Brockmann Suzanne
brachten. Mit seiner Aufrichtigkeit und seinem unvergleichlichen Sinn für Humor hätte er jede, wirklich jede Frau erobern können.
Aber Jake wollte Daisy Owen.
Crash hatte Fotos von Daisy und Jake von damals gesehen, als sie sich gerade kennengelernt hatten. Er war ein junger Navy SEAL auf dem Weg nach Vietnam, und sie noch ein Teenager in dünnen Baumwollkleidchen, die sie selbst färbte und die auf den Straßen von San Diego ihre Zeichnungen und Handarbeiten verkaufte.
Ihr dunkles Haar, das in langen Locken über ihre Schultern fiel, ihre haselnussbraunen Augen und ihr geheimnisvolles Lächeln machten es dem Betrachter leicht zu verstehen, was Jake an ihr gefiel. Sie war wunderschön, aber ihre Schönheit war nicht nur oberflächlich.
In einer Zeit, in der Hippies uniformierten Männern auf die Stiefel spuckten, brachte Daisy Jake Achtung entgegen. In einer Zeit, in der Fremde zu ungehemmten Liebhabern wurden, um sich kurz darauf zu trennen und nie wiederzusehen, näherten die beiden sich erst vorsichtig einander an. Die ersten Male, die sie sich trafen, verbrachten sie auf langen Spaziergängen durch die Straßen der Stadt, tranken heiße Schokolade und unterhielten sich Nächte hindurch.
Als Daisy Jake schließlich eines Abends doch in ihr winziges Apartment einlud, blieb er gleich für zwei Wochen. Und als er aus Vietnam zurückkam, zog er ganz bei ihr ein.
Während all der Zeit, die Crash bei den beiden verbracht hatte, hatte er Jake und Daisy nur ein einziges Mal über etwas streiten hören.
Jake war gerade fünfunddreißig geworden, und er wollte, dass Daisy und er heirateten. Seiner Meinung nach hatten sie lange genug unverheiratet zusammengelebt. Aber Daisys Ansichten über die Ehe waren unerschütterlich. Es war ihre Liebe, die sie miteinander verbinden sollte, nicht ein dummes Stück Papier.
Sie hatten sich erbittert gestritten, bis Jake den Raum verließ – für etwa eineinhalb Minuten. Crash war überzeugt, dass dies höchstwahrscheinlich der einzige Kampf war, den Jake jemals in seinem Leben verloren hatte.
Crash beobachtete die beiden. Jake küsste Daisy erneut – diesmal länger und begehrlicher. Drüben am Fenster beugte Nell ihren hellblonden Kopf tief über ihren Zeichenblock, um den beiden etwas Privatsphäre zu gönnen.
Aber als Jake sich erhob, sah Nell auf und fragte: „Sind Sie oder ich heute mit dem Mittagessen dran, Admiral?“
„Sie. Aber wenn Sie möchten, übernehme ich das gerne.“
„Kommt gar nicht infrage!“, protestierte Nell. „Sie können Ihre komischen Algenburger jeden zweiten Tag machen. Heute bin ich dran, und es gibt überbackene Käsetoasts mit Speck.“
„Wie bitte?“ Jake klang, als hätte Nell angekündigt, die Toasts mit Arsen anstatt mit Speck zu versehen.
„Vegetarischen Speck aus dem Reformhaus natürlich“, beruhigte ihn Daisy mit einem Kichern in der Stimme. „Räuchertofu. Kein echtes Fleisch.“
„Gott sei Dank!“, sagte Jake und griff sich theatralisch an die Brust. „Ich hätte von dem Gedanken daran alleine schon beinahe einen Herzinfarkt von zu viel Cholesterin bekommen.“
Crash atmete tief durch und betrat den Raum.
„Hallo“, begrüßte ihn Jake, der ihn auf seinem Weg nach draußen begegnete. „Du hast gerade unsere morgendliche Kunststunde verpasst, mein Junge. Schau mal her. Wie findest du mein Werk?“
Crash musste lächeln. Jakes Gemälde ein Erdferkel zu nennen, war ein Akt der Gnade. Wenn man ehrlich war, glich das Ergebnis seiner morgendlichen Mühe eher einem Stück Leitplanke mit Nase und Ohren. „Ich finde, du solltest die Kunst lieber Daisy überlassen.“
„Sehr taktvoll.“ Jake warf Daisy eine Kusshand zu und verschwand.
„Billy, bleibst du nur heute hier oder länger?“, fragte Daisy ihn, als er sie zur Begrüßung umarmte. Sie war viel zu dünn.
Konzentrier dich auf das Positive. Bleib im Hier und Jetzt. Versuch, nicht in die Zukunft zu blicken. Dafür würde ihm noch genug Zeit bleiben, wenn es so weit war. Crash räusperte sich. „Ich hatte meine letzte Abschlussbesprechung heute Morgen. Jetzt habe ich frei bis mindestens nächstes Jahr.“ Während er mit einer Hand den Welpen aufhob, sah er Nell an. Um nicht erklären zu müssen, warum er sich für über einen Monat freigenommen hatte, wechselte er rasch das Thema: „Gehört dieser kleine Racker Ihnen?“
Nell lächelte ihn dankbar an. Sie legte ihren Zeichenblock und den Bleistift zur Seite, stand auf und erwiderte: „Dieser kleine
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