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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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hören, außer Gesängen in der Ferne. Die Feier auf Margaret Thatchers Grab ging weiter.
    Em kniete sich auf den Boden und sammelte im Dunkeln die Fotos ein. Sie steckte sie in die Innentasche ihrer Jacke, stand wieder auf und ging zur Tür. Genug gesehen. Genug Material, um DCI Palmer endlich zu überzeugen. Sie tastete sich weiter vor. Em hatte Mühe, sich im Dunkeln zu orientieren, und angelte in ihrer Jackentasche nach dem Handy, fand es aber nicht sofort. Erst als sie im Flur stand, bekam sie es zu fassen. Bevor sie das Taschenlampenlicht wieder einschalten konnte, merkte sie, dass sie nicht allein war.
    »Alan!«, rief sie und wich zurück.
    Er sagte kein Wort, aber sie hörte, dass er auf sie zukam. Em trat einen weiteren Schritt zurück. Trat ins Leere und sah gleichzeitig, wie er sich auf sie stürzte und fiel.

Kapitel 16
    N icht sehr tief, nur ein paar Stufen. Er packte sie am Arm, umfasste ihre Hüfte, riss sie hoch. Sie stand wieder aufrecht, aber nicht sie entschied, wohin sie gehen würde. Er schob sie zurück in sein Zimmer und warf sie aufs Bett.
    Nein, dachte sie und fing an zu zittern.
    Wollte er sie vergewaltigen?
    Als sie wollte, wollte er nicht. Jetzt wollte sie nicht.
    Krankes Arschloch.
    Vielleicht wollte er damals, konnte aber nicht.
    Vielleicht konnte er nur, wenn sie Angst vor ihm hatte.
    Was für ein krankes Arschloch.
    Er hatte sie auf den Bauch gedreht, saß rittlings auf ihrem Rücken und hielt ihre Arme fest. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie immer gedacht, dass sie sich wehren könnte. In jeder Situation. Okay, nicht in jeder. Aber im Zweikampf ohne Waffen. Sie wand sich, wollte sich aufbäumen, schrie ihn an, schaffte es aber nicht, ihn abzuschütteln. Er band ihre Handgelenke mit etwas zusammen, das sich anfühlte wie Plastikband. Er zog es so fest zu, dass sie Angst hatte, ihre Hände könnten absterben. Vermutlich die kleinste Sorge, die sie gerade haben sollte. Dann band er sie an den Bettpfosten.
    Sie zerrte an den Fesseln. Dachte: Was kommt jetzt? Hose runterreißen und penetrieren? Oder ging es ihm gar nicht um Sex, wollte er sie nur quälen? Oder würde er sie gleich umbringen?
    Wie krank.
    Er stieg von ihr runter. Em rollte sich auf die Seite und trat nach ihm. Er drückte ihren Kopf mit dem Gesicht nach unten in das Kissen. Sie trat nur noch heftiger um sich, atmete zu schnell, ohne dass genug Luft da gewesen wäre, hatte nur noch Stoff im Mund, bis sie fast das Bewusstsein verlor. Das Kissen roch, als wäre der Bezug monatelang nicht gewaschen worden. Sie musste würgen. Das dumpfe Geräusch einer schweren Glasflasche, die umfiel. Eine Flasche? Erst als ihr Widerstand brach, ließ er sie los, und sie riss den Kopf hoch, um Luft zu schnappen. Er hatte ihre Beine gepackt und band sie zusammen. Sie war zu erschöpft, um sich wirklich wehren zu können, und außerdem viel zu sehr damit beschäftigt, die Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Em spürte, wie ihr Herz raste, wie ihre Muskeln zitterten und sie am ganzen Körper schwitzte. Dann ließ er sie los.
    Stille.
    Er sagte nichts, aber sie hörte ihn atmen. Nicht so heftig, wie sie um Luft hatte ringen müssen, aber es war ihm wenigstens nicht ganz leichtgefallen, sie in Schach zu halten. Ein winziger Triumph. Vollkommen sinnlos. Hätte sie ihre Kräfte gespart oder ihm noch beim Fesseln geholfen, es wäre auf dasselbe hinausgelaufen. Trotzdem: Er wusste jetzt, dass sie ihm nicht ohne Weiteres die Kontrolle überlassen würde. Dieser Punkt ging an ihn. Der nächste vielleicht an sie.
    Daran musste sie glauben.
    »Du bist krank«, sagte sie, wusste allerdings nicht, ob sie es laut genug, deutlich genug gesagt hatte, denn er reagierte nicht. Sie hob den Kopf an, so gut es ging, konnte aber nichts sehen. Er blieb ein schwarzer Umriss vor einem fast schwarzen Hintergrund. Schien sich nicht zu bewegen.
    S ie blieb still liegen und starrte in die Dunkelheit. Hör te ihn nur atmen. Im Zimmer roch es nach Alkohol. Die Flasche, die umgefallen war. Vielleicht war sie nicht leer gewesen und ausgelaufen. Sie konnte nicht anders, stellte sich vor, was er damit anstellen würde. Ihr den Schädel einschlagen. Den Flaschenhals zwischen die Beine rammen.
    Alan, der schüchterne Alan. Sie hatte sich wohl in ihm getäuscht.
    Was für ein krankes Arschloch.
    Wartete er darauf, dass sie ihn anbettelte? Sie würde ihm diesen Gefallen nicht tun.
    »Ich hab keine Angst vor dir«, behauptete sie. Leise, aber es war so still im Haus, dass er sie

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