Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
von Berichten über sein neues Leben. Es verletzte Kyle, dass er seinem Bruder nicht mehr wichtig zu sein schien, und so zog er sich von ihm zurück. Ihre Beziehung erlitt den ersten, verhängnisvollen Knacks. »Mit den Jahren hatten wir immer weniger gemeinsam. Er hatte andere Freunde, andere Interessen.«
»Nahm es dir dein Bruder übel, dass du der Erbe warst?«
»Das spielte auch eine Rolle.« Aber Neid war eine zu einfache Erklärung. Der Verwalter des Vaters hatte beide Söhne gelehrt, was ein Gentleman über die Leitung eines Gutes wissen sollte. Kyle hatte diese Stunden über sich ergehen lassen, weil er es musste. Dominic, zum Teufel mit ihm, war dem Unterricht mit Freude und großem Interesse gefolgt. Er hatte den Verwalter mit Fragen gelöchert, wollte alles über Ackerbau, Fruchtwechsel und Viehzucht wissen. Und es wurmte ihn, dass Dornleigh an Kyle gehen würde, der keine Liebe zum Land hatte. »Manchmal kam mir der Gedanke, dass wir in der falschen Reihenfolge zur Welt kamen. Er hätte der Erbe sein sollen, nicht ich. Ich hätte die Freiheit zu schätzen gewusst, als jüngerer Sohn geboren zu werden.« Das hatte er noch keinem Menschen gegenüber eingestanden.
»Ich verstehe.«
So wie er Constancia kannte, sah sie vielleicht mehr als er. Es gab noch andere Probleme zwischen ihm und seinem Bruder. Die Spannung hatte unerbittlich zugenommen, bis es zum endgültigen Bruch kam, kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Danach hatten sie sich nur selten gesehen und nur noch Belangloses miteinander gesprochen.
Ihre Entfremdung war besiegelt. Wenige Wochen zuvor war ihm Constancia begegnet. Sonderbar, dass er die Bedeutung davon niemals erkannt hatte. Dominic hatte eine schmerzende Lücke in Kyles Leben hinterlassen. Was wäre aus ihm geworden, wenn Constancia nicht erschienen wäre, um diese Leere zu füllen?
Das Meer war ein merkwürdiger Ort, sinnierte er. Es wirbelte sonderbare Gedanken im Kopf des Menschen auf.
KAPITEL 7
Dominic und Meriel arbeiteten friedlich inmitten der Schachfiguren, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Ohne ihn darauf aufmerksam zu machen, sammelte sie ihr Gartengerät zusammen, legte es in eine leinene Henkeltasche, verschwand mit Roxana im Schlepptau und warf nicht einmal einen Blick in seine Richtung.
Er überließ die mit den Abfällen gefüllten Säcke einem Untergärtner, der sie wegtragen würde, hob sein auf dem
Rasen liegendes Jackett auf und folgte ihr. Als er sie eingeholt hatte und schweigend neben ihr ging, blieb ihr Blick hartnäckig geradeaus gerichtet. Er war sich aber ziemlich sicher, dass sie ihn bemerkt hatte. Ihr Profil war zart und lieblich. Sie schien in Gedanken versunken. Ein wenig verträumt, aber durchaus nicht verrückt.
Er nahm ihr die Tragetasche mit den Geräten aus der Hand, die sie ihm nach einem Augenblick des Widerstrebens überließ. Es war eindeutig, dass sie Hilfe weder erwartete noch wünschte. Beiläufig meinte er: »Wenn Sie singen, werde ich dazu pfeifen. Ich kann recht gut pfeifen."
Keine Antwort. Trotzdem fing er zu pfeifen an, die alte Ballade von >Barbara Allen<, in Moll wie Meriels Gesang. Sie warf ihm einen Blick zu, wandte ihn flugs wieder ab, bevor er ihn auffangen konnte. Immerhin, es war eine Antwort. Congreve hatte Recht - die Zauberkraft der Musik konnte ein wildes Herz besänftigen. Nicht, dass man Meriel als wild bezeichnen würde - aber zivilisiert war sie auch nicht.
Sie schlug einen Weg ein, den er nicht kannte. Er schlängelte sich durch eine enge Schlucht, durch die ein Bach floss. Von hohen Bäumen überschattet, verlief der Pfad am Ufer entlang. Späte Frühlingsblumen breiteten sich rechts und links von ihnen aus. Er hörte mit dem Pfeifen auf, um dem Wasser zu lauschen, das über die Steine plätscherte. An heißen Tagen war dieses kleine Tal ein kühler Zufluchtsort.
»Wunderschön ist es hier«, bemerkte er. »Zu vollkommen, um natürlich zu sein. Die ursprüngliche Schlucht wurde vermutlich künstlich ausgebaut? Sie sind Herrin der beeindruckendsten Gärten, die ich je gesehen habe, Lady Meriel. Dem Besitz hätte man den Namen Elysium geben sollen. In der griechischen Mythologie ist dies die Ruhestätte der Toten. Hat man Ihnen als Kind griechische Sagen vorgelesen? Die Griechen waren ein streitbares Volk, aber sie haben uns wunderbare Geschichten hinterlassen.«
Die Erinnerung stieg kurz in ihm auf. Er und Kyle spielten den Trojanischen Krieg, als sie sieben oder acht Jahre alt waren. Sein Bruder war
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