Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
nicht. Es sei denn, die Eigenschaft wird hineingezüchtet oder ihnen von ihren Herren verliehen. In jedem Fall wäre ich ein äußerst wertvoller Besitz gewesen. Karen fürchtete, ihre positiven Eigenschaften vollständig zu verlieren, wenn der Vampir in ihr die volle Reife erlangte. Dann würde auch meine Zukunft sehr ungewiss sein und mir ein furchtbares Schicksal bevorstehen. Das wollte sie nicht.
Eines Tages sagte sie zu mir: »Zekintha, es gibt etwas, das du für mich tun kannst. Und wenn es vollbracht ist und gut gelungen, werde ich dich zur Sonnenseite bringen und dort zurücklassen, damit dich die Traveller finden. Ich sehe keinen Grund, warum aus dir werden sollte, was aus mir wurde oder was ich bald sein werde.«
»Du bietest mir an, von diesem Ort entkommen zu dürfen?«, fragte ich zurück. »Sag mir, was ich dafür tun muss!«
»Wir haben Waffenstillstand«, antwortete sie. »Die Wamphyri haben zu einer Zusammenkunft aufgerufen. Alle Lords mit ihren vielen Flaggen werden sich an einem Ort treffen, um festzustellen, ob es in einem bestimmten Fall ein gemeinsames Vorgehen geben wird. Nun – errätst du, wo dieses Treffen stattfinden soll?«
»Hier?«
»Allerdings: in Karens Felsenburg! Dass die Gespräche ausgerechnet hier stattfinden sollen, macht mich in höchstem Maße misstrauisch. Da droht Unheil! Ich werde also Vorbereitungen treffen müssen. Wie denkst du darüber?«
»Ich weiß über diese Lords nur das, was du mir erzählt hast, Lady Karen«, antwortete ich. »Das heißt, ich fürchte mich sehr vor ihnen. Ich glaube, wenn du die Lords Shaithis, Lesk, Lescula und die anderen in deine Festung hineinlässt, wirst du die Felsenburg verlieren! Unter allen Felsenburgen besitzt diese hier eine Schlüsselposition, Karen, und deshalb wollen alle sie besitzen. Sie wissen außerdem, dass du mich hier hast und dass ich Magie besitze. Deshalb bin auch ich begehrt. Deine Kampfkreaturen wären auch interessant für sie, denn niemand hat so gute Kampfbestien gezüchtet wie Dramal. Das waren deine eigenen Worte. Doch wenn schon deine Festung und ich und auch deine Geschöpfe begehrenswert sind, um wie viel begehrenswerter bist du dann, Karen? Die würden sich gut mit dir amüsieren, mit dir und mir, bevor sie uns töten! Aber du bist eine Wamphyri! Du würdest viel länger durchhalten und viel mehr leiden.«
»Bist du fertig?«
»Für den Augenblick.«
»Normalerweise würde ich dir in allen Punkten zustimmen, aber es gibt wie immer zwei Seiten einer Medaille. Es könnte auch sein, dass sie mir nicht feindlich gesinnt sind, jedenfalls jetzt noch nicht. Du wirst zugeben, dass die Lords sich treffen müssen, sie benötigen einen neutralen Ort, an dem das Treffen stattfinden kann, ob dabei eine Einigung herauskommt oder nicht. Hier wäre der ideale Ort dafür, denn sie betrachten mich nicht als ihner ebenbürtig. Ich biete ihnen sozusagen einen Verhandlungsraum. Dabei stelle ich natürlich Bedingungen und treffe Vorkehrungen gegen einen möglichen Verrat. Zum einen müssen sie allein kommen, ohne ihre Unterführer. Und zum zweiten dürfen sie keine Kampfhandschuhe mitbringen.«
»Was?« Ich war überrascht. »Aber, Lady Karen, werden sie damit einverstanden sein? Willst du ihnen im Ernst befehlen, die Kampfhandschuhe zurückzulassen?«
»Zu ihrem eigenen Schutz!« Sie lächelte auf ihre halb menschliche Art. »Damit sie nicht in Versuchung geraten, aufeinander loszugehen, sollten die Gespräche ein wenig hitziger verlaufen. Also: keine Handschuhe – oder sie kommen nicht herein. Und sie werden das akzeptieren, weil sie erpicht darauf sind, diese Sache in Angriff zu nehmen. Und meine dritte Bedingung ist, dass die Verhandlungen genau hier stattfinden, in dieser Halle, und in jeder Ecke wird einer meiner Krieger stehen. Falls sie irgendeinen ... feindseligen Akt mir gegenüber unternehmen, werden meine Kreaturen sie angreifen. Denke daran, Zekintha, dass trotz aller Stärke und Macht ein Vampir eben doch aus Fleisch und Blut besteht. Unter entsprechenden Bedingungen wird auch er sterben. Und in der Magensäure eines Kriegers stirbt ein Vampir! Auf der anderen Seite wissen die Lords aber auch, dass ich von mir aus nichts Feindseliges unternehmen kann, denn dann hätten sie Grund und Recht, um mit mir auf die klassische Weise zu verfahren: einen Pflock durchs Herz, den Kopf ab und ein Bad in brennendem Öl! Ein Patt! Was meinst du dazu?«
»Ich halte es immer noch für höchst gefährlich.«
»Ich auch,
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