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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Mein Neffe saß da und drückte seine Pickel aus, indes Nero, der einen Schwarm Schmeißfliegen mitgebracht hatte, sich an der sauber geschnittenen Rasenkante gütlich tat.
    Ihre Durchlaucht und ich standen nebeneinander auf dem Treppenabsatz. Ihr Parfum hämmerte so raffiniert auf meine Sinne ein wie ein Bronzeschlegel auf einen getriebenen Gong. Ich fürchtete schon, sie würde wieder auf das Begräbnis ihres Onkels zu sprechen kommen. Sie erwähnte es mit keinem Wort, und doch spürte ich, daß ihr Zorn immer noch dicht unter der Oberfläche schwelte. »Auf Urlaub hier?« fragte ich heiser.
    »Ich versuche bloß, dir aus dem Weg zu gehen!« versetzte sie schlagfertig.
    Na schön; wenn das ihre Einstellung war – »Also dann … danke, daß du mich zu meinem Ochsen begleitet hast …«
    »Sei doch nicht gleich so empfindlich! Ich bin hergekommen, um meinen Schwiegervater zu trösten.«
    Sie hatte sich nicht nach mir erkundigt, aber ich informierte sie trotzdem. » Ich versuche, Aufidius Crispus aufzuspüren – im Auftrage des Kaisers.«
    »Arbeitest du gern für ihn?«
    »Nein.«
    Ihre Durchlaucht krauste die Stirn und legte den Kopf schief. »Unzufrieden?«
    »Darüber spreche ich nicht«, versetzte ich schroff – um dann, weil es Helena war, auf der Stelle einzulenken: »Es ist hoffnungslos. Der Palast mag mich ebensowenig wie ich ihn. Jeder Auftrag, den ich kriege, ist Dreckarbeit …«
    »Wirst du die Stellung aufgeben?«
    »Nein.« Schließlich hatte ich mich ihr zuliebe ins Joch spannen lassen. »Hör zu, tust du mir einen Gefallen und sagst Marcellus nicht, wie ich mit seinem Sohn stand?«
    »Ach, ich verstehe!« entrüstete sich Helena Justina. »Der Konsul ist ein hinfälliger alter Mann, kann kaum noch laufen, und da …«
    »Reg dich ab. Ich will den alten Knacker ja gar nicht belästigen …« Ein Koloß von einem Diener war aus dem Haus getreten und sagte zu Helena, Marcellus habe ihn geschickt, und er bringe ihr einen Parasol zum Schutz gegen die starke Sonne.
    Ich wies frostig darauf hin, daß wir im Schatten ständen. Der Sklave rührte sich nicht.
    Meine Geduld war fast am Ende.
    »Gnädigste, meine Umgangsformen mögen ja vielleicht nicht besser sein als die einer Küchenschabe in einem Mauerspalt, aber Sie brauchen trotzdem keinen Leibwächter, wenn Sie sich mit mir unterhalten!« Ihr Gesicht erstarrte.
    »Warte dort drüben!« bat Helena Justina den Diener; der sah sie trotzig an, schlurfte aber außer Hörweite.
    »Und du hör auf, den wilden Mann zu markieren!« befahl sie mir mit einer Stimme, die Kristallglas hätte schneiden können.
    Ich beherrschte mich. »Also, was will dein Vater?«
    »Dir für die Statue danken.« Ich zuckte die Achseln. Helena sah mich prüfend an. »Falco, ich weiß, wo diese Statue gestanden hat. Sag mir, wie du an sie gekommen bist!«
    »Mit der Statue hat alles seine Richtigkeit.« Daß sie sich in alles einmischte, machte mich allmählich wütend. »Es ist eine gute Arbeit, und dein Vater wird sie, denke ich, am besten zu würdigen wissen. Hat sie ihm übrigens gefallen?«
    »Mein Vater hat sie selbst in Auftrag gegeben. Als Geschenk für meinen Mann …« Sie verschränkte die Arme und wurde rot. Helena machte immer noch ein besorgtes Gesicht. Endlich dämmerte mir, warum: Sie fürchtete, ich hätte das Ding gestohlen!
    »Tut mir leid, daß ich dir deine Illusionen rauben muß. Aber ich war zufällig ganz legal im Haus deines Ex-Mannes!«
    Auf einmal hatte ich es sehr eilig und hastete die Stufen hinunter. Helena folgte mir. Ich wollte eben auf den Ochsenkarren klettern, da hörte ich sie leise fragen: »Warum suchst du diesen Barnabas? Geht es wirklich um eine Erbschaft?«
    »Nein.«
    »Hat er etwas verbrochen, Falco?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Was Ernstes?«
    »Kommt drauf an, ob man Mord ernst nimmt.«
    Sie biß sich auf die Lippe. »Soll ich mich mal für dich umhören?«
    »Nein, du hältst dich da besser raus.« Ich zwang mich, sie anzusehen. »Nimm dich in acht, Helena! Barnabas hat schon mindestens ein Menschenleben auf dem Gewissen – und es kann gut sein, daß er noch nicht zufrieden ist.« Er könnte zum Beispiel mir nach dem Leben trachten, aber das verschwieg ich lieber. Es hätte sie beunruhigen können. Vielleicht auch nicht – und das wäre schlimmer gewesen.
    Wir standen jetzt in der prallen Sonne, und der Tölpel mit ihrem Parasol hatte einen Vorwand, uns nachzusteigen. Ich wandte mich zum Gehen, flüsterte ihr aber rasch noch zu: »Wenn

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