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Briefe an einen Blinden - Dr Siri ermittelt

Titel: Briefe an einen Blinden - Dr Siri ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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typisch laotischen Ehefrau.
    »Sie werden sich wohl oder übel damit abfinden müssen«, sagte sie und ließ die Beine in das erfrischende Flusswasser baumeln. »Bald müssen wir in unsere Rollen schlüpfen.«
    »Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe«, entgegnete er und riss die Borke von einem unschuldigen Bäumchen.
    »Sie sind verärgert.«
    »Na und? Wir sind doch verheiratet, oder? So ist das eben in einer Ehe.«
    »Tut mir leid.«
    »Was?«
    »Wenn es in Ihrer Ehe so zuging … Wirklich schade.«
    Wieder verfiel er in dumpfes Brüten.
    Sie befanden sich etwa sechzig Kilometer unterhalb der einstigen Fährverbindung zwischen Savannaketh und Mukdaharn. Sie war stillgelegt worden, nachdem die Thais eine Blockade gegen Laos verhängt hatten, um zu verhindern, dass der Sozialismus heimlich, still und leise in ihr Land einsickerte. Aber der Mekong bildete nun einmal die dreizehnhundert Kilometer lange Grenze zwischen den beiden Ländern, und die Thais wussten sehr wohl, dass sie die Ufer niemals gegen unerwünschte Eindringlinge würden sichern können, es sei denn, sie gossen Öl ins Wasser und setzten es in Brand. Phosy und Dtui saßen an einem gottverlassenen Fleckchen auf der laotischen Seite, direkt gegenüber von einem ebenso gottverlassenen Fleckchen in Thailand. Für diskrete Überfahrten geradezu ideal. Ortsansässige Unternehmer verdienten sich ein erkleckliches Zubrot, indem sie die ohnehin Benachteiligten noch übervorteilten. Gegen eine horrende Gebühr ruderten sie Flüchtlinge ans andere Ufer, wo ein Lastwagen auf sie wartete, der sie zur Hauptstraße brachte. Von da an waren sie auf sich gestellt.
    Wäre Phosy allein gewesen, hätte er das Geld gespart und sich auf seine Schwimmkünste verlassen. Aber Dtui konnte nicht schwimmen. Im Bus hatte er ihr geraten, sich doch einfach über den Fluss treiben zu lassen, das sei bei ihrem Umfang kein Problem. Er hatte die Bemerkung sofort bereut, war aber nicht bereit, sich zu entschuldigen. Dtui hatte sich jedes Kommentars enthalten und sich den Rest der Fahrt schlafend gestellt.
    Sie blickten auf, als sie Riemen ins Wasser platschen hörten. Es war so dunkel, dass sie das klapprige Gefährt erst entdeckten, als es schon fast vorüber war. Der Ruderer konnte sie überhaupt nicht sehen.
    »Ist da jemand?«, brüllte er.
    »Hier drüben«, sagte Phosy. Der Ruderer lenkte das Langboot in Richtung Ufer, und es krachte gegen die Felsen. Der Aufprall war so heftig, dass der Mann fast aus dem Gleichgewicht geraten und ins Wasser gekippt wäre. Seine dicke, verschmierte Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze.
    »Bist du auch sicher, dass du nach Thailand findest, Bruder?«, fragte Phosy.
    Der Ruderer lachte. »Klar doch. Ich richte mich einfach nach dem süßen Duft des Geldes. Früher oder später stoße ich immer auf die Quelle.«
    Dtui ins Boot zu bugsieren war nicht ganz einfach. Sie verbot den Männern, sie anzufassen. Erst als die beiden ins Wasser stiegen und die Dollborde festhielten, damit das Boot nicht schaukelte, gelang es ihr, sich auf dem schmalen Holzsitz niederzulassen. Da saß sie nun, hielt den Atem an und starrte stur geradeaus. Die Männer kletterten ins Boot, und los ging’s. Die Überfahrt dauerte höchstens drei Minuten, und wie jeder gute Geschäftsmann wartete der Ruderer, bis sie die Flussmitte erreicht hatten und ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren, bevor er den Preis erhöhte.
    »Ich darf dann schon mal kassieren«, sagte er. »Dreißigtausend Kip.«
    Phosy lachte. »Sei nicht albern«, sagte er. »Dafür könnte ich ja die Staatsfähre kaufen.«
    »Dreißig Riesen, Bruder. Nicht mehr und nicht weniger. Da ist die Gebühr für den Lastwagen schon mit drin. Entweder du bezahlst, oder wir kehren um.«
    »So viel haben wir aber nicht bei uns«, sagte Dtui.
    »Ja, das sagen alle.«
    »Ach ja?«, fragte Phosy und rückte näher an den Mann heran. Ein oder zwei Sekunden lang schaukelte das Boot bedenklich, dann hallte Phosys Stimme als bedrohliches Flüstern übers Wasser.
    »Ich nehme an, du spürst das Messer an deinem Hals«, sagt er. »Entweder du fährst uns zu dem Preis, den wir in Savannaketh vereinbart haben, oder ich schneide dir die Kehle durch, von einem Ohr zum anderen. Sagen das etwa auch alle?«
    »Ja«, sagte der Ruderer. »Manche schon.«
    »Und dann?«
    »Dann sage ich ihnen, dass es nur zwanzigtausend kostet.«
    »Gut.«
    Der Cousin des Ruderers war spindeldürr und roch nach Fisch. Er hatte einen verbeulten

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