Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
aber es ist beschlossene Sache. Und ich könnte sogar Vorteile daraus ziehen. Pass auf ...«
Durch die Fenster sah ich die dunklen Silhouetten der Berge, hinter denen der goldene Schein langsam verblasste. »Sonnenuntergang«, sagte ich. »Bald ...«
»Ja, bald«, wiederholte sie. »Wenn über den Bergen nur noch ein rosafarbener Rand erkennbar ist, werden sie sich in Bewegung setzen, satteln ihre Flugtiere und segeln von einer Felsenburg zur anderen. Sie landen auf den Plattformen weiter unten und kommen dann zu Fuß hierher hoch. Einer nach dem anderen, so werden sie eintreffen. An meiner Tafel wird es ... unkonventionelle Speisen geben: Wolfswelpe in Pfeffersauce, die Herzen von großen Fledermäusen, im eigenen Blut gekocht und gut gewürzt, Wild aus den Grasländern der Sonnenseite, und dünnes Pilzhefebier von den Trogs. Nichts, was ihre Leidenschaften entflammen könnte.«
»Aber was planst du selbst, Karen?« Ich hatte zwar Angst, war aber trotzdem neugierig. »Ich weiß, dass du nichts mit diesen Lords zu tun haben willst. Ich weiß, dass du nicht so bist wie sie! Könntest du ihren Wunsch nicht einfach abschlagen? Gibt es keinen anderen passenden Ort für ihre Verhandlungen?«
»Die meisten dieser Männer«, antwortete sie nachdenklich, »haben noch nie einen Fuß in Dramals Felsenburg gesetzt – meine Burg. Ich glaube, als Dramal noch jung war, ist Shaithis ein paarmal zu Besuch gekommen, weil sie gemeinsame Interessen hatten. Sie haben gern zu zweit bei Sonnunter auf der Sonnenseite Frauen gejagt. Es war vielleicht weniger Freundschaft als vielmehr Rivalität. Aber für die anderen ist es eine gute Gelegenheit, sich hier umzusehen. Mir ist völlig klar, dass sie besonders auf meine Verteidigungsanlagen achten werden, für den Fall, dass sie diese Festung eines Tages angreifen könnten. Doch lehne ich ihr Angebot ab, verweigere ich ihnen meine ... Gastfreundschaft, dann wird sie das erst recht provozieren und gegen mich aufbringen.«
»Du sagtest, es könne sogar ein Vorteil sein, wenn sie hierherkommen«, erinnerte ich sie. »Wie das?«
»Ach ja. Und das hat mit dir zu tun«, antwortete sie. »Wir Wamphyri haben auch unsere besonderen Fähigkeiten, Zekintha. Du stehst nicht allein; ich zum Beispiel kann ebenfalls die Gedanken anderer stehlen. Natürlich ist das eine Fähigkeit meines Vampirs, der sie mir verleiht. Sie ist jedoch noch nicht voll entwickelt. Ich kann mir nicht sicher sein, ob ich mich nicht irre. Und über größere Entfernungen ist es ohnehin sinnlos. Und da ich eine Wamphyri bin, würden die anderen es merken, wenn ich in ihren Gedanken forsche. Unsere Vampire sind sich da zu ähnlich, weißt du? Aber du bist keine Wamphyri ...«
»Du meinst, ich soll ihre Gedanken belauschen? Und falls sie es bemerken?«
»Sie werden das sogar erwarten! Welchen Vorteil hätte ich sonst davon, eine Gedankenstehlerin zu besitzen? Du wirst dich in ihre Gedanken schleichen, ohne dass sie es merken, und aufpassen, dass sie deine Gedanken nicht stehlen können! Falls sie dich dennoch bemerken? Möglich, aber das stellt keine Gefahr dar, da sie es ja erwarten. Aber sie werden gar nicht wissen, dass du zugegen bist, denn wir werden dich an einem sicheren Ort verstecken! Und Folgendes möchte ich erfahren: Ihre Gedanken und Pläne in Bezug auf mich selbst; ob das Zusammentreffen hier echt ist oder nur ein Vorwand, um meine Schwächen herauszufinden; ihre Schwächen, falls sie welche haben. Blicke bei einem nach dem anderen in seinen Geist und forsche nach. Nur bei Lesk dem Vielfraß brauchst du das nicht. Sein Geist ist gestört. Selbst der Vampir in ihm ist wahnsinnig. Wie könnte man in einem solchen Verstand die Wahrheit erkennen? Er ist so sprunghaft, dass er in einem Augenblick nicht einmal mehr weiß, was er im vorhergehenden gedacht hat. Doch er hat eine starke Festung und besitzt unwahrscheinliche Kräfte, sonst hätten ihn die anderen längst erledigt.«
»Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach ich ihr. »Aber du hast mir noch immer den Zweck dieser Verhandlungen verschwiegen. Was bringt sie alle hier zusammen?«
»Derjenige, den sie als den ›Herrn des westlichen Gartens‹ bezeichnen«, antwortete sie. »Sie fürchten ihn. Ihn und seine Alchimie, seine Magie. Und weil sie ihn fürchten, hassen sie ihn. Er wagt es, sich unter den westlichen Gipfeln niederzulassen, in der Mitte zwischen Sternseite und Sonnenseite, ohne auch nur um Erlaubnis zu bitten! Er beherbergt auch noch Traveller
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