Brockmann Suzanne
leid, Ihr Mittagessen zu unterbrechen, Sir. Aber die Männer sind den Tränen nah. Ich bin sicher, dafür hat man Verständnis.“
Joes Stimme klang erstickt. „Ich bedanke mich für den Anruf.“
„Wenn Sie natürlich lieber zu Ende speisen möchten …“
„Nein, nein. Nein, ich bin schon auf dem Weg. Vielen Dank, Senior Chief.“
„Du schuldest mir was, Captain“, sagte Harvard und legte auf.
Lucky lag lachend auf dem Boden. Harvard stupste ihn mit der Fußspitze in die Rippen. „Ich ziehe mir diese Eisverkäuferuniform aus. Wag es ja nicht, ohne mich zum Flugfeld aufzubrechen.“
Das halbe Geflügelsandwich, das P. J. beim Mittagessen heruntergewürgt hatte, rumorte nun in ihrem Magen.
Lieutenant Blue McCoy stand vor der Gruppe von SEALs und FInCOM-Agenten und wies sie in die Fallschirmsprungübung ein, die für den Nachmittag geplant war.
P. J. gab sich alle Mühe, aufmerksam zuzuhören. Gerade erklärte Blue ihnen, welcher Flugzeugtyp sie auf die Höhe bringen würde, aus der sie abspringen würden.
Aus der sie aus dem Flugzeug springen würden.
P. J. atmete tief durch. Sie würde es schaffen. Sie wusste, sie würde es schaffen. Sie würde es hassen. Aber genau wie ein Zahnarztbesuch würde auch dies vorübergehen. Die Zeit würde einfach weiterlaufen, und irgendwann wäre auch dieser Horror vorüber.
„Wir werden jeweils zu zweit aus der Maschine springen“, erklärte Blue mit seinem starken Südstaatenakzent. „Sie bleiben während der gesamten Übung bei Ihrem Sprungpartner. Sollten Sie bei der Landung von ihm getrennt werden, müssen Sie ihn sofort, nachdem Sie den Schirm abgelegt haben, wiederfinden. Denken Sie daran: Wir stoppen die Zeit von Ihrem Sprung bis zu Ihrer Ankunft am Zielort. Erscheinen Sie dort ohne Ihren Partner, werden Sie automatisch disqualifiziert. Hat das jeder verstanden?“
P. J. nickte. Ihr Mund war zu trocken, um zu antworten.
Die Tür in ihrem Rücken ging auf, und Blue hielt kurz inne, um die Eintretenden über die Köpfe seiner Schüler hinweg mit einem Lächeln zu begrüßen. „Wurde auch Zeit, dass ihr Jungs endlich auftaucht!“
P. J. drehte sich um und sah, wie Harvard die Tür hinter sich schloss. Er trug eine Cargohose, die er in schwere, schwarze Stiefel gesteckt hatte, und ein eng anliegendes, dunkelgrünes T-Shirt. Sein Blick unter der Mütze war direkt auf sie gerichtet. Er nickte kurz und wandte sich dann McCoy zu.
„Entschuldige die Unterbrechung.“ Erst jetzt sah P. J., dass Lucky direkt neben ihm stand. „Hast du die Teams schon eingeteilt, Lieutenant?“
Blue nickte. „Die Liste liegt hier bei mir, Senior Chief.“
„Können wir sie noch ändern, sodass ich auch dabei sein kann?“
„Natürlich“, erwiderte Blue. „Okay. Fünf Minuten Pause für alle.“
P. J. war nicht die Einzige, die nervös war. Greg Greene lief gerade zum vierten Mal innerhalb einer halben Stunde auf die Toilette. Die anderen Männer standen auf und streckten sich. Sie blieb sitzen und wünschte sich, dass der heutige Tag schnell vorübergehen möge. Sie wünschte, sie könnte die Augen schließen und einschlafen, und wenn sie wieder aufwachte, wäre bereits morgen und alles überstanden. Am meisten aber wünschte sie sich, dass Harvard ihr gestern gesagt hätte, dass die heutige Übung einen Fallschirmsprung aus mehreren Hundert Metern vorsah.
Sie sah, wie Harvard sich über den Tisch lehnte, um die Liste zu begutachten. Er stützte sich mit den Armen ab; seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter dem T-Shirt-Stoff ab. Dieses eine Mal erlaubte sie sich, genau hinzusehen. Vielleicht würde es sie ja etwas ablenken.
Dieser Mann war einfach perfekt gebaut. Apropos Ablenkung: Nicht nur sein T-Shirt passte wie angegossen. Auch seine Camouflage-Hose schmiegte sich so sündhaft eng an seinen knackigen Hintern, dass P. J. sich unwillkürlich fragte, ob es nicht verboten sein sollte, ein so perfektes Körperteil zu tarnen.
Er war in ein tiefes Gespräch mit Blue versunken, während P. J. ihn anstarrte. Doch plötzlich blickten beide Männer auf und zu ihr hinüber. Sie sah schnell weg. Was erzählte Harvard dem Lieutenant nur? Ob er alles ausplaudern würde, was sie ihm gestern am Strand erzählt hatte? Hatten sie vielleicht Angst, sie könne nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährden? Würden sie ihr etwa verbieten zu springen?
Sie sah erneut zu den beiden Männern hinüber. Harvard beobachtete sie. Er konnte ohne Zweifel den kalten Schweiß sehen,
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