Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
dass er Seabourne töten wird.« Frederica neigte den Kopf zur Seite. »Außerdem wird gemunkelt, dass die Zuneigung Lord Michaels für Sie nicht ganz väterlicher Natur sei. Vielleicht haben Sie Ihren ersten Mann nur deswegen geheiratet, weil er Sie weit weg nach Australien brachte, wo Sie vor den Zudringlichkeiten Ihres Stiefvaters sicher waren?«
Die Erkenntnis, dass reine Wut Frederica zu diesen Anschuldigungen getrieben hatte, bewahrte Alex davor, durch die Gitterstäbe auf sie einzuschlagen. »Unsinn. Ein Mann, der mit meiner Mutter verheiratet ist, würde sich niemals nach einer anderen umsehen. Es ist nur natürlich, dass mein Stiefvater sich schützend vor seine Familie stellt, aber er ist gerecht und schätzt Gavin. Es würde niemals zu einem Mord kommen.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht«, räumte Frederica bedauernd ein. »Aber man kann es hoffen.«
»Was geschieht mit mir nach der Verhandlung? Stößt man mir ein Messer zwischen die Rippen und wirft mich in den Fluss?«
Frederica lächelte mit angsterregender Boshaftigkeit. »Da Sie das Thema so sehr interessiert: eines von Bartons Schiffen wird Sie an die nordafrikanische Küste bringen. Dort können Sie die Sklaverei an Ort und Stelle studieren.«
Alex war vor Schreck wie gelähmt. Ein Blick in Fredericas blassgrüne Augen sagte ihr, dass die Kontrahentin mit schlafwandlerischer Sicherheit ihren wunden Punkt entdeckt hatte. Sie kämpfte gegen die Panik an, die sie bei dem Gedanken erfasste, wieder in die Sklaverei zu geraten. »In Nordafrika ist es wenigstens wärmer als hier.«
Fredericas Lippen wurden schmal. »Alexandra, Sie versetzen mich tatsächlich in Erstauen. Zu schade, dass Sie nicht als Mann auf die Welt gekommen sind. In diesem Fall hätten Sie sehr verführerisch auf mich gewirkt.« Der Blick wanderte zur Kerze, die in einer Ecke von Alex' Zelle brannte. »Soll ich sie entfernen und Sie der Dunkelheit überlassen?«
Alex versuchte nicht an das Etwas zu denken, das vorhin an der Mauer entlanggehuscht war. »Natürlich möchte ich die Beleuchtung nicht missen, aber ich komme auch ohne sie zurecht.« Um Fredericas Gedanken von der Kerze abzulenken, fuhr sie fort: »Wo bin ich? Einen Ort wie diesen hier habe ich noch nie gesehen.«
»Sind Sie noch nie in den Weinkellern am Londoner Hafen gewesen?«, fragte Frederica überrascht. »Es gibt vier offizielle Zollgewölbe. Sie liegen unter den Docks und den angrenzenden Straßen.« Sie zeigte auf das watteähnliche Material, das von der Decke hing. »Es heißt, dass dieser Pilz nur dort gedeiht, wo Temperatur und Feuchtigkeit die perfekten Bedingungen zur Lagerung von Wein schaffen.«
Weinkeller? Jetzt merkte sie, dass die drückende Luft den süßen Beigeschmack von Wein hatte. »Wenn ich mich in einem Weinkeller der Zollbehörde befinde, ist es doch nur eine Frage der Zeit, dass jemand auftaucht.«
»Pech gehabt, meine Gute. Dieser Keller hier wurde zwar zur gleichen Zeit erbaut und grenzt an die anderen Gewölbe an, aber er ist kleiner und war immer in privatem Besitz. Vor einigen Monaten entschloss sich Barton, in den Weinhandel einzusteigen.
Also kaufte er die Kellergewölbe und ihren Inhalt. Kein Mensch kommt hierher außer uns. Ein besseres Versteck hätte Barton nicht finden können, aber das hatte er natürlich nicht erkannt. Mir dagegen kam diese Möglichkeit gleich in den Sinn.«
Frederica erhob sich. Sorgfältig schüttelte sie den Staub vom Saum ihres blausamtenen Umhangs. »Ich werde Ihnen die Kerze lassen. Mit Ihrem Essen werden Sie jeden Tag eine neue bekommen. Es wäre doch sehr unfreundlich, Sie hier im Dunkeln zurückzulassen. Au revoir, Alexandra. Passen Sie auf die Ratten auf.«
Frederica und ihr Mann verschwanden und ließen Alex beim schwachen Schein der Kerze zurück, die auf keinen Fall bis zum nächsten Tag brennen würde. Nun brauchte sie ihre Verzweiflung nicht länger zu verbergen. Am ganzen Leib zitternd, verbarg sie ihren schmerzenden Kopf in den Händen. Großer Gott, was hatte sie getan, um erneut in Gefangenschaft zu geraten?
Als Kind wurde sie für kurze Zeit von einem bösartigen Cousin ihrer Mutter entführt. Als Erwachsene geriet sie in die Sklaverei. Und jetzt sah es so aus, als ob sie das Schicksal dazu verdammt hatte, in einem fremden Land als Sklavin zu sterben, da es keinen Gavin geben würde, der sie rettet. Ein so großes Glück widerfuhr einem nicht zweimal.
Lieber würde sie sich umbringen, bevor sie wieder ein Dasein als Sklavin
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