Brockmann Suzanne
solche Neuigkeiten geben musste.
Sie würde sich wohl oder übel bei ihm melden müssen, ob sie nun wollte oder nicht. Und sie wollte ihn nicht anrufen. Sagte sie sich zumindest.
Aber vorher gab es noch wichtigere Dinge zu tun. Sie musste zum Beispiel die Wettervorhersage anschauen. Vielleicht sandte Petrus ja einen tropischen Sturm, wenn sie eigentlich Lieutenant William Hawken mit den stahlblauen Augen und seine Mannen ausschalten sollten.
Bevor sie den Fernseher anstellen konnte, klingelte jedoch bereits ihr Telefon.
Sie ging ran. „Richards.“
„Yo, ich bin’s, Harvard. Hast du mir gerade eine Nachricht geschickt?“
P. J. schloss die Augen. „Nein, nein, noch nicht. Ich hätte noch, aber …“
„Gut, du hast also wenigstens meine Nachricht bekommen. Warum kommst du nicht runter in die Bar und …“
P. J. zwang sich dazu, freundlich zu klingen, als sie erwiderte: „Nein danke. Ich bin schon bettfertig.“
„Es ist erst acht!“ Seine Stimme klang ungläubig. „Das ist doch nicht dein Ernst.“
„Doch, das ist mein Ernst. Die kommenden Tage werden anstrengend“, erklärte sie. „Ich will mich vorher noch ein bisschen ausruhen.“
„Wir haben die nächsten zwei Tage frei“, unterbrach er sie.
Das hatte sie nun nicht erwartet. „Haben wir?“
„Am Donnerstag fliegen wir nach Südostasien. Bis dahin sind wir freigestellt.“
„Südostasien?“ P. J. lachte vor Vorfreude auf. „Kevin hat ja wirklich ganze Arbeit geleistet. Was für ein Mann! Dafür schulde ich ihm was Besonderes. Mal sehen, was mir einfällt.“
Am anderen Ende der Leitung war Harvard plötzlich ganz still geworden. Als er schließlich wieder ansetzte, klang seine Stimme verändert, irgendwie förmlicher, kälter. „Richards, komm runter. Wir müssen uns unterhalten.“
Jetzt war es an ihr zu schweigen. Sie atmete tief durch.
„Daryl, es tut mir leid, aber ich glaube nicht …“
„In Ordnung. Dann komme ich jetzt hoch.“
„Nein …“
Doch er hatte bereits aufgelegt.
P. J. fluchte laut und warf den Hörer mit einem lauten Knall auf die Gabel. Ihr Bett war völlig zerwühlt von dem Nickerchen, das sie sich am Nachmittag gegönnt hatte.
Sie hatte keine Lust, ihr Bett zu machen. Verdammt, sie würde ihr Bett nicht machen! Sie würde Harvard an der Tür abfangen und draußen auf dem Korridor mit ihm sprechen. Er würde sagen, was auch immer er zu sagen hätte, und sie würde ihn erneut abblitzen lassen. Und dann würde sie zurück auf ihr Zimmer gehen.
Er klopfte, und P. J. suchte kurz auf dem Beistelltischchen nach ihrem Schlüssel. Als sie ihn fand, steckte sie ihn in die Tasche und ging zur Tür. Sie sah durch den Spion. Ja, er war es. Harvard. Sie öffnete die Tür.
Er lächelte nicht. Er stand einfach da – so unglaublich groß und bedrohlich. „Darf ich reinkommen?“
P. J. rang sich ein Lächeln ab. „Vielleicht sprechen wir besser draußen.“
Harvard sah über seine Schulter; im Korridor waren auch noch andere Leute. „Ich würde die Privatsphäre deines Zimmers vorziehen. Aber wenn dir das unangenehm ist …“
Sie konnte nicht zugeben, dass sie ein Problem damit hatte, sich mit ihm an einem so intimen Ort wie ihrem Hotelzimmer zu unterhalten. Das zuzugeben, hätte bedeutet, zuzugeben, dass sie Angst vor seiner sexuellen Anziehungskraft hatte. Ja, es war ihr unangenehm. Aber nicht, weil sie fürchtete, er würde versuchen, sie zu verführen. Davon ging sie aus. Es war ihr unangenehm, weil sie befürchtete, sie würde sich selbst vergessen, wenn er erst einmal begann, sie zu berühren. Sie hatte Angst, dass sie ihn nicht mehr abweisen könnte, wenn er sie erneut so küsste wie gestern während der Übung.
Was er nie im Leben erfahren durfte.
„Ich will einfach nur mit dir reden“, sagte er und sah ihr dabei ernst in die Augen. „Komm, zieh dir deine Schuhe an, und wir gehen ein wenig spazieren. Ich warte am Aufzug auf dich“, fügte er hinzu, als sie zögerte.
Es schien eine gute Lösung. Sie würde sich nicht umziehen müssen, um in die Bar hinunterzugehen. Aber sie würde ihn auch nicht in ihr Zimmer lassen müssen.
„Ich bin gleich da“, erwiderte sie.
Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Sandalen unter einem Haufen Schmutzwäsche lokalisiert hatte. Sie schlüpfte hinein und atmete tief durch, bevor sie den Raum verließ.
Harvard hatte den Aufzug bereits gerufen und stand wartend in der Tür. Er winkte sie hinein und drückte den Erdge-schossknopf. Während der gesamten
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