Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
strahlend weißem, durchscheinendem Material.
Ihr Anblick dort draußen, wie sie da standen und auf mich warteten, hatte mich erschreckt, aber meine Ankunft war auch nicht ohne Wirkung geblieben. Sie wussten nicht, was sie von mir halten sollten. Sie hatten ja überhaupt nicht auf mich gewartet, sondern ganz anderes vorgehabt, aber all das sollte ich erst später herausfinden. Das Ganze wirkt heute wie ein verschwommener Albtraum auf mich, der langsam zu verblassen beginnt. Es ist schwer zu beschreiben, was ich damals empfand. Doch ich werde es versuchen.
Du hast die fliegenden Reittiere der Wamphyri gesehen, aber nicht ihre Kampfkreaturen, oder falls doch, dann nicht aus der Nähe. Ich spreche nicht über Leute wie die Krieger, die Shaithis mitgebracht hat, Gustan und die anderen! Das waren einmal Traveller, die Shaithis zu Vampiren gemacht und denen er Rang und Ehre gegeben hat. Soweit ich weiß, haben sie keine Wamphyri-Eier erhalten, und sie streben lediglich danach, ihrem Lord dienen zu dürfen. Natürlich sind das Vampire, wie alle von den Wamphyri verwandelten Wesen, aber sie sind auch noch auf gewisse Weise Menschen ...« Sie unterbrach ihre Erzählung und seufzte.
»Jazz, das ist ziemlich schwierig zu erklären. Vampire sind ... ihre Lebenszyklen sind unwahrscheinlich komplex. Am besten erkläre ich dir zuerst einmal, was ich über ihre Entwicklung weiß, bevor ich fortfahre. Und über ihre biologischen Systeme.
Vampire – also ihre grundlegenden Kreaturen – kommen in den Sümpfen und Mooren östlich und westlich der Berge zur Welt. Was ihre Herkunft betrifft, bin ich auf Vermutungen angewiesen. Vielleicht liegen dort im Schlamm verborgen irgendwelche Muttertiere oder was auch immer, die nie an die Oberfläche kommen. Das wären dann ganz primitive Eier legende Tiere. Ich habe die Traveller ausgefragt und sogar Lady Karen, die ja selbst zu den Wamphyri gehört, aber niemand weiß etwas über diese grundlegenden Vampirwesen. Eines kann ich dir aber mit Garantie sagen: Sie wagen sich bestimmt nicht an die Oberfläche der Sümpfe, solange die Sonne am Himmel steht.
Was ihre Fortpflanzung betrifft, ist die erste Aufgabe, die jeder zu erfüllen hat, die Suche nach einem Wirt, die sie mit dem gleichen Instinkt betreiben wie eine Ente, die sich ins Wasser begibt. Es liegt nicht in ihrer Natur, allein und ohne Wirtskörper zu leben. Das geht so weit, dass sie relativ schnell absterben, wenn sie keinen Wirt finden. Man könnte sie mit dem Kuckuck vergleichen ... nein, der Vergleich hinkt. Wie Bandwürmer vielleicht, oder – noch besser, wie Leberegel! Ja, sie sind Parasiten, aber da endet auch schon jede Ähnlichkeit ...
Auf jeden Fall ist ihr Lebenszyklus, wie gesagt, ziemlich komplex. Aber das ist an sich ja nichts Außergewöhnliches. Der Leberegel ist da wirklich ein gutes Beispiel. Er lebt in den Innereien von Rindern, Schweinen oder Schafen, legt seine Eier in deren Kot, wo sie von anderen Tieren – und auch von Menschen! – durch kleine Wunden oder auf andere Art aufgenommen werden. Und sobald sie einmal die Leber eines Tieres erreicht haben, ist das Schicksal der betreffenden Kreatur besiegelt. Das Organ wird löchrig wie ein Schweizer Käse. Und wenn dieses Tier dann auf freiem Feld stirbt ... oder geschlachtet und von unwissenden Menschen gegessen wird ... na ja, du siehst, wie der Zyklus weitergeht. Bei den Vampiren ist es ungefähr das Gleiche. Doch darüber hinaus gibt es keine Übereinstimmungen.
Und der große Unterschied liegt darin, dass Plattwurm und Leberegel ganz langsam die Organe ihres Wirtskörpers zerstören und damit den Wirt töten. Doch dabei töten sie sich auch selbst, denn ohne einen Wirt können sie nicht überleben. Da zwingt der Instinkt dem Vampir eine ganz andere Verhaltensweise auf. Er tötet seinen Wirt nicht, sondern wächst mit ihm, stärkt ihn und verändert seine Natur. Er lernt von dem Wirt, beseitigt seine physischen Schwächen und gibt ihm Kraft. Er dringt unmerklich auch in Geist und Seele seines Wirts ein und beeinflusst diesen. Er besitzt kein Geschlecht, nimmt aber das Geschlecht des Wirtskörpers mit seiner Sexualität und seinen Neigungen an. Die Menschen sind an sich schon leidenschaftlich und triebgesteuert, Jazz, aber ein Vampir im Inneren steigert das noch in höchstem Maße! Die Menschen sind kriegerische Geschöpfe, aber als Wamphyri baden sie im Blut ihrer Gegner. Die Menschen sind hinterhältig, aber die Wamphyri sind das Hinterhältigste, was
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