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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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würde. Wie kannst du glauben, ich könnte zu ihm zurück, nachdem ich dir begegnet bin?
    Gib acht, daß du nicht ins Wasser fällst. HL
     
    Daheim auf dem Aventin fand ich bisweilen Liebesbriefe unter meiner Fußmatte. Ich hatte es mir zur Regel gemacht, belastende Korrespondenz niemals aufzuheben. Aber ich hatte das Gefühl, wenn meine schmerzensbleichen Nachkommen in vierzig Jahren meine persönliche Hinterlassenschaft ordneten, dann würden sie, in Leinen eingeschlagen und zwischen Siegelwachs und Griffelkasten versteckt, diesen Brief finden.

LXIII
    Die Tatsache, daß er um meinen Besuch gebeten hatte, hieß noch lange nicht, daß Aemilius Rufus daheim sein würde. Er war den ganzen Tag bei Gericht. Aus reiner Höflichkeit aß ich in seinem Haus zu Mittag, während ich auf ihn wartete. Rufus war klug und aß auswärts.
    Endlich geruhte Rufus heimzukehren. Ich steckte den Kopf zur Tür hinaus. Er sprach mit einem Fackelträger, einem gutaussehenden illyrischen Sklaven, der auf der Eingangstreppe kauerte und den Dochthalter einer bemerkenswerten Laterne putzte; sie hatte bronzene Tragketten, glanzlose Hornwände zum Schutz der Flamme und einen abnehmbaren Deckel, in den Luftlöcher gebohrt waren.
    »Sieh da, Falco!« Rufus war nach seinem guten Mittagessen so liebenswürdig wie unsicher auf den Beinen. »Na, bewundern Sie meinen Sklaven?«
    »Nein, Magistrat. Ich bewundere seine Lampe!«
    Wir wechselten einen neckischen Blick.
    Er führte mich in sein Arbeitszimmer. Wenigstens dieser Raum hatte ein bißchen Atmosphäre; Rufus sammelte hier die Souvenirs von seinen Auslandsreisen: wunderliche Gurden, Stammesspeere, Schiffsflaggen, mottenzerfressene Trommeln – die Art Plunder, hinter denen mein Bruder Festus und ich als Jungen her waren, bevor wir uns auf Wein und Weiber umstellten. Rufus bot mir etwas zu trinken an; ich lehnte dankend ab, und da auch er nichts nahm, wurde er langsam wieder nüchtern. Er warf sich auf einen Diwan und gönnte mir den Blick auf sein Profil und die goldschimmernden Reflexe in seinem Haar. Der Gedanke an die Frauen und mehr noch an die Art Männer, auf die sie fliegen, ließ mich verdrossen seufzen. Ich hockte mich auf einen niederen Schemel.
    »Sie wollten mich sprechen, Magistrat«, erinnerte ich ihn geduldig.
    »Ja, allerdings! Didius Falco, es ist merkwürdig, aber wenn Sie da sind, kommt Leben ins Haus!« Viele Leute behaupten das; kann mir nicht denken, warum.
    »Geht es um Crispus, Magistrat?«
    Vielleicht versuchte er noch immer, mit Crispus ins Geschäft zu kommen, denn er überging meine Frage. Den nächsten Gedanken unterdrückte ich rasch wieder: daß seine Schwester mich bei Rufus angeschwärzt haben könnte. »Ich hatte Besuch im Amt«, beklagte er sich. Magistrate in langweiligen Städten wie Herculaneum erwarten ein ruhiges Leben. »Sagt der Name Gordianus Ihnen etwas?«
    » Curtius Gordianus«, berichtigte ich vorsichtig, »ist der neugewählte Oberpriester des Heratempels in Paestum.«
    »Ich sehe, Sie sind auf dem laufenden!«
    »Ein guter Privatermittler liest den Forum- Anzeiger . Gordianus kenne ich allerdings persönlich. Was wollte er von Ihnen?«
    »Er verlangt, daß ich jemanden verhafte.«
    Wie ein eiserner Ring legte sich die Beklemmung um meine Brust. »Atius Pertinax?«
    »Dann ist es also wahr?« fragte Rufus wachsam, »Pertinax Marcellus lebt?«
    »Ja, leider. Als die Parze seinen Lebensfaden durchschneiden wollte, hat irgendein Trottel sie am Ellbogen gepackt. Haben Sie auf dem Bankett davon erfahren?«
    »Crispus machte so eine Andeutung.«
    »Das sieht ihm ähnlich! Dabei hatte ich gehofft, ihn und Pertinax gegeneinander ausspielen zu können … genau das hatten Sie auch vor, oder?«
    Er grinste. »Gordianus scheint fest entschlossen, die Dinge zu verkomplizieren.«
    »Ja. Darauf hätte ich gefaßt sein müssen.« Dieser neuerliche Streich des Oberpriesters paßte zu seiner Sturheit. Und jetzt, da der Magistrat Gordianus erwähnt hatte, wußte ich auch, wer die zwei seltsamen Schatten letzte Nacht gewesen waren. »Er hat zwei Späher losgeschickt, die Pertinax rund um die Uhr bewachen.«
    »Heißt das, Sie haben ihn gesehen?«
    »Nein, die beiden.«
    Der Magistrat musterte mich skeptisch. »Gordianus hat mir da eine aberwitzige Geschichte aufgetischt. Können Sie Licht ins Dunkel bringen, Falco?«
    Ich konnte. Und ich tat es.
    Als ich zu Ende war, pfiff Rufus leise vor sich hin. Er stellte mir vernünftige, juristische Fragen und war danach mit mir

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