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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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saßen auf Wolldecken auf den grünen Hügeln. Der lange Pier am Ufer war gesäumt von Menschen, die auf den dunklen See hinausschauten.
    Ich dachte an Rauser, an seine Stimme, daran, wie schön seine breiten Schultern sich jetzt an meiner Wange anfühlen würden. Ich wollte ihn anrufen. Tat es aber nicht. Was könnte ich schon sagen? Dass ich den ganzen Tag mit finsterer und seelenloser Habgier zu tun gehabt hatte und praktisch knöcheltief durch menschliche Überreste gewatet war?
    Ich hörte das erste schrille Heulen von Feuerwerksraketen, die in die Nacht hineinschossen, das Zischen und Prasseln von einer brennenden Zündschnur nach der anderen, und dann explodierte der Himmel mit donnerndem Getöse leuchtend gold und rot und blau, begleitet vom begeisterten Jubel der vor dem Hotel versammelten Menschen.
    Ich zog den Bademantel enger um mich und fühlte mich einsamer als je zuvor. Mein Handy klingelte. Ich ignorierte es. Es klingelte weiter, bis ich es schließlich vom Tisch nahm, wo es neben meinem Teller lag, den ich nicht angerührt hatte. Ich sah den Namen meiner Cousine im Display. Aber Mikis Handy war doch verschwunden, oder? Rauser hatte es orten lassen; es war zuletzt im Whole Foods in Midtown eingeschaltet gewesen. Hatten sie es gefunden?
    Ich ging ran und hörte Stimmen. Ein Stimmengewirr. Geplauder. Musik im Hintergrund. Und dann hörte ich die Stimme meiner Mutter. Sie unterhielt sich fröhlich mit irgendwem.
    «Miki, bist du das? Mom, kannst du mich hören?»
    Keine Antwort. Bloß Geplauder. Ich war in einer Sekunde von null auf hundert. Ich drückte die Auflegetaste und wählte die Handynummer meiner Mutter. Vier lange Klingeltöne. «Mom, Gott sei Dank! Habt ihr Mikis Handy wiedergefunden?»
    «Du musst lauter sprechen, Schätzchen. Die halbe Nachbarschaft ist hier. Wir haben uns gerade das Feuerwerk angesehen; es war einfach toll.» Ich hörte die Sangria, die sie gern auf Partys servierte, in ihrer Stimme.
    «Mom, habt ihr Mikis Handy wiedergefunden?»
    «Was? Leider nein. Wir gehen zum Handyladen, wenn ich das Probevideo für die Kochshow gemacht hab, und kaufen ein neues.»
    «Siehst du Miki?» Ich fing an, mich anzuziehen, warf Kosmetika in den Kulturbeutel.
    «Ich sehe sie, ja. Keye, Schätzchen, was hast du denn?»
    «Mutter, hör gut zu. Ruf Dad, und dann bringt ihr Miki ins Haus. Bleib ruhig, aber mach es sofort.» Ich wusste nicht, ob der Anruf Absicht gewesen war. Meine Nummer war in Mikis Handy gespeichert. Vielleicht hatte jemand sie aus Versehen gewählt. Aber nicht Miki. Und das war das Problem. Ich stürmte in Neils Zimmer, fing an, auch seine Sachen zusammenzusuchen.
    «Keye, was in aller Welt …»
    «Ich hab gerade einen Anruf von Mikis Handy bekommen. Von dem, das sie meint, verloren zu haben. Er ist irgendwo bei euch, Mom, und ganz in eurer Nähe. Ich konnte deine Stimme hören.»

[zur Inhaltsübersicht]
    23
    M iki, Liebes», hörte ich meine Mutter sagen, so unbekümmert, als würde sie übers Wetter reden. «Hilfst du mir bitte kurz im Haus? Tut mir leid, dass ich sie euch entführen muss. Sie ist gleich wieder da.»
    «Prima, Mom. Du machst das super.»
    «Ich hab Miki bei mir, und ich gehe jetzt deinen Vater suchen», sagte meine Mutter an meinem Ohr. «Howard.» Ich konnte hören, wie die Anspannung in ihrer Stimme stieg. «Da bist du ja, Howard! Hilfst du uns bitte, noch ein paar Tabletts rauszubringen? Jetzt sofort.»
    «Gut gemacht, Mom. Ich rufe Rauser an. Bleibt im Haus, bis er sich meldet.»
    «Aber Keye, die Party …»
    «Schließt euch ein», blaffte ich. «Sag Dad, er soll seine Pistole holen und das Haus durchsuchen. Die Cops sind bald da.»
    Ich rief Rauser an. Ich erzählte ihm von dem Anruf, den ich von Mikis verlorenem Handy erhalten hatte. Er legte auf, ohne sich zu verabschieden. Ich hatte keine Ahnung, was er tun würde, aber ich wusste, er würde es schnell tun. Die Decatur-Cops konnten in wenigen Minuten vor Ort sein. Ich schickte Neil eine SMS. Wir müssen los. Notfall.
    Fünfzehn Minuten später kam Neil durch die Verbindungstür gestürzt, als ich gerade einen letzten Blick durchs Zimmer schweifen ließ, ob ich auch nichts vergessen hatte. Er trug in einer Hand den Koffer, den ich für ihn gepackt hatte, in der anderen Rasierzeug und einen Gürtel. Wir hasteten durch die Lobby und zum Wagen. Ich erzählte Neil von dem Telefonanruf. Ich war nervös, wartete darauf, dass mein Handy wieder klingelte, wollte hören, dass sie ihn erwischt hatten,

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