Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Ha
Sonntag. 2. Juli
55 kg (weiterhin gute Leistung), Alkoholeinheiten 0, Zigaretten 0, Kalorien 995, Lose 0: perfekt.
7.45 Uhr. Gerade hat Mum angerufen. »Oh, hallo, Liebes, stell dir nur vor...«
»Ich geh nur schnell mit dem Telefon ins andere Zimmer. Bleib dran«, sagte ich, warf einen nervösen Blick auf Daniel, stöpselte das Telefon aus, schlich mich nach nebenan und stöpselte es wieder ein, nur um festzustellen, dass Mum meine Abwesenheit in den letzten zweieinhalb Minuten gar nicht bemerkt hatte und sie immer noch redete.
»... also, was hältst du nun davon?«
»Hm, ich weiß nicht. Ich habe gerade das Telefon ins andere Zimmer getragen, wie gesagt«, antwortete ich. »Aha. Du hast also nichts mitbekommen?«
»Nein.« Kurzes Schweigen.
»Oh, hallo, Liebes, stell dir nur vor.« Manchmal denke ich, meine Mutter ist ein Teil der modernen Welt, doch manchmal kommt sie mir vor wie eine Außerirdische. Zum Beispiel, wenn Sie Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hinterlässt, deren Inhalt lediglich aus den überdeutlich artikulierten Worten »Bridget Jones' Mutter« besteht.
»Hallo? Oh, hallo, Liebes, stell dir nur vor«, sagte sie zum dritten Mal.
»Was?« fragte ich resigniert.
»Una und Geoffrey geben am neunundzwanzigsten Juli eine Flittchen-und-Pfarrer-Party bei sich im Garten. Das wird wahrscheinlich urkomisch. Flittchen und Pfarrer! Stell dir nur vor!«
Ich bemühte mich nach Kräften, dies nicht zu tun, und wehrte eine Vision von Una Alconbury in Schenkel hohen Stiefeln, Netzstrümpfen und einem BH mit Gucklöchern ab. Es kam mir irgendwie pervers vor, dass Sechzigjährige eine solche Festivität veranstalteten.
»Jedenfalls dachten wir, es wäre super, wenn du und« - gezierte, bedeutungsvolle Pause - »Daniel kommen könntet. Wir wollen ihn alle unbedingt kennen lernen.«
Mir sank der Mut angesichts der Vorstellung, dass meine Beziehung zu Daniel bis ins kleinste und intimste Detail von den Lifeboat-Mitgliedern Northamptonshires seziert werden sollte.
»Ich glaube, es wäre wohl nicht ganz das Richtige für Daniel ...« Genau in diesem Moment kippte mit lautem Krachen der Stuhl um, auf dem ich gekniet hatte, während ich mich über den Tisch lehnte.
Als ich das Telefon wieder in die Hand nahm, war meine Mutter immer noch am Reden. »Ja, super. Mark Darcy kommt anscheinend auch mit jemandem, dann...«
»Was ist denn los?« Daniel stand splitternackt in der Tür. »Mit wem sprichst du?«
»Mit meiner Mutter«, presste ich verzweifelt aus dem Mundwinkel hervor.
»Gib mal her«, sagte er und schnappte sich das Telefon. Ich mag es, wenn er der Boss ist - allerdings sollte er gleichzeitig nett sein.
»Mrs. Jones«, sagte er mit seiner charmantesten Stimme. »Hier ist Daniel.«
Ich konnte praktisch hören, wie sie ganz flattrig wurde.
»Heute ist Sonntag, und es ist noch relativ früh für einen Anruf. Allerdings, da gebe ich Ihnen recht, es ist ein absolut herrlicher Tag. Was können wir für Sie tun?«
Er sah mich an, während sie noch ein paar Sekunden lang weiterredete und wandte sich dann wieder dem Telefonhörer zu.
»Ja, das wäre nett. Ich werde es für den neunundzwanzigsten im Terminkalender eintragen und meinen Pfarrerskragen heraussuchen. Und jetzt sollten wir lieber zusehen, dass wir den verlorenen Schlaf nachholen. Passen Sie gut auf sich auf. Tschüs. Ja. Tschüs«, sagte er fest und legte auf.
»Siehst du«, meinte er selbstgefällig. »Sie braucht nur eine feste Hand.«
Samstag. 22. Juli
55 > 5 kg (hmm, muss ein Pfund abnehmen), Alkoholeinheiten 2, Zigaretten 1, Kalorien 1562.
Bin wirklich ganz aufgeregt, weil Daniel nächsten Samstag mit zur Flittchen-und-Pfarrer-Party kommt. Es wird so schön sein, ausnahmsweise einmal nicht allein hinausfahren zu müssen, um dann permanent mit der bohrenden Frage konfrontiert zu werden, warum ich immer noch keinen Freund habe. Es wird ein herrlicher, heißer Tag werden. Vielleicht könnten wir sogar einen Kurzurlaub daraus machen und in einem Pub (oder einem Hotel ohne Fernseher auf dem Zimmer) übernachten. Ich freue mich wirklich darauf, dass Daniel meinen Dad kennen lernt. Hoffentlich mag er ihn.
2 Uhr morgens. Bin in Tränen aufgelöst aus einem scheußlichen Traum aufgewacht, den ich immer wieder habe und in dem ich mein Französisch-Abitur noch einmal machen muss. Als ich das Blatt umdrehe, stelle ich fest, dass ich vergessen habe, den Stoff zu wiederholen, außerdem habe ich nichts weiter an als meine
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