Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
für seine Augen bestimmt zwischen die Kissen zu legen, hatte etwas versteckt Erotisches an sich. Sollte dieses Sträußchen eine Anspielung auf das vorher Geschehene sein? Ein Dankeschön für Moonbeam? Oder war es eine andere, subtilere Botschaft?
Er steckte die Blumen in ein Wasserglas und stellte es an dem Tischchen neben seinem Bett ab. Als er das Licht löschte, hatte er das nagende Gefühl, dass irgendetwas bei diesem kleinen Gebinde fehlte, aber darüber wollte er am nächsten Morgen nachdenken.
Kaum hatte er die Augen geschlossen, fiel er in einen tiefen Schlaf und träumte von seinem Bruder.
Lautes Auflachen, als er mit Kyle Verstecken spielte. Heimliches Aus-dem-Hause-Schleichen, wenn man sie lernend in ihren Zimmern vermutete, um verbotenerweise den Jahrmarkt im Dorf zu besuchen. Einmal schreckte er mitten in der Nacht hoch und wusste, dass Kyle sich verletzt hatte. Mit verstauchtem Fußknöchel fand Dominic ihn, nachdem der Bruder bei einem nächtlichen Überfall auf die Speisekammer die Treppen hinuntergestürzt war.
Und er träumte von dunkleren Zeiten. Von Kämpfen, die nicht mit der Faust ausgetragen wurden, sondern mit Worten, die mehr schmerzten als Schläge. Kyles wachsende Hochnäsigkeit, als er von seinem ersten Semester aus Eton zurückkehrte. Dominic schien von nun an nicht mehr gleichgestellt zu sein und im Schatten seines Bruders zu stehen. Das stahlharte, wütende Au fb litzen in Kyles Augen, wenn Dominic es wagte, eigenmächtig zu handeln. Wie sie beide um die Gunst eines Barmädchens buhlten und Kyle aschfahl vor Zorn wurde, als es Dominic dem Viscount Maxwell vorzog.
Dann die letzte, verheerende Auseinandersetzung, als Dominic die Armee wählte und nicht die Universität...
Während der Weihnachtsferien seines letzten Schuljahres wurde Dominic in das Arbeitszimmer seines Vaters gerufen. Es wäre Zeit, über seine Zukunft zu entscheiden.
Dominic wusste, dass der jüngere Sohn nur zwischen Kirche und Armee wählen konnte. Das Dumme war, dass er keines von beiden wollte. Sein Herzenswunsch wäre es gewesen, ein Gut zu leiten, vorzugsweise sein eigenes, obwohl er auch, wenn es sein musste, mit der Stelle eines Verwalters zufrieden gewesen wäre. Wenn der Verdienst angemessen war und er seine Apanage auf ein Sparkonto legte, konnte er sich ein Gut kaufen.
Schüchtern fragte er, ob er nicht ein Praktikum als Verwalter absolvieren könne, vielleicht auf einem Hof, der kleiner als Dornleigh war. Sein Vorschlag wurde barsch abgelehnt; ein Renbourne sei kein Mietling. Der Earl sagte, er würde für das Studium an der Universität aufkommen, wenn Dominic sich für die Laufbahn eines Vikars entschied, oder er könne auch in ein angesehenes Regiment nach seiner Wahl eintreten. Die Kosten würde der Vater übernehmen. Dominic musste sich bis zum Ende der Ferien entscheiden.
Obwohl Kyle auch zu Hause war und die beiden Brüder recht und schlecht miteinander auskamen, behielt Dominic diese Angelegenheit instinktiv für sich, weil er wusste, dass sein Bruder versuchen würde, ihn bei seiner Entscheidung zu beeinflussen. Tagelang haderte er mit sich. Einerseits machte ihm die Schule in Rugby Freude und er hatte recht gute Zeugnisse. Drei Jahre auf einer Universität waren verlockend. Aber - ein Vikar? Andererseits fühlte er sich auch nicht besonders zu einem Soldatenleben berufen.
Am letzten Abend vor seiner Abreise nach Rugby hatte er sich entschlossen. Nach dem Essen spielte er mit seinem Bruder eine Runde Billard. Kyle setzte gerade zu einem Stoß an, als Dominic verkündete: »Ich trete in die Armee ein. Wahrscheinlich Kavallerie.« Er lächelte, als ob ihm die Entscheidung leicht gefallen wäre. »Soll ich zu den Husaren gehen? Die haben die schicksten Uniformen.«
Das Queue des Bruders machte einen unkontrollierten Stoß und die Kugel schlug einen wilden Zickzackkurs ein. Kyle richtete sich auf. Sein Gesicht war bleich. »Das ist doch nicht dein Ernst. Das hast du doch nur gesagt, damit ich einen Fehler mache, oder?«
Dominic war an der Reihe und trieb den Ball in das Loch. »Irgendetwas tun muss ich ja und da erscheint mir die Armee als das kleinere Übel. Ich glaube nicht, dass es mir bei der Marine gefallen würde.«
»Ich dachte, du würdest mit mir nach Cambridge kommen.« Kyle spielte nervös mit seinem Queue. »Wir könnten uns eine Wohnung teilen. Es ... es wäre wieder so wie früher.«
Wie früher. Die Vorstellung war verlockend. Nachdenklich setzte Dominic zum nächsten
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