Brockmann Suzanne
Moment der am meisten gesuchte Mann der Stadt.
Er hatte eine Hand auf ihren Arm gelegt und drückte diesen nun kurz ermutigend, bevor er sie wieder losließ. Dann drehte er rasch eine Runde durch das Zimmer und löschte alle Lichter, die er zuvor angemacht hatte.
Nell räusperte sich und hob ihre Stimme an, damit die Person vor der Tür sie auch hören konnte. „Tut mir leid, ich wollte gerade ein Bad nehmen. Könnten Sie das Tablett einfach vor der Tür stehen lassen?“
„Kein Problem“, antwortete die Stimme freundlich. „Schönen Abend noch!“
Crash gab ihr ein Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen sollte. Während sie unter das Bett kroch, ging er ins Bad. Nell hörte, wie er das Wasser anstellte.
All das erschien ihr ein wenig albern. Die Person, die geklopft hatte, war doch bestimmt nur ein Page, genau wie er gesagt hatte.
Sie hob den Stoffvolant an und spähte unter dem Bett hervor. Crash trat gerade aus dem Badezimmer. Er schien das Ganze keineswegs für albern zu halten. Vorsichtig drückte er sich in eine dunkle Ecke, die von der Tür aus nicht sofort sichtbar war, und machte seine Waffe schussbereit. Wie er die Waffe so vor sich streckte und seinen Mund dabei entschlossen zusammenkniff, sah er unglaublich gefährlich aus.
Crash hatte einmal zu ihr gesagt, dass sie ihn nicht wirklich kennen würde, dass er sie bisher nur eine weichgespülte Version von sich habe sehen lassen.
Nell hatte das Gefühl, es könnte gut sein, dass sie in den nächsten Minuten eine andere Seite an ihm kennenlernen würde. Wenn sie falsch lag und dort draußen vor der Tür tatsächlich jemand wartete, der sie verletzen wollte, würde sie wohl gleich einen Navy SEAL aus nächster Nähe in Aktion erleben.
Und dann sah sie, wie sich ihre Zimmertür langsam öffnete. Das leise Geräusch des Riegels, der zurückgeschoben wurde, wurde von der Dusche übertönt. Die Badezimmertür stand einen Spaltbreit offen und in dem Lichtstrahl, der durch diesen Spalt vom Bad in ihr Zimmer fiel, erkannte sie, wie die Gestalt eines Mannes sich leise durch die Zimmertür schob.
Er trug keinen Käseteller und auch keine Flasche Wein. Genau wie Crash hielt er eine Waffe in der Hand.
Nells Herz schlug ihr bis zum Hals. Crash hatte also recht gehabt. Dieser Mann war gekommen, um sie zu töten.
Der Eindringling schloss vorsichtig die Tür hinter sich, ohne dabei irgendein Geräusch zu verursachen.
Er war kleiner als Crash, und er hatte, anders als Crash, eine Halbglatze.
Doch seine Waffe sah nicht weniger tödlich aus.
Nell beobachtete, wie er die Badezimmertür öffnete.
In diesem Moment griff Crash an. Von einer Sekunde auf die andere löste er sich aus dem Schatten der Zimmerecke und sprang auf den Mann zu, sodass dieser vor Schreck beinahe zu Boden ging. Crash hielt ihm die Waffe an den Hinterkopf und befahl mit fremder, harter Stimme: „Lass sie fallen.“
Der Schrecken des anderen hielt nur für einen kurzen Augenblick an.
Als sein Gegenüber nicht sofort seine Waffe fallen ließ, wusste Crash, dass er nicht so leicht aufgeben würde. Der Auftragsmörder zögerte zwar nur eine Sekunde, aber die genügte Crash, um die Situation richtig einzuschätzen.
Der andere hatte durchschaut, dass Crash bluffte. Man musste nicht Einstein sein, um zu verstehen, dass der Eindringling momentan Crashs einzige Verbindung zu seinen Feinden darstellte. Crash hatte also keinen Grund, diesen Mann zu erschießen, außer, um Nell zu schützen.
Der Auftragskiller hingegen hatte überhaupt keinen Grund, Crash nicht zu erschießen.
Doch Crash war den Bruchteil einer Sekunde schneller. Er zog dem Angreifer den Griff seiner Waffe über den Kopf, während er ihn mit einem Tritt gegen die Hand entwaffnete. Die Waffe flog in hohem Bogen gegen den Türrahmen der Badezimmertür, prallte von da ab und glitt über den Teppich bis in die Mitte des Raumes.
Der Schlag auf den Kopf, den Crash ihm verpasst hatte, hätte wohl jeden anderen umgeworfen, aber dieser Kerl war nicht so leicht dranzukriegen.
Anstatt aufzugeben, schlug er Crash mit der Faust mitten ins Gesicht und rammte ihm seinen Ellbogen in die Rippen. Dann beugte er sich nach vorne, um Crash über seine Schulter zu werfen. Doch Crash hatte diesen Zug vorhergesehen und warf stattdessen seinen Angreifer zu Boden.
Der aber ging beinahe freiwillig mit einem großen Satz zu Boden, und tastete nach der Waffe.
Sie war weg.
Crash bedankte sich stillschweigend bei Nell und warf sich erneut auf den
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