Brockmann Suzanne
sozusagen.“
Harvard strich sich mit einer Hand über das Gesicht. „Dann beginnt man besser, sofort an mathematische Gleichungen oder so etwas Ähnliches zu denken. Oder du setzt dich einfach ganz schnell hin und betest, dass niemand etwas bemerkt.“
Ihr heiseres Lachen umfing ihn. Er konnte ihren Blick auf ihm spüren. Sie hatte sich in ihrem Stuhl zusammengerollt und ihr Gesicht auf den Handrücken gelegt. Ihre Beine waren vor ihrer Brust angewinkelt.
Er hätte sie haben können. Er hätte sie ins Haus tragen können. Inzwischen wären sie in seinem Schlafzimmer. Das gleiche Mondlicht, das sie nun umgab, würde durch das Fenster hineinströmen, würde sich über ihren nackten Körper legen, während er langsam in sie eindrang.
Harvard atmete tief ein. Er durfte gar nicht daran denken! Nicht heute Nacht! Es würde nicht heute Nacht passieren. Aber es würde passieren. Dafür würde er verdammt noch mal sorgen.
„Darf ich dich noch etwas anderes fragen?“
„Ja“, antwortete er. „Solange du mich nicht bitten willst, dich noch mal zu küssen. Ich glaube nämlich, ich habe mein Potenzial an Heldentum für einen Abend ausgeschöpft.“
„Nein, es geht wieder um deine … ähm … Männlichkeit.“
Harvard lachte laut auf. „Na, dann schieß los. Du scheinst mich ja für einen Experten in diesen Dingen zu halten.“
„Versprich mir aber, dass du mich nicht auslachen wirst!“
„Ich verspreche es.“
„Du lachst doch jetzt schon“, wandte sie vorwurfsvoll ein.
„Ich höre schon auf. Schau. Ich bin ganz ernst.“ Er schüttelte sich vor Lachen.
„Gut, dann lach mich eben aus.“ Sie setzte sich gerade hin. „Es ist sowieso eine dumme Frage, und wenn ich nicht so verklemmt wäre, hätte ich sie schon längst selbst für mich beantworten können. Aus Erfahrung.“
„Junge Dame, du bist beileibe nicht verklemmt. Unerfahren und übervorsichtig, aber bestimmt nicht verklemmt.“
„Es geht um die Größe“, räumte sie schließlich ein. Er spürte sofort, dass es ihr ernst war. „Ich meine, ich weiß eine Menge über Sex. Ich bin unerfahren, aber nicht unschuldig. Ich weiß, wie alles funktioniert … Ich habe Filme gesehen und Bücher gelesen, mich darüber unterhalten und daran gedacht. Was mich beschäftigt ist Folgendes: Man hört immer wieder, dass die Größe keine Rolle spielt. Aber ich glaube, damit ist gemeint, dass es nichts ausmacht, wenn ein Mann klein ist. Offensichtlich. Aber ich sehe auch dauernd große Männer und kleine Frauen zusammen – es muss also irgendwie funktionieren. Aber wie in aller Welt …“ Sie brach ihren Satz ab.
Es war ihr ernst damit. Harvard wusste, dass er etwas erwidern sollte. Aber was?
„Ich wiege in Wahrheit nur einundfünfzigeinhalb“, fuhr sie fort. „Ich habe gelogen und aufgerundet. Ich kaufe meine Kleidung manchmal in der Kinderabteilung. Und wenn ich mir dich so ansehe … An dir ist nichts klein. Ganz im Gegenteil: Du bist riesig. Alles an dir.“
Harvard konnte ein Glucksen nicht unterdrücken.
Sie lachte auch und schlug sich beschämt die Hände vors
Gesicht. „Oh Gott, ich wusste es! Du lachst mich aus.“
„Ich lache, weil ich mich geschmeichelt fühle. Und ich lache, weil diese Unterhaltung wirklich gar nichts dazu beiträgt, meine momentane, ähm, Anspannung abzubauen. Ich sollte jetzt reingehen, um meinen offiziellen Antrag auf Heiligsprechung auszufüllen.“
„Na los! Verdufte nur! Du willst mir doch nur nicht antworten.“
Er sah sie an und sagte schließlich: „Das ist eines der Dinge, die sich besser zeigen lassen als erklären und … du machst es mir heute wirklich verdammt schwer! Ich kann noch nicht einmal ruhig neben dir stehen, ohne erregt zu sein, und jetzt willst du dich mit mir darüber unterhalten, wie es wäre, wenn wir miteinander schlafen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt denken, dass es dir gefällt, mich leiden zu sehen.“
Ihr zaghaftes Lächeln verschwand schlagartig. „Daryl, das würde ich niemals tun! Ich …“
„Whoa!“, rief Harvard und hielt beide Hände hoch. „Yo, Miss Ichnehmeallesvielzuernst, atme tief durch und entspann dich. Ich habe nur einen Witz gemacht. Haha. Ich weiß doch, dass du von allen zweihundertsiebenundsechzig Milliarden Frauen auf dieser Welt die Letzte wärst, die so etwas täte. Ich weiß, dass du solche Fragen stellst …“ Er musste wieder schmunzeln. „… weil du wirklich eine Antwort willst.“ Er gluckste.
P. J. schüttelte den Kopf.
Weitere Kostenlose Bücher