Broken (German Edition)
im Haus nicht gut vertragen», warf Billy ein.
Sie überging den Einwurf. «Und ich hab gesagt: ‹Billy, hast du die Asche deiner eigenen Mutter verschüttet?› Und dann haben wir genauer hingesehen und gemerkt, dass da irgendwas total falsch war.»
Billy rückte seinen Sessel dicht neben ihren und legte eine Hand auf ihren Arm, so absolut selbstverständlich, wie Paare nacheinander greifen. «Wir haben alles zusammengefegt, und als der Bestatter meinte, er könne nicht helfen, und der Betreiber des Krematoriums nicht ans Telefon ging, haben wir es ins Labor geschickt», erzählte er uns.
«Könnte ich den Namen des Bestatters haben?», fragte ich.
Brenda stand auf und ging zur Küche, zog eine Schublade auf und brachte mir eine Visitenkarte. «Wir wollen einfach wissen, was mit Shelia Marlenes sterblichen Überresten passiert ist. Wir sind altmodisch in solchen Sachen. Wir finden, dass wir unsere Toten zur letzten Ruhe betten sollten.»
Neil rutschte unruhig hin und her, legte den Kopf in den Nacken und nahm einen großen Schluck Bier.
«Soweit ich weiß, haben Sie den Betreiber des Krematoriums schließlich erreicht», sagte ich zu ihnen. «Ist das richtig?»
Brenda nickte. «Er hat gesagt, er hätte jemanden eingestellt und diese sogenannte Aushilfe hätte die sterblichen Überreste irgendwie vernichtet.» Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Geschichte nicht glaubte.
«Sie bezweifeln das mit dem Mitarbeiter.»
Brenda schüttelte ihre gewellte schwarze L’Oréal-Frisur. «Da hat es nie irgendwelche Mitarbeiter gegeben. So lange, wie ich zurückdenken kann, ist das ein Familienbetrieb. Die Kirkpatricks leben schon ewig hier. Unsere Kinder gehen auf dieselbe Schule. Hier weiß jeder, was der andere macht. Aber Joe Ray ist nicht wie sein Vater. Alle hier haben Mr. Kirkpatrick gemocht.»
«Und Joe Ray Kirkpatrick hat Ihnen die Kosten erstattet?», fragte ich, und Brenda nickte. «Hat er Sie gebeten, die Sache damit auf sich beruhen zu lassen?»
«Wir haben nichts unterschrieben», sagte Billy. «Er hat nicht direkt drum gebeten, aber es war irgendwie unausgesprochen klar. Wir haben gesagt, wir hätten Verständnis dafür. Ich schätze, das klingt wie ein Deal. Aber da haben wir nicht richtig nachgedacht. Sobald wir drüber nachgedacht hatten, klang es verdächtig. Es geht uns jetzt nicht ums Geld. Wir brauchen Frieden, und meine Mama auch.»
«Kennen Sie sonst noch jemanden, der die Dienste des Bestatters und des Krematoriums in Anspruch genommen hat?»
«So gut wie jeder in Big Knob geht zu dem Bestattungsinstitut. Und das Northeast Georgia Crematorium versorgt die ganze Gegend. Es sei denn, die Leute wollen ihre Toten beerdigen», sagte Brenda.
Neil nahm wieder einen langen Schluck von seinem Bier.
«Haben Sie vor, irgendwelche Leute zu fragen, ob Sie den Inhalt ihrer Urnen testen lassen können?», fragte Brenda. «Du liebe Güte. Ich möchte das nicht noch anderen zumuten», schob sie nach.
«Und Sie haben ein schriftliches Gutachten von einem unabhängigen Labor erhalten, das den Inhalt der Urne analysiert hat, ist das richtig?», fragte ich.
«Jawohl», antwortete Brenda. «Das bewahren wir in einem brandsicheren Safe auf.»
«Würden Sie mir wohl den Namen des Labors aufschreiben? Ist es hier in der Nähe?»
«Ziemlich», sagte Billy. «Die haben bloß zwei Tage gebraucht.»
«Und laut Gutachten handelt es sich bei dem Inhalt um Zementmischung und Hühnerfutter», sagte ich.
Billy und Brenda wechselten einen Blick. Billy drückte ihre Hand. «Wir konnten das gar nicht glauben», sagte sie. «Das alles ergab keinen Sinn.»
«Larry Quinn hat gesagt, der Mitarbeiter hat die Asche verschüttet, sie durch Zementmischung ersetzt, um das Missgeschick zu vertuschen, und dabei ist versehentlich Hühnerfutter mit hineingeraten», sagte ich.
«Das könnten wir ja verzeihen. So schrecklich es ist, Unfälle passieren nun mal.» Brenda schüttelte den Kopf. «Aber wenn Sie sehen, wo das Krematorium auf dem Grundstück steht, verstehen Sie, was ich meine. Es ist nämlich ein gutes Stück von den Ställen und vom Wohnhaus entfernt. Falls Joe Ray Kirkpatrick je einen Mitarbeiter hatte, hätte der keinen Grund gehabt, am Haus zu sein.»
«Vielleicht hat er nebenbei auch mitgeholfen, die Tiere zu versorgen», warf Neil ein.
Brenda zeigte mit einem kurzen, dicken Finger auf ihn. «Joe Ray Kirkpatrick hat irgendwas mit Shelias sterblichen Überresten angestellt. Das spüre ich, und Billy
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