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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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er wieder versucht, dich umzubringen?«, flüsterte Jono, der offensichtlich Angst hatte, dass jemand von den Trauergästen mithörte. Deren Aufmerksamkeit richtete sich gerade auf etwas ganz anderes: Frank rief drüben einen Toast auf Eric aus und kündigte einen – wie er es nannte – Diavortrag an: Erics Leben in Bildern. Die Menschen strömten zurück in den Salon. Jono und Em blieben in ihrem Schlafzimmer.
    »Willst du nicht gehen?«, fragte Jono.
    »Er war mein Bruder. Ich denke, ich kenne so ziemlich alle Fotos, die es von ihm gibt. Zumindest alle, die Frank und Katherine haben.«
    Jono nickte langsam. »Eure Eltern sind beide tot?«
    »Unser Vater. Was mit unserer Mutter ist, weiß ich nicht. Sie ist abgehauen, als wir noch ganz klein waren.«
    »Ich fühle mich gerade unglaublich exklusiv mit meiner Heile-Welt-Biografie.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Trinken wir noch was?«
    »Unbedingt.«
    Eine Stunde später war Em zu betrunken, um noch stehen zu können. Sie saß neben Jono auf der Treppe, die zu Patricias Räumen führte, und presste beide Hände auf die Stufe.
    »Das Haus dreht sich«, sagte sie langsam.
    »Nein, aber die Erde«, sagte Jono ernst, der noch ein paar Gläser Champagner von ihrem Level an Realitätswahrnehmung entfernt war.
    »Unverschämtheit. Da wird einem ja schwindelig von.«
    »Mir ist schon schlecht.«
    »Nicht ohnmächtig werden.« Em konnte kaum noch die Augen offen halten. Sie wusste selbst nicht, ob sie sich oder ihn damit meinte.
    »Vorhin hat jemand das Bad vollgekotzt«, erklärte Jono.
    »Das hätte Eric nicht gefallen. Die kotzende Londoner Oberschicht.«
    »Ich find’s lustig.«
    »Ich glaube, ich auch.« Sie hielt eine Hand hoch, um Jono abklatschen zu lassen. Beide trafen nur ins Leere.
    »Ich hab noch nie so was gesehen. Sind Beerdigungen immer so lustig?«
    »Das ist keine Beerdigung. Das ist eine Trauerfeier«, sagte Em und fühlte sich, als müsste sie sich auch jeden Moment übergeben.
    »Ich war noch nie auf einer. Bei Kimmy war es nicht so lustig.«
    Em kicherte. »Gerade dachte ich, ich hätte ihren Bruder gesehen.«
    »Das ist ihr Bruder.«
    »Oh.«
    »Er kommt zu uns.«
    »Oha.«
    Em war nicht mehr in der Lage, ihren Blick lange genug scharf zu stellen, um ihn anzusehen, als er vor ihr stand.
    »Du gehörst hinter Gitter.« Er schrie sie an.
    Em schloss die Augen und ließ sich nach hinten sacken.
    »Du hast noch nicht mal genug Anstand, mich in Ruhe um meine Schwester trauern zu lassen.«
    »Hey, das ist die Trauerfeier ihres Bruders«, sagte eine männliche Stimme. Em entschied, dass es sich wie Alex anhörte. Sie konnte die Augen nicht mehr öffnen.
    »Ihretwegen sind alle weggelaufen! Erst bringt sich Kimmy wegen dieser Hexe um, und dann …« Sein Geschrei brach ab. Stattdessen mehr Geschrei, aber von anderen.
    Sie musste kurz eingeschlafen sein. Jemand rüttelte an ihrer Schulter. Em öffnete vorsichtig ein Auge, hatte aber keine Ahnung, wen sie ansah.
    »Ist er weg?«
    »Wer?«
    »Kimmys Bruder.«
    »Ja.«
    Sie schlief wieder ein.
    Als sie das nächste Mal geweckt wurde, fühlte sie sich sterbenselend, erkannte aber das Gesicht.
    »Cox«, sagte sie.
    »Wir müssen Sie sprechen.«
    »Morgen.«
    »Ja, offenbar …«
    Sie wollte wieder einschlafen, aber er ließ sie nicht.
    »Sie können doch nicht auf der Treppe liegen bleiben. Und der Junge auch nicht.«
    Em machte die Augen auf, blinzelte, sah Jono, der sich am Fuß der Treppe zusammengerollt hatte, wie um sie zu bewachen. Kein guter Wächter. Er schlief wie ein Stein.
    »In meinem Schlafzimmer sind Leute«, sagte sie mühsam.
    »Ich kümmere mich drum.« Cox verschwand. Nach einer Weile kam er zurück, half ihr dabei, sich aufzurichten, und steuerte sie in ihr Zimmer.
    Sie bekam noch mit, dass überall Leute waren. Aber nicht mehr in ihrem Schlafzimmer. Dankbar ließ sie sich aufs Bett fallen und wollte wieder einschlafen. Etwas hielt sie wach. Eine Frage, auf die sie keine Antwort wusste.
    »Was machen Sie hier, Cox?«
    »Warten, bis Sie nüchtern sind.«
    »Warum?«
    »Um Sie dann mitzunehmen.«
    »Warum?«
    »Wir warten besser, bis Sie nüchtern sind.«
    »Warum?«
    »Weil wir Sie befragen müssen.«
    »Warum?«
    »Wie gesagt, Sie sollten sich jetzt ausruhen, und wenn Sie Ihren Rausch ausgeschlafen haben … Es bleibt jemand über Nacht hier.« Und mit einem genervten Unterton fügte er hinzu: »Wie es aussieht, bin ich das sogar.«
    »Warum?«
    »Kennen Sie nur noch ein Wort? Hoffentlich wird

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