Bride 02 - Tempel Der Liebe
dem brennenden Wunsch, den Einheimischen einen unvergesslichen Schock zu versetzen, schritt Troth die Treppen hinunter, um an dem gräflichen Empfang teilzunehmen.
Es war nett, alte Freunde und Nachbarn wieder zu sehen, aber auch langweilig. Sehr, sehr langweilig. Er würde den Abend bis zum Ende durchstehen müssen, da den alten Wrexham wieder die Gicht plagte und er sich wahrscheinlich vorzeitig zurückziehen würde. Sie konnten nicht beide verschwinden. Zum Glück war diese Abendeinladung kein formeller Ball, man konnte je nach Belieben tanzen oder Karten spielen und hatte genügend Gelegenheit, sich mit den anderen Gästen bei guten Getränken und köstlichen Speisen zu unterhalten.
Eine hübsche blonde Tochter von Lord Hamill, der in der Nähe von Kettering lebte, trippelte auf Kyle zu. Auf Grund der Familienähnlichkeit erkannte er sie als eine Hamill, aber die junge Dame selbst war ihm unbekannt. Hamill hatte eine Menge blonder hübscher Töchter. Strahlend sagte sie: »Ich habe mit meinen Schwestern gewettet, dass Sie nicht mehr wissen, wer ich bin.«
»Sie sind eine der schönen Miss Hamills«, antwortete Kyle und zermürbte währenddessen sein Hirn.
»Das war nicht allzu schwer. Aber welche?« Sie zwinkerte mit den Augen.
»Die Allerschönste, natürlich.«
Sie lachte. Schelmisch schlug sie ihn mit dem Fächer auf den Arm. »Eine kluge Antwort, aber nicht gut genug. Sie kannten meinen Namen. Ein Hinweis ... unsere Initialen stehen in alphabetischer Reihenfolge.«
Das Mädchen war ungefähr zwanzig, das hieß, dass sie noch zur Schule gegangen war, als er England verlassen hatte. Wahrscheinlich war sie Hamills jüngste Tochter. Mal sehen, Anne, Barbara, Chloe, Diana ... »Bestimmt sind Sie Miss Eloise.«
»Wie klug Sie doch sind! Es war mir wert, meine Wette zu verlieren, um Ihr Gedächtnis und Ihre Intelligenz zu bewundern.« Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Übermut und Ernst und gab ihm das Gefühl ... sehr alt zu sein.
Wo, zum Teufel, steckte Troth? Vielleicht hatte sie ihren Entschluss geändert und würde nicht zum Empfang kommen.
Plötzlich erhob sich ein erstauntes Geraune um ihn herum. Er drehte sich um. Der Atem blieb ihm weg, als er sie am Eingang des Ballsaals stehen sah. Hochgewachsen und schlank, in schimmerndes Rot und Gold gekleidet, wie ein prunkvoller Pfau inmitten von Tauben. Das aufgesteckte schwarze Haar brachte ihren schmalen Hals zur Geltung, das undurchdringliche, maskenhafte Gesicht verlieh ihrer Erscheinung einen geheimnisvollen Zauber.
Lässig fächelte sie sich Luft zu, während die Augen durch den Saal schweiften. Die Augenbrauen hoben sich unmerklich, als sie ihn mit Eloise Hamill sah. Er vergaß nicht nur das Mädchen, sondern auch seine Selbstbeherrschung und gute Erziehung und eilte quer durch den Raum auf Troth zu. Mit einer kleinen Verbeugung nahm er ihre Hand.
»Du siehst umwerfend aus«, murmelte er. »Hast du es darauf angelegt, Northamptonshire aus den Fugen zu heben?«
»Durchaus nicht.« Ihre Augen blitzten boshaft auf, als ihr Blick auf Wrexham fiel, der überrascht aufschaute. »Das trägt man in China.«
»Und das hat man in diesem Teil der Welt noch nie zu Gesicht bekommen.« Er konnte sich nicht von ihrem Anblick losreißen. Sie sah unbestreitbar blendend aus, zudem unterstrich das Gewand, das sie heute Abend trug, ihre asiatische Abstammung. Sie sah wie eine edle chinesische Konkubine aus, die ein Königreich kostete.
Er geleitete sie zu seinem Vater, der in einer Gruppe von mehreren einheimischen Landbesitzern stand. Der Herzog von Candover, ein Vertreter der Krone in der Grafschaft, richtete als Erster das Wort an ihn. »Ich bin froh, dass Sie in einem Stück zurückgekehrt sind, Maxwell.«
»Nicht so sehr wie ich. Meine Herrn, darf ich Ihnen meine Frau vorstellen. Wir haben in China nach dem Brauch des handfast geheiratet.«
Wrexham machte ein finsteres Gesicht. Kyle schrieb dies seiner schmerzenden Gicht zu und nicht dem Missfallen, das seine vorübergehende Schwiegertochter bei ihm erregte. Troth verbeugte sich anmutig. Interessant wäre es erst geworden, wenn sie einen vollen Kotau gemacht und den Fußboden mit der Stirn berührt hätte, aber Kyle war erleichtert, dass sie dies unterlassen hatte. Die gute Gesellschaft von Northampton hätte bei diesem Anblick die Nase gerümpft.
Candover verbeugte sich ebenfalls. »Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen, Lady Maxwell.«
»Jesus, wirklich eine Schönheit!«, rief Lord
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