Bride 02 - Tempel Der Liebe
heraus und schloss die Tür auf.
In seinem Zimmer führte sie ihn zum Bett und ließ ihn ohne Umschweife fallen. Am liebsten hätte sie sich auch auf die Matratze geworfen. Sie war ja so müde. Aber je schneller sie weg war, desto eher würde er vergessen, dass sie überhaupt da gewesen war. Er hatte gesehen, wie sie gegen sechs Männer gekämpft hatte. Das lenkte zu viel Aufmerksamkeit auf Chenquas Angestellten. Sie würde Gavin Elliott wecken und es ihm überlassen, sich um seinen Partner zu kümmern.
Nachdem sie eine Lampe angezündet hatte, unterzog sie Maxwell einer gründlicheren Untersuchung. Auf der Straße war dies nicht möglich gewesen war. Er würde viele blaue Flecken und teuflische Kopfschmerzen, aber keine bleibenden Schäden davontragen. Er öffnete bereits die Augen. »Ihnen geht es gar nicht so schlecht, Mann. Ich schicke Ihnen jemand, der sich um Sie kümmert.«
Sie wandte sich ab, als seine Hand hochschoss und ihr Handgelenk umfasste. Blinzelnd fragte er: »Wer sind Sie?«
»Niemand, den Sie kennen.«
»Aber ich kenne Sie doch. Jin Kang?« Er zog die Brauen hoch. Er starrte sie an und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Seine erstaunlichen Augen waren intensiv blau.
Sie versuchte sich zu befreien, aber sein Griff war erstaunlich fest und sie wollte nicht riskieren, ihn zu verletzen. Schnell sagte sie ein paar Sätze auf Chinesisch. Sie hoffte, dass er sich dann nicht erinnern würde, dass sie vorher Englisch gesprochen hatte.
Bevor sie sich befreien konnte, griff er nach ihrer blauen Mütze und riss sie ihr vom Kopf. »Mein Gott«, flüsterte er. »Jin Kang ist eine Frau.«
KAPITEL 7
Sie sah aus wie ein gefangenes Reh. Ängstlich blickte sie ihn mit großen braunen Augen an. Ohne die Mütze sah man, dass sie ihren Haaransatz nicht rasiert hatte, so wie es die chinesischen Männer taten. Ihr glänzendes Haar war dunkel. Es war aber eher rostbraun und nicht blauschwarz wie das Haar der meisten Kantonesen. Vorher waren ihm ihre Gesichtszüge zu hübsch vorgekommen - für einen Mann. Jetzt sah er, dass sie ganz offensichtlich eine Frau war. Er ärgerte sich, dass er so dumm gewesen sein konnte, es nicht gemerkt zu haben.
Und sie war nicht nur weiblich, sondern auffallend hübsch. Erschüttert ließ er ihr Handgelenk los. »Ich bin erleichtert, dass meine Empfindungen für Sie nicht so merkwürdig sind, wie ich dachte. Sind Sie halb Chinesin, halb Europäerin?«
Sie nickte und betrachtete ihn argwöhnisch. Er vermutete, dass sie am liebsten weggelaufen wäre. Aber dafür war es jetzt zu spät.
Er richtete sich ein wenig auf und lehnte sich stöhnend vor Schmerz gegen die Kissen. »Setzen Sie sich. Ich werde Ihnen schon nichts tun. Aber wenn Sie mir nicht sagen, wer Sie wirklich sind, werde ich vor Neugier sterben. Und das wäre doch wirklich schade, wo Sie mich doch gerade gerettet haben.«
Mit einem müden Seufzer setzte sie sich auf den Bettrand. »Ich bin Jin Kang, Chenquas Dolmetscher. Aber früher war ich Troth Mei-Lian Montgomery.«
Das erklärte den schottischen Akzent. Ihre natürliche Stimme war ganz anders als Jin Kangs. Der sprach immer sehr langsam und zögernd. Kyle bekam Heimweh nach dem schottischen Hochland, als er sie reden hörte. »Ihr Vater war Kaufmann schottischer Abstammung?«
»Ja. Sein Name war Hugh Montgomery. Meine Mutter war seine Konkubine. Ich bin in Macao geboren und aufgewachsen und habe beide Sprachen gelernt.« Im Gegensatz zu Jin Kangs ausweichendem Wesen blickte sie ihm in die Augen wie eine europäische Frau.
»Ist Ihr Vater gestorben?«
»Ja, als ich zwölf Jahre alt war. Meine Mutter war ein Jahr vor ihm gestorben. Ich hatte kein Geld, deshalb nahm Chenqua mich auf. Er hatte als Agent für meinen Vater gearbeitet. Da ich als Mann von größerem Wert für ihn sein konnte, verwandelte ich mich. Seitdem bin ich Jin Kang.«
»Die ganze Zeit? Gegenüber allen Leuten?«
Sie nickte. »In Chenquas Haushalt weiß man, dass ich eine Frau bin. Aber es besteht eine schweigende Übereinkunft, dass ich offiziell ein Mann bin. So kleide ich mich und so werde ich auch behandelt.«
Er versuchte sich ihr Leben vorzustellen - sie durfte nicht sie selbst sein und war noch dazu ein Mischling in einem Land, das Ausländer verachtete. »Sie leben also nicht nur in einer Hinsicht zwischen zwei Welten.«
Zum ersten Mal senkte sie den Blick und verbarg, was sie wirklich dachte. Er nahm die Gelegenheit wahr, sie genauer zu betrachten. Ihre schrägen
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