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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu sammeln. In einem rechteckigen Teich mit Marmoreinfassung stand eine anmutige Figurine. Alles in diesem Haus atmete Tradition und Würde. Zur Rechten stand der Tresor. Links war ein kleiner Altar für die Hausgötter aufgebaut, vor den jemand ein Sträußchen mit blauen und weißen Blumen gestellt hatte.
    »Wie heißen Sie?«
    »Didius Falco.« Fünf, sechs Sklaven kamen herbeigeeilt, hielten sich aber in respektvoller Entfernung, als sie uns beide miteinander reden sahen. Plötzlich war ich mir sicher. Lächelnd blickte ich zu dem hochgewachsenen Mann auf. »Und Sie müssen Caprenius Marcellus sein, verehrter Konsul!«
    Er war bloß ein alter Brummbär in einer groben wollenen Tunika. Ich hätte mich geirrt haben können. Da er nicht widersprach, hatte ich recht.
    Der Ex-Konsul musterte mich über seinen Gesichtserker hinweg. Ich hätte gern gewußt, ob er schon von mir gehört hatte; sein strenges, asketisches Gesicht verriet nichts.
    »Ich bin Privatermittler und komme im Auftrag des Kaisers …«
    »Das ist keine Empfehlung!« Als er jetzt sprach, waren die sauberen Vokale und die korrekte Betonung des Gebildeten deutlich hörbar.
    »Verzeihen Sie, daß ich einfach so hereinplatze. Aber da sind ein, zwei Dinge, über die ich mit Ihnen reden müßte …« Er wurde zusehends abweisender. Seine Sklaven rückten diskret näher; gleich würde er mich hinauswerfen lassen. Rasch, bevor Marcellus ihnen ein Zeichen geben konnte, ackerte ich mich weiter vor. »Falls es Sie interessiert«, rief ich, froh über diese glückliche Eingebung, »Ihre Schwiegertochter war erst vor kurzem meine Klientin …«
    Ich hatte gehört, daß er Helena sehr mochte, aber seine Reaktion verblüffte mich doch. »Wenn das so ist«, antwortete der Konsul kühl und nahm mir den Krug aus der Hand, »dann folgen Sie mir bitte.«
    Das Gehen fiel ihm jetzt offenbar leichter, denn er schritt rüstig am Lararium vorbei, wo seine munteren Hausgötter mit ihren bronzebeschuhten Zehen auf das knospende Bukett deuteten, das ein frommes Familienmitglied auf ihren Altar gestellt hatte. Keine zwei Minuten später ahnte ich, wer das gewesen war. Wir betraten ein Nebenzimmer. Von dort führte eine Flügeltür hinaus in einen ummauerten Garten, wo ein niedriger Tisch zu einem Imbiß gedeckt war.
    Mindestens zehn Haussklaven standen, eine Serviette über dem Arm, zwischen den Pflanzenkübeln in Bereitschaft. Ich wurde freilich nicht ans kalte Bufett gebeten. Der Ex-Konsul hatte an dem Tag zwar einen Gast, aber der bekleidete einen weit höheren Rang als ich.
    Vor einem grauen Marmorpiedestal arrangierte eine junge Frau ein Blumengebinde; sie stand mit dem Rücken zu uns, aber ihren raschen, sicheren Handgriffen merkte man an, daß ein Strauß, den sie einmal gesteckt hatte, auch so blieb. Ich erkannte die weich geschwungene Nackenlinie. Sie hörte uns kommen. Ich hatte meine Gesichtsmuskeln darauf trainiert, niemals Staunen zu zeigen, aber ein Lächeln, unter dem meine ausgedörrten Lippen aufplatzten, brach sich Bahn, noch ehe die Dame sich umwandte.
    Es war Helena Justina.
    Wir waren beide gleich groß. Ich konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, in diese streitlustigen Augen blicken. Meine Beine waren trotzdem auf einmal wie aus Watte.
    Seit ich sie zuletzt gesehen hatte, hatte die Landluft ihre klare Haut gebräunt und ihr Haar war satt rot gefärbt. Etwas so Natürliches wie Landluft war dabei allerdings nicht im Spiel gewesen. Heute trug sie die Haare mit Bändern zu einer hinreißend schlichten Frisur hochgesteckt, die die zwei, drei Zofen bestimmt anderthalb Stunden und mehrere Anläufe gekostet hatte. Sie war ganz in Weiß. Ihr Kleid wirkte so frisch und duftig wie eine Lilienblüte, die sich eben unter den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages entfaltet, und seine Trägerin, deren Reize es überaus vorteilhaft zur Geltung brachte, zog meine Aufmerksamkeit an, wie Pollen die Bienen ködert.
    »Juno und Minerva!« rief sie dem Konsul wütend entgegen. »Wer ist denn das? Ihr Rattenfänger – oder bloß eine verirrte Wanderratte?«
    Alle Farben im Raum leuchteten heller, als ihre Stimme erklang.

XXXI
    Jetzt zappelte ich wirklich am Haken. Wenn Helena sich von ihren Gefühlen mitreißen ließ, hatte ihr Gesicht mehr Glanz und Ausdruck als manche hochgerühmte Schönheit. Mein Herz schlug rascher und rascher und machte keine Anstalten, sich zu beruhigen.
    »Dieser Eindringling behauptet, du würdest für ihn bürgen.« Marcellus schien daran zu

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