Bronwyn Jameson
schüttelte bewundernd den Kopf. „Passt exzellent zu Ihrem Teint und Ihrer Haarfarbe. Mit hochgestecktem Haar, dazu vielleicht ein schlichtes, elegantes trägerloses Kleid, weiß oder silber … Was meinen Sie?“
Jessica hatte recht. Das Stück war wunderschön und stand Kimberley ausgezeichnet. Während sie sich im Spiegel betrachtete, fiel ihr wieder auf, dass Jessica irgendwie bedrückt war. Jessica Cotter. Plötzlich fiel ihr wieder ein, warum ihr der Name bekannt vorkam. Nicht aus der Schulzeit, sondern von der Passagierliste des Flugzeugs, mit dem ihr Vater abgestürzt war. Ursprünglich hatte Jessica mitfliegen sollen, hatte dann aber aus noch ungeklärten Gründen ihren Platz Marise überlassen.
Kein Wunder, dass ihr Lächeln aufgesetzt wirkte. Sie war dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen.
Als hätte sie Kimberleys prüfenden Blick bemerkt, senkte Jessica die Augen und legte den Schmuck wieder zurück auf das Samttablett. „Entschuldigen Sie, ich kann mich immer schlecht bremsen, wenn ich jemandem begegne, der meine Begeisterung für schönen Schmuck teilt.“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, ich habe an etwas ganz anderes gedacht. Ich war mit meinen Gedanken weit weg.“
Jetzt hob Jessica wieder den Blick und sah Kimberley ernst an. „Ms. Blackstone, es tut mir so leid … der Verlust … es muss eine schreckliche Zeit für Sie sein. Immer noch weiß man nichts Genaues und dann die fürchterlichen Sachen, die in den Zeitungen stehen. Das alles ist sicher sehr schwierig für Sie und Ihre Familie.“
„Danke.“ Kimberley lächelte, dann blickte sie auf ihre Uhr. „Aber jetzt habe ich Sie lange genug aufgehalten. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie sich für mich so viel Zeit genommen haben. Es hat mir viel Freude gemacht.“
„Mir auch.“
„Ich war bestimmt nicht das letzte Mal hier.“ Kimberley hängte sich die Tasche über die Schulter. „Und das nächste Mal können Sie mich sicher überreden, die Kette zu kaufen.“
Jessica lächelte, aber ihre Augen blieben ernst. Irgendetwas quält sie, dachte Kimberley, während sie die Treppe herunterging. Irgendetwas muss geschehen sein, sodass sie nicht mitgeflogen ist. Und nun fühlt sie sich offenbar schuldig, dass sie noch am Leben ist.
Tief in Gedanken versunken, wäre sie fast mit Ryan zusammengestoßen, der in diesem Augenblick die Tür von außen aufstieß. Sie schwankte, und er hielt sie an den Oberarmen fest, während er kurz einen Blick über ihre Schulter warf, als wollte er sich vergewissern, dass sie allein waren.
„Was tust du hier?“, fuhr er sie an.
„Auch dir einen wunderschönen Tag, kleiner Bruder“, erwiderte Kimberley gelassen.
Seine Miene entspannte sich, als ginge ihm erst jetzt auf, was ihre Anwesenheit in einem Blackstone-Laden bedeuten könnte. „Hier hätte ich dich nun sicher nicht vermutet. Was hast du vor, Kim?“
8. KAPITEL
„Nichts Besonderes.“
Nachdem Kimberley Ryan gestanden hatte, dass sie daran interessiert war, das Unternehmen etwas genauer kennenzulernen, und sich deshalb den Laden angesehen hatte, nahm er sie mit in die Zentrale. Er führte sie überall herum, hielt sich aber mit Kommentaren zurück, was Kimberley sehr entgegenkam, da sie sich ihre eigene Meinung bilden wollte.
Als sie in dem Expressaufzug zum oberen Stockwerk fuhren, wo die Geschäftsleitung ihre Büros hatte, wurde Kimberley ganz flau im Magen, was allerdings weniger an der immensen Geschwindigkeit lag. Vielmehr wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie gleich Ric wiedersehen würde. Sie ärgerte sich über ihre Reaktion, denn offensichtlich war sie nicht in der Lage, Berufliches und Privates zu trennen. Ric war in dem Punkt immer sehr viel besser als sie gewesen.
Der Aufzug hielt ein paar Stockwerke vor ihrem eigentlichen Ziel, und Patrice Moore, eine Mitarbeiterin aus der Finanzabteilung, trat ein. Kimberley erinnerte sich noch sehr genau an sie, denn Patrice hatte ihr damals bei der Kostenaufstellung geholfen, als sie den Plan der Einzelhandelskette ausarbeitete.
Patrice lächelte sie herzlich an. „Ich habe gehört, dass Sie hier sind. Wie schön, Sie zu sehen, trotz der traurigen Umstände.“
„Danke. Ich freue mich, dass Sie noch hier arbeiten.“
„Warum nicht?“ Patrice sah sie erstaunt an. „Es geht mir doch gut hier.“
Der Fahrstuhl hielt im obersten Stockwerk, die Türen öffneten sich.
„Wiedersehen!“ Patrice winkte den beiden anderen noch einmal lächelnd zu und ging dann den
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