Broken Heart Vampires 04 - Cocktail mit einem Vampir
gekriegt.“
Also war Patsy diejenige, die jetzt mein Handy hatte. Wenn ich doch bloß meine Umhängetasche mit sämtlichen Geräten wiederkriegen könnte. Ohne sie fühlte ich mich, als hätte ich einen Arm eingebüßt. „Was steht drin?“
„Mom lässt grüßen. Meld dich bald, Mäuschen.“
Konnte das wirklich von Dad sein? Oder eher von Brady, der so tat, als sei er mein Vater? Spielte das eine Rolle? So oder so bedeutete die Nachricht dasselbe: Meinen Eltern ging es gut. Gott sei Dank. Ich war so erleichtert, dass ich unter der Dusche beinahe zu Boden gesunken wäre. „Das ist ja toll. Glaubst du, ich kann meine Eltern nachher anrufen?“
„Vielleicht.“ Er sagte nichts mehr, und ich dachte schon, er wäre wieder gegangen. Dann rief er: „Mist! Der Toast brennt an.“
Ich lachte, stieg aus der Dusche und griff nach dem Handtuch, das Ralph für mich hingelegt hatte. Ich hatte noch genug Zeit, um PRIS anzurufen und Bescheid zu sagen, dass sie auf keinen Fall nach Broken Heart kommen durften. Zwar hatte ich keine Ahnung, was meine Eltern in den letzten beiden Tagen gemacht haben mochten, aber offenbar hatten sie unerkannt aus der Stadt verschwinden können. Dass Patsy und alle anderen Einwohner mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen waren, hatte dabei vermutlich geholfen.
Ich trocknete mich ab und zog den Pyjama wieder an. Als ich aus dem Badezimmer trat, konnte ich das verkohlte Brot schon riechen. Ich rannte in die Küche, wo Ralph gerade den Toaster wegwarf.
„Das verdammte Ding hat nie richtig funktioniert, aber Therese wollte es unbedingt behalten.“
„Ein Hochzeitsgeschenk?“
Er nickte und drehte sich wieder zur Anrichte. Ich nehme an, es war leichter für ihn, die Möbel im Schlafzimmer auszutauschen, alles loszuwerden, an dem noch ihr Duft hing, womit er Erinnerungen verband. Aber der Toaster ... den hatte er nicht wegwerfen können. Weil sie ihn unbedingt behalten wollte.
„Erzähl mir von Therese.“
Ralph sah mich fragend an, ein Butterbrot in der Hand.
„Willst du das wirklich?“
Ich nickte. „Was ist sie für ein Mensch gewesen?“
„Wir haben uns im Jahr 2003 in Las Vegas kennengelernt. Ich war wegen einer Junggesellen-Party da, und sie, weil ihre Eltern zu den Sponsoren irgendeiner Ausstellung im Bellagio gehörten.
Ich war sofort verzückt. Sie war so wunderschön, und sie hatte so ein tolles Lachen. Sie hat mir beigebracht, Menschen niemals voreilig zu beurteilen. Sie ist in einer Familie aufgewachsen, in der man das Geld regelrecht anbetete, aber sie selbst hat das nie getan.“ Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Ihre Eltern fanden natürlich, ich sei nicht gut genug für sie, aber sie sind dann aufgetaut, als die Zwillinge geboren wurden.“
„Wieso seid ihr nach Broken Heart gezogen? Warum überhaupt ausgerechnet nach Oklahoma?“
„Wegen diesem Haus hier. Meine Schwester und ich sind hier aufgewachsen, aber nachdem meine Eltern gestorben waren, kamen wir zu einem Onkel und einer Tante nach Tulsa. Meine Schwester hat später noch eine Weile hier gelebt, hat dann aber auch geheiratet und ist zu ihrem Mann nach Missouri gezogen. Therese hat sich sofort in dieses Haus verliebt.“
Nein, sie hatte sich in Ralph verliebt und gemerkt, wie unwohl er sich in ihrer Welt fühlen würde. Also hatte sie beschlossen, in seiner zu leben. Ich mochte diese Frau, die das Glück durch den Mann gefunden hatte, der sie liebte - und nicht durch das, was er ihr vielleicht an materiellem Reichtum geben könnte.
„Die glücklichste Zeit meines Lebens habe ich mit ihr verbracht“, sagte Ralph. „Als sie starb, war es, als sei auch ein Teil von mir gestorben. Aber ich hatte ja die Jungs. Ich musste jetzt für sie da sein.“
Er blickte zu Boden, und ich blieb still. Schon oft hatte ich meine Eltern bei so einem ehelichen Ritual beobachtet. Dad war der Zuhörer und Mom die Erzählerin. Aber jetzt erst verstand ich dieses lange Schweigen, das in ihren Gesprächen auftreten konnte. Es war eigentlich gar nicht Schweigen, sondern Geduld und Liebe. Ich glaube, Liebe hat viel mit warten zu tun - darauf zu warten, dass dein Partner mit dir redet oder dich küsst oder zu dir nach Hause kommt.
Also wartete ich.
Er seufzte, und ich wusste, dass das ganze Gewicht der Erde auf seinen Schultern lastete. „Uns war nur so verdammt wenig Zeit zusammen vergönnt. Im Jahr 2006 ist sie gestorben. Michael und Stephen waren gerade ein
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