bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Wasser.“
Während er weg war, zog ich mich blitzschnell an, setzte mich wieder genau dahin, wo ich vorher war und zog die Decke über meine Beine. Es war kühl ohne Decke. Meine Wäsche roch ausgesprochen gut, sie duftete nach Himbeeren. Er war schnell zurück. Hätte ich mich nicht so beeilt, wäre ich dann vermutlich halb nackt vor ihm gestanden. Sachte stellte er ein Tablett mit Weintrauben, Äpfel, Kartoffelchips und einem Glas Wasser vor mir ab und setzte sich direkt neben mich. Ich zog die Decke schützend über mich.
„Bedien dich bitte.“
Ich sah die das frische Obst, es sah gut aus, aber ich bekam keinen Bissen runter. Ich hatte trotz seiner Erklärung immer noch das Gefühl, selbst jeden Augenblick zur Mahlzeit zu werden. Wie könnte ich da etwas essen?
„Ist dir kalt? Möchtest du eine zweite Decke?“
„Nein, danke.“
„Sarah, es tut mir leid was dir heute passiert ist. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.“
Er sah mich wehmütig an und ich hatte das Gefühl ihn trösten zu müssen.
„Schon okay.“
„Es ist nicht okay. Ganz im Gegenteil. Ich hätte besser achtgeben müssen. Du solltest es nicht so erfahren.“
„Aber ich hätte es erfahren?“
„Natürlich. Wie könnte ich dir das verschweigen?“
Ich brachte nur ein kleines Schulterzucken zustande. Wie erklärte man jemandem, ein Vampyr zu sein? Jetzt kannte ich zumindest sein Geheimnis.
Wir saßen kurz schweigend da. Es wurde mir allmählich bewusst, dass ich mich nicht in unmittelbarer Gefahr befand. Er war so ruhig, zurückhaltend und fürsorglich. In seinem Gesicht war nichts Böses zu erkennen. Keine Wut und kein Zorn. Er saß seitlich neben mir, sein Blick war nach vorne zum Tisch gerichtet, während ich in direkt ansehen konnte. Er hatte nicht mehr versucht mich anzufassen seit ich zurückgewichen war. Er war sehr behutsam, wenn er sich bewegte oder etwas sagte. Er gab mir den nötigen Abstand und behielt eine gewisse Distanz zwischen uns. Sozusagen einen Sicherheitsabstand. Doch nahe genug für mich, um seinen süßen Duft einzuatmen. Woran es lag konnte ich mir nicht erklären, aber ich fühlte mich mit jeder Sekunde, die verstrich, und mit jedem Atemzug, den ich machte, etwas wohler und geborgener. Auch mein Wissensdrang war wieder voll da.
„Hast du schon mal … getötet?“, flüsterte ich zögernd.
„Ausgerechnet darüber möchtest du jetzt sprechen?“ Ich nickte schwach.
„Leider ja“, seufzte er.
„Wie …?“, wollte ich das wirklich wissen?
„Eine Frau wurde von einem Vampyr angegriffen. Um sie von ihm zu retten, stieß ich sie weg von ihm. Es war zu heftig und sie stieß mit dem Kopf zu stark gegen ein Kopfsteinpflaster. Sie prallte mit der Schläfe an der Steinkante ab und war auf der Stelle tot.“
„Du wolltest sie retten?“
„Ja. Ich sagte doch, ich töte nicht um zu trinken. Wir ernähren uns von Tierblut.“
„Dann war es ein Unfall?“
„Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Hätte ich sie nicht so kräftig gestoßen, wäre sie noch am Leben.“
„Das weiß man nicht.“
„Sie wäre zumindest nicht durch meine Schuld gestorben.“
„Hast noch nie Menschenblut getrunken?“
„Probiert habe ich es. Aber nicht dabei gebissen. Es war aus der Blutbank.“
„Oh.“
„Ein Vampyr, der menschliches Blut trinkt, wird sehr leicht abhängig. Es ist wie Heroin oder Kokain für Menschen.“
„Menschenblut ist eine Droge?“
„Für Vampyre ja. Es wirkt euphorisierend und hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial.“
„Aber du bist nicht abhängig geworden?“
„Es war ein gefährlicher Test wie ich danach feststellte. Der überschwängliche Gemütszustand und die Hochstimmung, welche durch das Blut hervorgerufen werden, schenken einem das größte Wohlbefinden. Lässt die Wirkung nach, schwindet auch die Lebensfreude. Wahnsinnige Blutgier, Aggressivität und Mordlust sind die Begleiterscheinungen, durch die wir zum Monster werden. Man wird zum Junky, könnte man sagen. Ich habe nicht viel getrunken, aber seither ist das verlangen danach stärker als es vorher war.“
„Wann war das?“
„Vor sehr langer Zeit!“
„Und die anderen?“
„Du meinst Jeremy, Emily und Amanda?“
„Ja.“
„Auch sie ernähren sich ausschließlich von Tierblut.“
„Und haben sie auch diesen Test gemacht?“
„Ja, wir probierten es gemeinsam aus. Außer Jeremy, er kannte es schon vorher und wusste wie es sich auswirkte. Er blieb zu Sicherheit und passte auf uns auf, um
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