewesen. Stattdessen wird jetzt die Straße nach Ivano-Frankiwsk ausgebaut. Auf dieser Seite der Berge. Von Ivano-Frankiwsk gibt es schon eine Eisenbahn durch die Berge, auch wenn sie langsam ist. Aber die dreiundzwanzig Kilometer Straße, die man schon gebaut hat«, er zuckte die Achseln, »sind nicht total sinnlos. Vielleicht gibt es dort bald eine Stadt oder Industrie. Dann ist es keine Verschwendung. In der Sowjetunion gibt es kaum Verschwendung.«
Quint lächelte höflich.
Krakovic bemerkte es und sagte: »Ja, ich weiß, es ist ein Dogma. Wir reden alle früher oder später so. Jetzt habe ich also auch diese Krankheit. Die ganzen Worte die man verliert, um Ausreden zu erfinden, sind Verschwendung!«
Gulharov hielt an der Absperrung an, Volkonsky stieg aus, drückte die Schranke hoch und winkte sie durch. Dann stieg er wieder ein, und sie fuhren in die Berge.
Niemand bemerkte den zerbeulten alten Fiat, der einen halben Kilometer weiter in Richtung Kolomyja stand, und die blaugraue Wolke aus seinem Auspuff, als der Motor zu neuem Leben erwachte und der Wagen ihnen langsam nachfuhr.
Guy Roberts hatte bereits zweimal im Zug gefrühstückt, alles mit Litern von Kaffee heruntergespült, und als der Zug aus Grantham hinausfuhr, hatte er bereits eine halbe Packung Marlboro Kings geraucht. Kräftig wie er war, dazu mit roten Augen und Stoppelbart, wagte niemand, ihn anzusprechen. Er hatte eine Ecke im Abteil für sich allein. Keiner, der ihn so sah, hätte geahnt, dass er übernatürliche Kräfte besaß, oder dass er unterwegs war, um einen Vampir des zwanzigsten Jahrhunderts auszuschalten. Dieser Gedanke hätte ja amüsant sein können, wäre die Lage nicht so verzweifelt gewesen. Es gab viel zu viel zu tun, und viel zu wenig Zeit dafür. Alles war so ermüdend.
Er lehnte sich auf seinem Sitz nach hinten, schloss die Augen und dachte über die Ereignisse der letzten Nacht nach. Er und Layard hatten die ganze Nacht durchgearbeitet, und was für eine eigenartige Nacht das für beide gewesen war! Zum Beispiel die Sache mit Kyle, dass er sich im Schloss Bronnitsy befand. Als die Dämmerung langsam den Himmel erhellte, war es für Layard immer schwieriger geworden, Kyle zu lokalisieren. Er hatte das so ausgedrückt: »Es ist wie der Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Mann, und Kyle ist irgendwo zwischendrin.« Das verhieß nichts Gutes für die Nummer eins von INTESP.
Auch Roberts hatte die mentale Barriere um Schloss Bronnitsy nicht überwinden können. Eigentlich hätte er in der Lage sein sollen, Kyles Präsenz zu spüren, doch alles, was er bei den wenigen Gelegenheiten gespürt hatte, wenn er kurz die Barriere durchdrang, war … ein Echo Kyles gewesen. Ein Bild, das fast augenblicklich verblasste. Roberts wusste einfach nicht, was das E-Dezernat mit Kyle anstellte, und spekulieren wollte er lieber nicht.
Und dann war da ja noch Yulian Bodescu. Oder besser: Er war eben nicht da! Denn so sehr sie sich auch bemühten, Roberts und Layard war es einfach nicht gelungen, Bodescus Spur wieder aufzunehmen. Er schien aus dieser Welt verschwunden zu sein. Es gab in und um Birmingham keinen mentalen Nebel, noch nicht einmal irgendwo anders im Land, soweit das die britischen ESP-Agenten feststellen konnten. Nachdem sie eine Weile darüber nachgegrübelt hatten, sprang ihnen die Lösung ins Auge. Bodescu wusste ja, dass sie seine Spur mental witterten, und auch er besaß einige Gaben. Auf irgendeine Weise schirmte er sich ab, machte sich für die mentale Suche ›unsichtbar‹.
Endlich, gegen halb sieben Uhr morgens, machte Layard ihn wieder ausfindig. Ganz kurz fühlte er einen stinkenden, sich windenden mentalen Nebel, ein böses Etwas, das ihn sofort bemerkte und ihn geistig wütend anknurrte, bevor es erneut verschwand. Und Layard stellte fest, dass er sich in der Umgebung von York befand.
Das reichte Roberts. Wenn noch irgendein Zweifel daran bestanden hatte, wohin Bodescu wollte, war er damit ausgeräumt. Er ließ das INTESP-Hauptquartier in den fähigen Händen John Grieves’ zurück, der ständig dort Dienst hatte, und machte sich nach Norden auf.
Erst als er gerade aufbrechen wollte, erreichte ihn die Nachricht, dass Harvey Newtons Auto in einem
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