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Brombeersommer: Roman (German Edition)

Brombeersommer: Roman (German Edition)

Titel: Brombeersommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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»Dann muss keiner mehr raus. Es ist nur nicht so bequem.«
    Martin war etwas verlegen, sah zu Karl, der sofort einverstanden war, und nahm dann das Angebot gern an.
    »Geh nur als Erster ins Bad. Ich mache in der Zeit dein Bett«, lächelte Edith.
    Als er leise über den winzigen Flur zurück ins Wohnzimmer ging, kam sie ihm aus dem Schlafzimmer entgegen. Sie war barfuß und trug einen Morgenmantel, unter dem ihr cremefarbenes Nachthemd hervorsah. Nicht nur ihre Füße waren weich und rund.
    »Dann geh ich jetzt ins Bad«, sagte sie, und dann: »Ich freue mich sehr, dass wir uns kennengelernt haben. Schlaf gut!«
    »Du auch«, erwiderte er. »Schön, dass wir uns heute begegnet sind. Wenn ich mir einen Traum wünschen könnte, dann würde ich heute Nacht gern mit dir musizieren.«
    »Ja«, nickte Edith, »das wäre ein schöner Traum«, und schloss schnell die Badezimmertüre hinter sich.

28
     
    »Theo, hast du mal Zeit?«
    »Nee, Karl. Wir haben unheimlich viel Arbeit im Büro.«
    »Theo   …«
    »Mensch, Karlemann, ich weiß doch, du hast ein Problem, wenn du so fragst. Also wann?«
    »Gehen wir auf ein Bier, morgen nach der Arbeit?«
    »Ist gut. Aber nicht vor sechs.«
    »In der Altstadtklause?«
    »In der Altstadtklause.«
     
    Theo war sogar pünktlich.
    »Ich habe Briefe gefunden«, sagte Karl, kaum dass das Bier vor ihnen stand. »Von Martin Imrod an Edith.«
    »Erst mal Prost«, sagte Theo. »Und wer ist Martin Imrod?«
    »Den kennst du nicht. Ein Kamerad, der mit mir beim z. b. V.7 war. Ich mochte ihn immer sehr. Er hat uns besucht, als ihr am Bodensee wart.«
    »Und jetzt schreibt er deiner Frau Briefe und dir nicht.«
    »Mensch, mach keine Witze. Es sind leidenschaftliche Briefe. Sie haben sich offenbar wiedergesehen. Ich dachte, Edith hätte ihre Mutter und Schwester besucht. Das hat sie wenigstens behauptet. Beide sprechen davon, dass sie zusammenleben wollen.«
    »Sie hat dir also noch gar nichts davon erzählt?«, fragte Theo. Es war eine rhetorische Frage, er versuchte nur, Zeit zu gewinnen.
    »Nein«, antwortete Karl, »gesagt hat sie mir nichts. Ich habe schon gesehen, dass sie irgendwie aufeinander fliegen, wegen der Literatur und der Musik. Aber   … aber ich bin doch aus allen Wolken gefallen.«
    »Was wegen der Literatur und der Musik?«, hakte Theo nach.
    »Na, er ist gebildeter als ich. Er spielt Geige, hat Literatur studiert. Edith meint doch, ein Mann, der nur die Volksschule besucht hat, passt nicht zu ihr.«
    »Nun mach mal halblang, ja? Jetzt grab mal deinen Zorn aus und lass ihn ans Licht. Das Ganze ist eine Schweinerei, basta. Deine Frau betrügt dich mit deinem Kriegskameraden Martin. Sie planen die Trennung, und du erfährst aus Briefen davon. Und dazu sagst du nur, alles meine Schuld, weil ich die falsche Schulbildung habe?« Theo zeigte Karl einen Vogel.
    »Aber es stimmt schon«, sagte Karl. »Ich habe von vielem keine Ahnung. Edith weiß tatsächlich viel mehr als ich.«
    »Karl, jetzt hör mir mal gut zu. Ich weiß auch mehr als du. Aber bin ich deshalb klüger?«
    Da musste Karl doch grinsen. »Du bist zwar ein fleißiger und ehrgeiziger, aber ansonsten dummer Hund«, sagte er und war in diesem Moment einfach glücklich, dass Theo sein Freund war.
    Theo grinste auch. »Eben. Ich sage dir jetzt mal was. Diese Frau, die ich durchaus gut leiden kann, wird nicht bei dir bleiben. Und wenn sie jetzt nicht geht, geht siespäter. Das ist nichts mit euch beiden, und es wird auch nichts. Sei froh, dass es jetzt passiert und nicht in fünf oder zehn Jahren. Und dass kein Kind da ist. Edith ist intelligent, sie hat Talent, sie sieht gut aus, sie hat ein Temperament wie die schönen Trakehner in ihrer Heimat, aber in einer Hinsicht kapiert sie gar nichts. Das, was sie will, kann ihr kein Mann verschaffen. Du kannst ihr viel geben, aber sie will was anderes. Sie könnte den Bundespräsidenten heiraten und wäre mit ihm immer noch unglücklich. Was sie hat, das will sie nicht, und was sie will, das hat sie nicht. Sie muss damit fertig werden, dass der Krieg viele unserer Träume und Vorstellungen kaputt gemacht hat. Da kannst du noch so viele Erwartungen an das Leben hegen, das Leben ist doch so, wie es ist. Lass sie gehen.«
    »Sag mal, musst du so brutal sein? So viel Nüchternheit hält ja kein Schwein aus. Die Menschen sind doch nicht so gradlinig und einfach, wie du denkst. Das geht nicht, verstehst du, dass ich einfach sage, weil Edith mich betrügt, liebe ich sie nicht

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