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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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mich nicht umbringen.«
    »Schon klar. Machen das normalerweise nicht nur Teenager? Sich ritzen und so was?«
    »Definiere: normalerweise.«
    »Verdammt«, er lachte nervös, »hackt sich fast die Hand ab und reißt noch blöde Witze. So, jetzt komm. Wir gehen ins Krankenhaus.«
    Em schüttelte den Kopf. »Nein, das hört bestimmt von selbst auf zu bluten.«
    »Das muss sich jemand anschauen. Kannst du aufstehen?«
    »Wie lang war ich denn weg?«
    »Nur ein paar Minuten. Warum eigentlich?« Er zeigte auf ihre Hand. »Am Blutverlust kann’s nicht liegen. Sonst hätte sich der Verband schon vollgesogen.«
    Em richtete sich auf. Ihr war schlecht, und wenn sie sich zu schnell bewegte, wurde ihr schwarz vor Augen. Sie stützte sich auf die Ellenbogen und wartete, bis das Schwindelgefühl nachließ. »Angst, Panik, irgendwelche Sicherungen sind durchgeknallt. Hatte ich lange nicht mehr.«
    »Und wenn du dir in die Hand stichst, glaubst du, es wird besser?«
    »Das dachte ich, ja.«
    Er saß auf dem Bettrand, und ihm war anzusehen, dass er sich wirklich Sorgen um sie machte. »Da hast du wohl falsch gedacht.«
    »Offenbar.«
    Jay nickte, sein Blick wanderte durch das Zimmer, und er rieb sich die Stirn. »Ich dachte echt, du tust dir was an. Ich hab einen Schrei gehört und bin hochgerannt.«
    »Ich hab geschrien?«
    »Na ja, nicht so ›Hilfe, Hilfe‹-mäßig. Eher so ›Scheiße, mir ist was Sauschweres auf den Fuß gefallen‹-mäßig.«
    Em musste lächeln. »Gute Beschreibung.« Ihr Blick fiel auf die Fotos, die Alan von ihr gemacht hatte. Sie lagen immer noch auf dem Boden, wo sie sie hingeworfen hatte. Der kleine Stapel, den sie mitgenommen hatte, war in der Schublade ihres Nachttischs in der Henrietta Street.
    Jay folgte ihrem Blick.
    »Ich hab das nicht verstanden, ehrlich. Ich meine, du bist nicht seine Liga. Das sag ich nicht, weil ich dich toll finde. Überhaupt nicht. Es ist nur so, dass du eigentlich für was stehst, das Alan abgelehnt hat.«
    »Alan oder du?«
    »Wir beide.«
    »Und was ist das?«
    »Weiße Oberschicht.«
    »Alan war auch weiß.«
    »Aber nicht Oberschicht. Ihr seid die Bestimmer, ohne dass ihr das Recht dazu habt. Ihr bestimmt einfach, weil ihr das Geld habt.«
    Em richtete sich weiter auf, diesmal sehr viel vorsichtiger. »Wow, jetzt werden wir aber pathetisch. Ich bestimme gar nichts, davon mal abgesehen.«
    »Du weißt, was ich meine«, sagte Jay und wurde ein bisschen rot.
    »Ja, klar, ihr seid die neunundneunzig Prozent, und ich das eine. Was soll ich jetzt machen? Meine Großmutter aus dem Fenster stürzen, weil sie reich ist? In einen Bauwagen ziehen und mir mein Mittagessen selbst pflücken?«
    Jay beschloss offenbar, nicht darauf einzugehen. »Jed enfalls, ich hab es nicht verstanden, warum er so hinter dir her war. Er meinte, es sei die große Liebe, und du würdest dich nur nicht zu ihm bekennen können, weil du eben bist, wer du bist.«
    »Unsinn. Ich dachte, wir haben mal einen Abend ein bisschen Spaß, und fertig. Wusste ja nicht, dass er gleich heiraten will.« Sie schämte sich, so über ihn zu sprechen, zumal sie sich schuldig an seinem Tod fühlte. Irgendwie hatte sie Alan in etwas reingezogen, von dem sie selbst nicht genau wusste, was es war.
    »Warum Alan?«, fragte Jay und stand vom Bett auf, als hätte er Angst, sie könnte jeden Moment über ihn herfallen, um ihn sexuell zu belästigen. Sie unterdrückte ein Grinsen und bewegte die Finger der verletzten Hand. Alles in Ordnung. Die Wunde tat weh, aber das war ihr Ziel gewesen. So gesehen: wirklich alles in Ordnung. Der Schmerz tat ihr gut.
    »Du hattest wohl keine hohe Meinung von ihm«, sagte sie.
    »Oh. Doch. Aber ich weiß auch, wie er auf Frauen gewirkt hat. Und ich weiß, wie du auf Männer wirkst. Männer allgemein. Nicht auf mich. Küchenpsychologisch gesprochen: Du hast ihn dir rausgesucht, weil du gedacht hast, er ist harmlos und leichte Beute. Und dann wurde er anhänglich.«
    Sie schwang die Beine über die Bettkante und wollte aufstehen. Ihr Kreislauf war anderer Meinung, und sie setzte sich wieder hin.
    Als sie nichts sagte, fuhr er fort: »Hast du das früher schon gemacht? Das mit der Schere?«
    »Nicht mit einer Schere.«
    »Und warum?«
    »Geht dich nichts an.« Em versuchte ein zweites Mal aufzustehen. Diesmal klappte es. Mit der unverletzten Hand öffnete sie das Fenster und lief ein paar Schritte in dem kleinen Zimmer auf und ab.
    »Na und? Sag’s mir trotzdem.« Jay ging um das Bett herum und

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