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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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während sein Lächeln die Zähne entblößt.
    Dem ersten Zug gegenüber sind die Neuen angetreten. Ahnungslose Burschen, die sich aus den Gefängnissen freiwillig meldeten, durchgesetzt mit Politischen, die kommandiert wurden. Die meisten machen Gesichter, als hätten sie das große Los gezogen.
    Paul Vonwegh lächelt fast melancholisch. Die Prinz-Albrecht-Straße kennt er. Auch er hat sie einmal ›freiwillig‹ aufgesucht. Damals, nach seiner Intervention in der schwedischen Botschaft. Auch er ging über den Gang und suchte die richtige Stelle, saß auf einer Bank und wartete auf das Unabwendbare.
    Zuerst schien es, als ob sie ihn wieder weiterschicken wollten, um sich lästige Arbeit zu ersparen. Ein paar lustlose Rückfragen, ein Achselzucken. Der Mann aus Spanien, der Narr und Idealist, war in der falschen Dienststelle, aber an der richtigen Adresse.
    Und dann hatten sie ihn, nahmen ihm Schlips und Schnürsenkel, verprügelten ihn im Keller zur Begrüßung. Nicht besonders schlimm, nur so. Sie schütteten ihm einen Eimer Wasser über den Kopf, steckten ihm eine Zigarette zwischen die Lippen und begannen, ihn auszuquetschen.
    Paul Vonwegh sagte ihnen nicht mehr, als sie schon wußten. Sie nickten, als hätten sie es nicht anders erwartet. Sie hatten blasse Gesichter und leere Augen.
    Dann kam einer und hielt einen Vortrag: die übliche Mischung aus Schnulzenpatriotismus und Ganovenbraunwelsch, und zuletzt wurde zur Unterschrift gebeten.
    Sie versprachen Vonwegh ein Leben in Freiheit, falls er das Pamphlet als Erlebnisbericht mit seinem Namen unterschreibe und noch ein paar ›Informationen‹ über seine früheren Kameraden beisteuerte. Vielleicht hätten sie es sogar gehalten, aber es kam nicht so weit.
    Paul Vonwegh marschierte in die Dunkelzelle. Sie entzogen ihm das Essen. Sie verprügelten ihn konsequenter. Er schluckte es wortlos, so gut es ging.
    Die Kerle, die ihn folterten, wechselten einander ab. Vonwegh kannte nicht ihre Namen, nur ihre Fäuste. Zuletzt kam einer, der ihn zunächst mit Glacé-Handschuhen anfasste. Ein Neuling noch in der Prinz-Albrecht-Straße, einer, den er kannte und in dessen leicht aufgeschwemmtem, femininem Gesicht er zu seiner Erleichterung keine Ähnlichkeit mit Karen feststellte: Wulf-Dieter Brillmann, der seine eigene Cousine an die Gestapo verkauft hatte, als Morgengabe für seinen Amtsantritt beim Reichssicherheitshauptamt.
    Bei der ersten Begegnung hatte Brillmann ein schlechtes Gewissen. »Heil Hitler!« brüllte er.
    Paul Vonwegh schwieg. Der Bindestrich trat ganz dicht an ihn heran, musterte ihn starr, schlug ohne Vorwarnung mit der flachen Hand gegen die Halsschlagader. Paul Vonwegh rührte sich nicht. Magensaft schoß durch die Speiseröhre. Er mußte sich übergeben.
    Brillmann reichte ihm ein Manuskriptblatt. »Hier«, sagte er angewidert, setzte sich, zündete sich eine Zigarette an. Er war noch ein Anfänger im Prügeln. Aber Paul Vonwegh merkte von Tag zu Tag, wie es ihm mehr Spaß machte.
    »Sie glauben … ich hätte das Abkommen nicht gehalten?« sagte der ehemalige Staatsanwalt und schüttelte den Kopf. »Sie sind selbst schuld … Sie haben zu lange gewartet.« Er lachte kalt. »Und wegen eines Vaterlandsverräters setze ich mich nicht dem Verdacht einer Begünstigung aus …«
    Paul Vonwegh nahm seine ganze Energie zusammen. »Was ist aus Karen geworden«, fragte er, »aus Ihrer Cousine …?«
    Brillmann zuckte die Schulter.
    »Haben Sie noch einen Funken Anstand?« fragte Vonwegh von unten nach oben.
    Der neue Gestapomann betrachtete seine Fingernägel. »Wissen Sie was«, erwiderte er, »ich habe die Schnauze voll von Ihnen, Vonwegh …« Er unterschrieb ein Schriftstück. »Ich lasse Sie nach Buchenwald überstellen … Man wird Ihnen im KZ die nötige Vaterlandsliebe beibringen … Heil Hitler!« schrie er wieder.
    »Wo ist Karen?« überwand sich Paul Vonwegh noch einmal.
    »Wo Verräter hingehören!« versetzte Brillmann.
    Vonwegh sah ihn zum letzten Mal. Das schlaffe Gesicht, in dessen Augen ein heller Glanz kam, sooft der Mann mit der Faust ausholte.
    Paul Vonwegh nahm viele für einen. Ihn sah er Tag und Nacht vor sich. Er war der Marterpfahl seiner Gedanken. Er hatte abgeschlossen. Er hoffte nur deswegen durchzukommen, um mit Brillmann abzurechnen, mit ihm und dem System. Das System war ein starrer Begriff. Aber der Bindestrich blieb greifbar …
    Der Zugführer steht noch immer im ersten Glied der B-Soldaten, wie bestellt und noch nicht

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