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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleinen Steingarten angelangt waren, sagte Troth leise: »Würdest du hier ein paar Minuten auf mich warten? Ich möchte in Kuan Yins Garten gehen und ihr huldigen, bevor wir wieder gehen.«
    »Natürlich.« Er setzte sich auf eine Bank, die im Schatten eines kleinen, künstlichen Berges lag. Er freute sich, dass der Ort Troth ebenso berührt hatte.
    Im Steingarten war es sehr friedlich. Man konnte die Gebete der Mönche kaum hören und hätte meinen können, die Gesänge stammten aus einer anderen Welt. In der Nähe plätscherte ein kleiner Wasserfall, der von ein paar aufgetürmten Felsbrocken in einen Teich stürzte. Bunte Vögel, die er nicht kannte, badeten fröhlich zwitschernd im Wasser. Da niemand in der Nähe war, drehte er sich um und nahm den Verband von den Augen. Er wollte Hoshan einmal deutlich sehen, bevor sie abreisten. Der
    Tempel -war noch schöner, als er durch den Schleier ausgesehen hatte.
    Doch plötzlich kam ein älterer Mönch in den Steingarten. Wegen des lauten Vogelgezwitschers waren seine Schritte nicht zu hören gewesen. Der alte Mann blickte Kyle an und blieb wie angewurzelt stehen.
    Verdammt! Kyle verfluchte sich. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können. In der Nachmittagssonne mussten seine blauen Augen unverkennbar gewesen sein. Wenn jemand erst einmal seine Augen gesehen hatte, war es nicht schwer, die europäischen Züge unter dem Verband zu erkennen.
    Er versuchte sich zu beruhigen und fand eine Lösung. Bevor der Mönch Alarm schlagen konnte, erhob sich Kyle, presste die Handflächen gegeneinander und machte den indischen Gruß des Friedfertigen. »Namaste«, sagte er ruhig und verbeugte sich, wie er es in Indien gelernt hatte.
    Der Mönch erkannte die Geste, seine Züge entspannten sich. Auch er drückte die Hände zusammen und wiederholte: »Namaste.«
    Kyle verbeugte sich noch einmal. Dann verließ er den Steingarten. Er traf Troth, als sie aus dem Schrein von Kuan Yin kam. »Ich habe einen Fehler gemacht und ein Mönch hat gesehen, dass ich ein Fan-qui bin«, sagte er knapp. »Ich glaube nicht, dass er Alarm schlagen wird, aber wir sollten am besten sofort gehen.«
    Ohne Zeit mit Fragen oder Vorwürfen zu verschwenden, nahm sie seinen Arm und führte ihn zur Anlegestelle. Eines der Boote sollte gleich ablegen. Sie fanden zwei Plätze und waren in wenigen Minuten wieder am anderen Ufer.
    Sie hatten in Erwägung gezogen, die Nacht im Gästehaus am Seeufer zu verbringen. Das war nun völlig unmöglich. Sheng musste sein Futter stehen lassen und bald befanden sie sich wieder auf dem schmalen Pfad, der den Berg hinaufführte. Um diese Zeit waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Kyle schätzte, dass sie das Ende des gefährlichen Bergpfades gegen Sonnenuntergang erreichen würden. Dann würden sie in der kleinen Herberge übernachten können, in der sie die Nacht zuvor geschlafen hatten.
    Als sie den Felsvorsprung erreichten, der ihnen die Sicht auf den Tempel nehmen würde, bat er: »Warte.«
    Troth nickte. Sie drehten sich beide um und warfen einen letzten Blick auf Hoshan. Im schwindenden Licht sah der Tempel noch unwirklicher aus als auf dem Hinweg. »Ich sehe keine Verfolger.« Kyle erklärte kurz, was geschehen war, und fügte hinzu. »In diesem Augenblick habe ich gespürt, dass der Mönch mich als ehrlichen Pilger akzeptiert hat. Die Tatsache, dass ich ein fremder Teufel bin, sorgte ihn nicht.«
    »Wahrscheinlich ist er sogar dankbar, dass ein Fremder so weit gereist ist und so viel riskiert hat, um hier zu beten.« Troth lächelte. »Oder er hat dich für einen Inder gehalten, nicht für einen Europäer. Was auch immer der Grund ist, hier hat Buddhas Friedfertigkeit gewaltet.«
    Kyle zögerte, dann stellte er eine Frage, die ihn schon eine ganze Zeit lang beschäftigte. »Woran glaubst du, Troth?«
    »Mein Vater hat mich als schottische Presbyterianerin erzogen. Das ist mein erster Glaube«, erwiderte sie langsam. »Aber in China kann man mehr als nur einem Weg folgen. Ich habe viel gelesen und festgestellt, dass es zwischen Buddha und Christus etliche Gemeinsamkeiten gibt. Ich empfinde deshalb auch keinen seelischen Konflikt, wenn ich zu Kuan Yin und zu Buddha bete.« Sie blickte ihn kurz an. »Hat Hoshan einen Buddhisten aus dir gemacht?«
    »Nein, das würde ich nicht sagen.« Er dachte an ein italienisches Gemälde in der Galerie von Dornleigh. Es handelte sich um eine Darstellung der Kreuzigung. Der abgebildete Christus strahlte eine ebenso starke

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